Den König der Tiere als besten Freund

Den König der Tiere als besten Freund
Foto: Jeroen Hofman

Der neue Film „Mia und der weiße Löwe“ hat eine wichtige Botschaft für dich

Hast du schon mal ein Mädchen getroffen, das mit einem Löwen befreundet ist? Nein? Dann kannst du dir das ab heute im Kino ansehen. Wir haben zum Filmstart von „Mia und der weiße Löwe“ mit Kevin Richardson gesprochen – er war bei den Dreharbeiten dabei.

Herr Richardson, der Film handelt von der Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Löwen. Ist das überhaupt möglich?
Ja, unter den richtigen Voraussetzungen. Die Beziehung zwischen Mia und dem Löwen ist echt. Sie hat sich über drei Jahre entwickelt. Das war uns wichtig, weil so die Botschaft des Films deutlicher rüberkommt. Denn es geht ja darum, dass Löwen für die Jagd verkauft werden. 

Foto: Jeroen Hofman

Sie haben die Löwen für den Film trainiert. Wie machen Sie das?
Ich arbeite seit ungefähr 20 Jahren mit Löwen. Mein Ziel ist aber nie, sie so zu trainieren, dass sie etwas Bestimmtes tun. Ich wollte immer, dass die Löwen Löwen bleiben können. Ich versuche, sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die für sie natürlich sind. Thor, der Löwe im Film, war der Chef: Er hat bestimmt, was gemacht werden kann.

Was ist für Sie so faszinierend an Löwen, dass sie seit 20 Jahren mit ihnen arbeiten?
Überall auf der Welt gibt es die Faszination für Löwen. Deswegen mögen wir Filme wie „Der König der Löwen“. Viele sehen Löwen nur als wilde Ungeheuer. Aber sie haben auch eine sanfte Seite. Sie haben all diese Kraft, aber sie wenden sie nicht gegen mich an, weil sie mich akzeptieren.

In einigen Szenen schläft Mia direkt neben dem Löwen. Wie haben Sie die Schauspielerin Daniah beschützt?
Die beste Sicherheit für Daniah war ihre Beziehung zu dem Löwen. Deswegen musste die sehr fest sein, Thor musste Daniah als Teil seiner Gruppe akzeptieren. Alles andere hat sich daraus ergeben. Wir haben drei Jahre lang drei Mal die Woche zusammen trainiert. Deswegen konnten wir die Situation gut einschätzen. Und natürlich habe ich Daniah beim Dreh nie aus den Augen gelassen.

Preisverleihung der Kinderfilmtage im Ruhrgebiet. Foto: Studiocanal

Wie haben Sie denn eine Schauspielerin gefunden, die mit einem Löwen befreundet sein kann?
Ich war bei den Castings dabei und habe ein Mädchen gesucht, das eine ruhige Ausstrahlung hat und nicht zu emotional wird. Das war das Wichtigste, alles andere konnten wir ihr beibringen.

Während des Films findet Mia heraus, dass ihr Vater sie betrügt und Löwen für die Jagd verkauft. Passiert so etwas wirklich in Südafrika?
Ja. Jeden Tag werden in Südafrika drei Löwen auf diese Weise erschossen. Jeden Tag. Zwischen 8000 und 12000 Löwen leben in Gefangenschaft und warten nur darauf, dass ihnen das passiert. Und das ist sogar erlaubt. Deswegen ist eine wichtige Botschaft des Films: Sich darüber bewusst zu werden, was in Südafrika passiert. Wir hoffen, dass dieser Film hilft, etwas zu verändern.

Warum machen Menschen das?
Das frage ich mich auch täglich. Und ich weiß es nicht. Die Leute sind ja nicht mal Jäger, weil die Löwen keine Chance haben, zu fliehen. Ich glaube, die Leute wollen einfach den Nervenkitzel, einen Löwen zu erschießen.

Wie können wir das stoppen?
Das Wichtigste ist, dass wir darüber reden, auch im Internet darüber schreiben und sagen, wie traurig uns das macht. Wenn das jedes Kind tut, sind wir zusammen sehr mächtig.

Wie ging es denn nach dem Film mit Mia und dem weißen Löwen weiter? Sind sie noch Freunde?
Wir wussten immer, dass die enge Beziehung am Ende der Dreharbeiten zu Ende geht. Denn Daniah ist eine junge Schauspielerin und hat ihre ganze Karriere noch vor sich. Sie kann nicht drei Mal die Woche mit Thor trainieren. Aber sie besucht ihn regelmäßig und spricht durch den Zaun mit ihm. Und er erinnert sich an sie, kommt an den Zaun und begrüßt sie. Sie sind noch Freunde, aber nicht mehr so eng.

Das Gespräch führte Angela Sommersberg

Foto: Jeroen Hofman

Zur Person

Kevin Richardson (44) ist Biologe und lebt in Südafrika. Er wird auch als „Löwenflüsterer“ bezeichnet. In einer Auffangstation kümmert er sich um Löwen, Hyänen, Jaguare und andere wilde Tiere. Er hat auch viele Bücher und Filme über Löwen gemacht.