Die Streitschlichter-Kinder

Die Streitschlichter-Kinder
Das neue Team. Bild: Simone Nörling

An der Grundschule Nibelungenstraße in Köln-Mauenheim schlichtet ein Team Konflikte

Manchmal gibt es Streit. Mit Geschwistern, mit Freunden, zu Hause und natürlich auch in der Schule. Dann ist es oft gar nicht so leicht, sich wieder miteinander zu vertragen. Toll, wenn in solchen Momenten jemand seine Hilfe anbietet. In vielen Schulen gibt es Kinder, die dazu ausgebildet werden, Streit auf dem Schulhof zu schlichten. Duda hat zehn Mädchen und Jungen an der Grundschule Nibelungenstraße in Köln-Mauenheim besucht, die in diesem Schuljahr als Streitschlichterinnen und Streitschlichter in den Pausen unterwegs sein werden.

Die Streitschlichter sind an ihren Westen erkennbar. Bild: Simone Nörling

Das neue Team

Emilya, Ida, Zoe, Mia, Juna, Jannis, Oskar, Anton, Berat und Ahmed sind seit diesem Sommer in der vierten Klasse – und sie bilden das neue Streitschlichter-Team an ihrer Grundschule. Noch ein paar Mal üben, dann werden sie, jeweils zu zweit, an einem Tag in der Woche als Streitschlichter in den Pausen im Einsatz sein. „Wir sind ganz schön aufgeregt vor dem ersten Mal!“, da sind sich alle zehn einig. Zusammen mit Miata Wappler, der Schulsozialarbeiterin, treffen sie sich wöchentlich, um zu lernen, wie man Streit aus der Welt schaffen kann. Dabei hilft das „Handbuch für StreitschlichterInnen“, in dem die Kinder zum Beispiel Regeln für ein gutes Gespräch nachlesen, sich selbst als Streitschlichter malen und Konfliktsituationen und Lösungen dafür erarbeiten können.

Schulsozialarbeiterin Miata Wappler. Bild: Simone Nörling

Üben, üben, üben

Miata Wappler erklärt: „Wir müssen so oft wie möglich üben und das geht am besten im Rollenspiel.“ In kleinen, nachgespielten Szenen übernehmen die Kinder unterschiedliche Rollen, um zu lernen, wie man sich als Streitschlichter verhalten soll, wenn es Krach auf dem Schulhof gibt. Jannis und Emilya machen es vor: Sie sind dieses Mal die Streitschlichter, Ida und Oskar schlüpfen in die Rolle der streitenden Kinder. Kleine Zettel geben ihnen vor, warum es Ärger gibt. Alle anderen schauen zu und beobachten genau. Anschließend wird die Situation im Stuhlkreis besprochen. Was ist gut gelaufen? Worauf müssen die Streitschlichter-Kinder noch besser achten? Anton meint: „Ihr habt die anderen ausreden lassen und den Erzählball gut genutzt.“ Der Erzählball ist ein Hilfsmittel: Nur das Kind, das ihn in der Hand hält, darf sprechen. Der Ball wird immer wieder zu einem Streitschlichter-Kind zurückgegeben. So können diese das Gespräch lenken. „Ida, Oskar, ihr habt richtig gut Stress gemacht! Und ihr anderen beiden habt gut reagiert!“, wirft Miata Wappler ein und freut sich.

Miata Wappler spricht mit den Kindern. Bild: Simone Nörling

In der Gruppe arbeiten

Heute geht es um eine gute Begrüßung bei einer Konfliktsituation. Alle denken nach und sammeln Eigenschaften, die ein guter Streitschlichter, man sagt auch Mediator, haben sollte: freundlich sein, unparteiisch, vertrauensvoll, interessiert sein. In den Pausen werden die Streitschlichter-Kinder gelb leuchtende Westen tragen, damit alle sie erkennen. Solange es keinen Streit gibt, spielen sie ganz normal mit ihren Freundinnen und Freunden, aber wenn andere Kinder ihre Hilfe suchen, heißt es, das Spiel unterbrechen und mit ganzer Aufmerksamkeit zuhören. Nachdem die Streitschlichter die streitenden Kinder freundlich begrüßt haben, werden zunächst die Gesprächsregeln erklärt, denn die müssen alle einhalten, damit Streitschlichten überhaupt funktioniert. Dazu zählt zum Beispiel, dass alle ehrlich sind, jeder den anderen ausreden lässt und keiner beleidigt wird. Die Streitschlichter müssen also auf ganz schön viel achten. Zum Glück ist das zu zweit einfacher, als wenn man alleine ist.

 Gemeinsam Lösungen finden

Die Kinder merken, wie schwer es ist, neutral zu sein, also weder zum einen noch zum anderen zu halten. Wer darf zuerst sagen, was passiert ist? Juna schlägt vor „Schnick Schnack Schnuck“ zu spielen, Berat findet es gut, das Kind anfangen zu lassen, dessen Name zuerst im Alphabet kommt. Schließlich hat jemand die Idee, eine Münze zu werfen. So finden die Kinder gemeinsam Lösungen, üben sie im Rollenspiel und sind gut gewappnet, um auf dem Schulhof anderen zu helfen. Mia erzählt: „Als ich noch in den jüngeren Klassen war, hab‘ ich mich manchmal auch mit anderen Mädchen gestritten. Dann haben uns die Streitschlichter geholfen, eine Lösung zu finden. Das fand ich toll. Als Miata in unserer Klasse war und gefragt hat, wer Streitschlichter werden möchte, hab‘ ich gleich Ja gesagt!“ Oskar und Anton ergänzen: „Wir verstehen die Kinder besser als die Lehrer, die Aufsicht haben. Wir schimpfen nicht und wir geben auch keinen Eintrag in den Schulplaner.“

Von Simone Nörling