Von Berlin nach Paris ohne Platten

Jeden Abend sind die Beine schlapp. Schließlich mussten sie einige Stunden in die Pedalen treten. Denn für Finn Huwald ging es mit dem Rad von Berlin bis nach Paris im Land Frankreich.
Fünf T-Shirts oder doch nur drei? Jedes Gramm zählt. Denn ich muss alles auf dem Rad bis nach Paris transportieren. Das sind mehr als 1000 Kilometer von Berlin aus.
Die Reise startet deshalb für mich nicht mit der ersten Etappe, sondern schon mit dem Packen und Planen: Welcher Kocher, welches Zelt? Wie lange fahre ich pro Tag? Ich muss an einiges denken. Die wohl wichtigste Frage für mich: Fahre ich alleine oder mit jemandem zusammen? Am Ende heißt es: einen kleinen Teil mit meinem Vater und den Rest alleine.
Die erste lange Tour
Für mich ist es die erste wirklich lange Fahrradtour und damit ein Abenteuer. Ich weiß nicht, was auf mich zukommt: welche tollen Erlebnisse ich haben werde, aber auch, welche Hindernisse es geben wird.
An einem sonnigen Sommertag geht es in Berlin los mit sieben Taschen. Das meiste Gepäck ist hinten am Gepäckträger verstaut. Die Taschen sind prall gefüllt, aber nur mit dem Nötigsten. So nehme ich nur eine halbe Isomatte zum Schlafen mit. Ein besonders kleiner und leichter Kocher ist für mich wichtig, damit ich mir abends etwas kochen kann. Denn ich brauche viel Energie.
Schutz im Zelt
Ein kleines Zelt schützt mich vor Wind und Regen in der Nacht. Das baue ich immer auf Campingplätzen am Wegesrand auf.
Dort werde ich schon früh am Morgen wach. Die Helligkeit der Sonne weckt mich. Das schönste Geräusch morgens im Schlafsack ist die Stille. Es bedeutet: kein Wind, kein Regen. Das ist perfekt für einen langen Tag auf dem Sattel. Denn der Wind kann mein härtester Gegner sein, wenn er von vorne kommt.

Der Fluss Rhein bildet teilweise die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Hier ist Platz für das Zelt. Foto: Finn Huwald/dpa
Unterwegs habe ich nicht viel zu essen: zwei Brötchen, Müsliriegel und vielleicht noch ein paar Kekse. Was nicht fehlen darf: Traubenzucker.
Zwischen 100 und 130 Kilometern sind meine Etappen lang. Da ich schnell unterwegs bin, sitze ich täglich etwa sechs Stunden auf dem Fahrrad.
Die Ruhe genießen
Ich schaue vom Sattel aus in die weite Natur, über Felder oder in Wälder. Ich genieße die Ruhe. Oder ich höre Musik. Unterwegs treffe ich viele Menschen. Eine nette Frau spricht mich während einer Pause an. Mit anderen Deutschen fahre ich zusammen einige Etappen. Schnell verstehen wir uns gut.

Nach mehr als 1300 Kilomentern am Ziel: Finn Huwald vor dem Eiffelturm in Paris. Foto: Finn Huwald/dpa
Lustig: Ich komme auch da vorbei, wo ich in der Grundschule meine Klassenfahrt hin gemacht habe: nach Hameln. Ich sehe auch viele spannende Dinge: zum Beispiel ein Dreiländereck. Das ist einer kleiner Berg, auf dem sich Deutschland, die Niederlande und Belgien treffen. Mit einem Schritt ist man von einem Land in einem anderen.
Das Ziel ist erreicht
Ein Abenteuer ist aber kein Abenteuer ohne Hindernisse. Am fünften Tag funktioniert mein Kocher nicht mehr. Um warme Nudeln zu bekommen, leihe ich mir bei anderen Campern einen Kocher. Auch der Gepäckträger geht kaputt. Ich kann ihn aber halbwegs mit Kabelbindern reparieren und so weiterfahren.
Der Höhepunkt der Tour ist zugleich mein Ziel: Paris. Nach vier Ländern, elf Etappen, 1313 Kilometern und etwa 67 Stunden auf dem Sattel, sehe ich das Wahrzeichen der Stadt vor meinen Augen: den Eiffelturm. Ich habe es geschafft!
Von Finn Huwald (dpa)