Gleiche Schrift, gleiche Aufgaben 

Gleiche Schrift, gleiche Aufgaben 
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Kennst du ein Kind, das in einem anderen Bundesland zur Schule geht? Vielleicht Freunde oder Cousinen und Cousins von dir? Dann ist dir bestimmt etwas aufgefallen: Es ist alles etwas anders als bei dir im Unterricht – vielleicht haben sie andere Fächer oder sprechen im Unterricht über andere Themen. Das liegt daran, dass jedes Bundesland seine eigenen Regeln für die Schulen macht.

Doch in der vergangenen Woche haben die Kultusminister beschlossen: All diese einzelnen Systeme in den Ländern sollen sich ähnlicher werden. Wir erklären dir, was sie genau besprochen haben.

Was wird sich verändern?

Zum Beispiel haben die Minister vereinbart, dass alle Kinder in der Grundschule auch die verbundene Handschrift und nicht nur Druckschrift lernen sollen. Außerdem gibt es nun eine Regel, wie viele Stunden jedes Kind die Fächer Deutsch und Mathe haben muss.

Für ältere Schüler ändert sich unter anderem, dass ab dem Jahr 2023 die Hälfte aller Abitur-Aufgaben in Deutschland einheitlich sein sollen – erst einmal in Fächern wie Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache.

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Was bringt das?

Stell dir vor, du und deine Familie ziehen in ein anderes Bundesland um. Das heißt, du müsstest auch die Schule wechseln. Wenn die anderen Kinder in der Grundschule alle Schreibschrift gelernt haben und du nicht, wäre das ziemlich doof für dich. Du müsstest sie vermutlich nachträglich lernen. Indem solche Dinge nun einheitlich geregelt sind, werden nicht nur Umzüge für Familien einfacher. Am Ende deiner Schulzeit kann dein Schulabschluss auch besser mit dem eines Kindes aus beispielsweise Brandenburg verglichen werden. Das ist für dich vielleicht noch ein bisschen hin – aber dann könnte zum Beispiel eine Universität in Bayern oder der Bäckermeister in NRW besser entscheiden, wer den Studienplatz oder die Ausbildungsstelle bekommt.

Und nicht nur für dich wird es fairer: Auch Lehrer können dann einfacher an eine Schule wechseln, die in einem anderen Bundesland liegt.

Warum entscheidet jedes Land selbst?

Dass in Deutschland jedes Bundesland andere Regeln für die Schulen hat, klingt nach einem großen Chaos. Es gibt aber auch Vorteile an diesem föderalen System – so nennt man es, wenn einzelne Gruppen selbst über etwas entscheiden, aber gemeinsam zu etwas großem Ganzen gehören. So wie eben die Bundesländer alle Teil der Bundesrepublik Deutschland sind.

Zum Beispiel ist es einfacher, Änderungen durchzusetzen – denn sie betreffen viel weniger Menschen. So können sich die Politiker schneller einigen. Außerdem ist es praktisch, dass die Schulen ihren Unterricht je nach ihrer Region ausrichten können. Ein Beispiel ist, dass die Kinder im Saarland meist als erste Fremdsprache Französisch lernen – schließlich grenzt das Bundesland direkt an Frankreich. In anderen Schulen ist die erste Fremdsprache oft Englisch.

Was heißt das alles?

Bis sich die Kulturminister über diese sogenannte Ländervereinbarung einig waren, hat es ganz schön lange gedauert. Mehrere Jahre haben sie darüber diskutiert, wie und ob die Bildung für alle Kinder in Deutschland einheitlicher werden soll. Weil sie sich auf die neuen Regeln einigen konnten, hat die Präsidentin der Kultusministerkonferenz von einem „historischen Tag für die Bildung in Deutschland“ gesprochen.

Von Elisa Sobkowiak