Der Superstar der Vogelwelt

Der Superstar der Vogelwelt
Nachtigall. Foto: wikipedia


Jedes Jahr im Frühling ist ein Superstar zu Gast in Deutschland. Ihn zu sehen, ist nicht einfach. Denn er ist scheu und hält sich extrem gut versteckt im dichten Gebüsch auf. Für einen Superstar sieht er mit seinem braunen Federkleid unscheinbar aus. Auffällig ist aber sein Gesang. Der ist nicht zu überhören und hat ihn so berühmt gemacht.

Der Superstar, um den es hier geht, ist die Nachtigall. Die Singvögel verbringen den Winter in Afrika. Zehntausende fliegen dann jedes Frühjahr zu uns, um sich zu paaren und ihre Jungen großzuziehen.

„Die Männchen kommen vor den Weibchen bei uns an“, sagt der Zoologe Valentin Amrhein. An vielen Orten ist die Luft deshalb jetzt erfüllt von ihrem Gesang. „Sie singen aber nicht nur nachts, wie es ihr Name vermuten lässt, sondern auch tagsüber.“

Warum ist die Nachtigall so berühmt für ihren Gesang?

Das liegt daran, dass ein Nachtigall-Männchen 200 oder sogar mehr unterschiedliche Strophen-Typen beherrscht. Stell’ dir das mal vor! „Diese Vielfalt macht den Nachtigall-Gesang so einzigartig“, sagt die Biologin Conny Landgraf.

Die einzelnen Abschnitte im Gesang sind unterschiedlich lang und die Höhe der Töne ist verschieden. Es gibt zum Beispiel sogenannte Trills, Pfeifer oder Schläge. Das Männchen kombiniert alles zu unterschiedlichen Strophen. Meist trägt der Vogel so eine Strophe für nur wenige Sekunden vor. Nach einer kleinen Pause beginnt er mit der nächsten. Das geht stundenlang so.

Nachtigallen sind berühmt für ihren Gesang mit vielen Strophen. Foto: DB BirdLife International/BirdLife_International/dpa

Warum ist der Gesang so wichtig?

Für die Vögel ist der Gesang sehr wichtig. Sie tauschen dabei Informationen aus. „Am Tag geht es wohl darum, die Reviere gegen andere Männchen abzustecken“, sagt Zoologe Valentin Amrhein. „Nachts singen die Männchen vor allem, um Weibchen anzulocken.“

Beginnt der Gesang immer zur gleichen Uhrzeit?

„In der Regel legen die Männchen ab etwa 23 Uhr mit dem Gesang los. Der dauert dann bis in den Morgen“, berichtet Conny Landgraf. Hat ein Männchen dann aber ein Weibchen gefunden, singt es nur noch tagsüber. Hört man also nachts eine Nachtigall, weiß man: Dieses Männchen ist noch auf der Suche nach einem Weibchen.

Wie treffen die Weibchen ihre Wahl?

Spannend ist: Die Weibchen lassen sich nicht auf das erstbeste Männchen ein. „Unsere Forschung hat gezeigt, dass die Weibchen bei ihrer Ankunft in der Nacht ein Männchen nach dem anderen besuchen“, sagt Experte Valentin Amrhein. Dort hocken sie jeweils etwa eine halbe Stunde. „Offensichtlich hören sie ihrem Gesang zu. Dann fliegen sie weiter.“ So lange, bis sie sich für ein Männchen entschieden haben.

Worauf achten die Weibchen?

Dabei ist für sie wohl nicht nur der einzelne Gesang eines Männchens wichtig. „Sie hören, wie ein Männchen im Gesangsduell mit anderen Männchen abschneidet“, sagt Conny Landgraf. Bei so einem Duell singt ein Nachtigall-Männchen eine Strophe, ein anderes antwortet auf diese Strophe. Manchmal fallen die Vögel sich dabei auch ins Wort.

Die Nachtigall sieht eher unscheinbar aus. Die Männchen dieser Vögel sind für ihren vielfältigen Gesang bekannt. Foto: Tina Dettmar/dpa

Was erfahren die Weibchen durch den Gesang?

Anhand der Vielfalt des Gesangs scheinen die Weibchen bestimmte Dinge zu erfahren, die ihnen bei der Auswahl eines Partners helfen. „Es sagt ihnen anscheinend etwas über die Gesundheit des Männchens, seine Erfahrenheit, die Qualität des Reviers und sogar, ob sie gute Väter sind und sich an der Brutpflege beteiligen“, sagt Biologin Conny Landgraf.

„Weil dieser Wettbewerb nachts passiert, wenn die meisten anderen Vögel ruhig sind, haben die Nachtigallen eine tolle Bühne, auf der sie zeigen können, was sie gesanglich so alles drauf haben.“ Also ganz genau so, wie es sich für echte Superstars gehört.

Bist du jetzt neugierig geworden bist, wie sich der Gesang der Nachtigall anhört? Dann kannst du ihn dir im Internet anhören unter:
http://dpaq.de/TgzF4

Von Silke Sullivan (dpa)