Mit dem Stäbchen in die Nase

Mit dem Stäbchen in die Nase
Foto: Christoph Soeder/dpa

Seit dieser Woche gibt es neue Regeln für Corona-Tests an Grundschulen – So funktionieren sie

Die Aufregung an den Grundschulen ist groß: Am Dienstagabend hat die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen bekannt gegeben, dass die Corona-Tests an den Schulen anders ablaufen sollen als bisher. Wie soll das gehen? Und warum wurden die Test-Verfahren verändert?

Wie war die Regelung bisher?

Mindestens zwei Mal pro Woche wurden die Kinder in den Grundschulen bisher mit Lolli-Tests getestet. Wie das funktioniert, weißt du natürlich: Stäbchen in den Mund, darauf herumlutschen, der Lehrerin geben, fertig. Dann hat ein Labor alle Tests auf einmal ausgewertet. Hat sich gezeigt, dass ein Test aus dieser Gruppe positiv war, also dass sich ein Kind angesteckt hatte, musstest du einen weiteren Lolli-Test machen – der wurde dann alleine ausgewertet. So konnte man ganz genau sehen, welches Kind sich angesteckt hatte.

Weil das aber manchmal ein paar Tage gedauert hat, gab es seit Anfang des Jahres eine neue Regelung: Statt einem Test hast du nun gleich zwei abgegeben. Der Vorteil: Wenn sich herausgestellt hat, dass sich jemand aus der Gruppe angesteckt hatte, konnte das Labor direkt die einzelnen Tests kontrollieren – und herausfinden, wer krank ist.

Was hat sich geändert?

Die neue Regelung sieht nun vor, dass du wieder nur noch einen Lolli-Test abgibst. Ein Labor wertet den Gruppen-Test aus. Doch nun kommt der Unterschied: Stellt sich heraus, dass der Gruppen-Test positiv war, gibt es keinen zweiten Lolli-Test mehr. Stattdessen können alle Kinder am nächsten Tag wieder in die Schule kommen und bekommen dort von ihrer Lehrerin einen Schnelltest: Die Kinder machen den Test in der Nase selbst in der Klasse. Das Kind, das sich angesteckt hat, muss dann schnellstmöglich von seinen Eltern abgeholt werden. Dabei könnte es passieren, dass das kranke Kind noch jemand anderen ansteckt. Deswegen bittet das Schulministerium die Eltern, vor der Schule mit dem Kind zu einem Test-Zentrum zu fahren und dort einen Test machen zu lassen. Ist der positiv, muss das Kind natürlich zu Hause bleiben. Puh, das klingt kompliziert!

Warum wurde alles geändert?

Das liegt daran, dass das Corona-Virus sich verändert hat. Die veränderte Form heißt „Omikron-Variante“. Das Gute an ihr ist, dass die meisten Leute davon nicht so schlimm krank werden. Das gilt vor allem für Kinder, sie merken oft nicht mal, dass sie sich angesteckt haben. Gleichzeitig ist Corona jetzt aber ansteckender als im Herbst. Das sieht man an den Zahlen: Immer mehr Leute bekommen Corona, am Donnerstagmorgen hatten sich so viele Leute wie noch nie zuvor angesteckt.

Was ist ein PCR-Test?

Und weil immer mehr Leute Kopfschmerzen oder Husten haben, oder jemanden kennen, der Corona hat, werden die sogenannten PCR-Tests knapp. Auch die Lolli-Tests gehören dazu. Das bedeutet: Anders als die Schnelltests zu Hause werden PCR-Tests mit einem komplizierten Verfahren in einem Labor ausgewertet. Deswegen sind die Ergebnisse dieser Tests besonders sicher. Aber man braucht eben auch genügend Tests und Menschen in Laboren, die diese Tests auswerten können. Und die Labore schaffen die große Menge nicht mehr.

Wie geht es weiter?

Deswegen haben die Politiker beschlossen, dass nur noch bestimmte Gruppen die PCR-Tests bekommen sollen. Dazu gehören zum Beispiel Ärztinnen und Pfleger, die in Krankenhäusern arbeiten. Dass Grundschulkinder nicht dazu gehören, regt viele Lehrer und Eltern auf. Eine Lehrerin sagt: „Meine Kinder in der ersten Klasse können das mit den Schnelltests noch gar nicht richtig.“ Außerdem findet sie, dass es sehr lange dauert, die Tests zu machen. „In dieser Zeit würde ich lieber unterrichten.“ Experten fordern nun, dass Fachkräfte, zum Beispiel Arzthelferinnen, in die Schulen kommen sollen, um die Kinder zu testen. Aber am liebsten wäre es ihnen natürlich, wenn es den zweiten Lolli-Test wieder gäbe.

von Angela Sommersberg