Zu Besuch in der Kölner Stadtbibliothek

Zu Besuch in der Kölner Stadtbibliothek
Foto: Michael Bause

Wer „Gregs Tagebuch“ ausleihen möchte, muss schnell sein. In der Kölner Stadtbibliothek gibt es zwar 50 Bücher von jedem Band der Reihe, doch im Regal stehen oft nur zwei oder drei. Auch „Harry Potter“, „Feuerwehrmann Sam“ oder „Lego Worlds“ gehören zu den Favoriten: Kaum gibt jemand ein Exemplar zurück, leiht es der Nächste schon wieder aus.

Die Zentralbibliothek am Neumarkt. Foto: Michael Bause

Macht nichts, denn die Zentralbibliothek nahe dem Neumarkt hat in ihrer Kinder- und Jugendbibliothek rund 38.000 Bücher und Comics zur Auswahl. Zählt man CDs, DVDs und Spiele dazu, sind es sogar 55.000 Medien insgesamt.

Die Kinderabteilung im Untergeschoss ist komplett auf junge Leser eingestellt. Hier findest du neben Bilderbüchern, Romanen und Sachbüchern zu allen möglichen Themen viele Hör-, Computer- und andere Spiele. In der Zentralbibliothek gibt es aber noch mehr zu entdecken. Du kannst zum Beispiel im Internet recherchieren, Zeitschriften lesen, Konsolenspiele ausprobieren, Lesungen lauschen, naturwissenschaftliche Experimente machen und in Kursen etwas Neues lernen. Duda war in der Zentralbibliothek und für dich herausgefunden, was du dort erleben kannst.

Die Leiterin der Zentralbibliothek Hannelore Vogt. Foto: Michael Bause

Spannende Tüfteleien

Die Bibliothek nutzt verschiedene Möglichkeiten, um Wissen zu vermitteln: „Es geht bei uns immer darum, etwas vorzustellen, das Besucher entdecken und ausprobieren können. Das Selbermachen steht dabei im Mittelpunkt“, sagt Hannelore Vogt, die Leiterin der Stadtbibliothek Köln. Zum Beispiel in der sogenannten Bibliothek der Dinge gleich am Eingang. Hier dreht sich alles um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT. Neben MINT-Büchern gibt es Experimentierkästen, mit denen du Versuche machen kannst. „›Tüfteln statt büffeln‹ ist das Motto“, erklärt Hannelore Vogt, „so lässt sich spielerisch lernen“. Hier kannst du auch den humanoiden Roboter NAO kennenlernen. Humanoid heißt, er ist Menschen nachempfunden und hat einen Kopf, Beine und Arme. Über ein Tablet wählst du Programme aus, die NAO aktivieren und zum Beispiel aufgeregt oder nachdenklich wirken lassen.

Foto: Michael Bause

Jede Menge Action

Ums Mitmachen drehen sich auch viele Veranstaltungen in der Bibliothek. Beim Live-Krimihörspiel „Fang den Bösen“ geht es auf Verbrecherjagd: „Alle sind mit Feuer und Flamme dabei und schreien ihre Lösung in den Raum. Auch die Eltern“, erzählt Hannelore Vogt und lacht. Bilderbücher und Geschichten für alle Altersgruppen werden regelmäßig auf Deutsch und in anderen Sprachen vorgelesen. Um Natur und Technik geht es bei „MINT – Vorlesen und Experimentieren“. Nach dem Vorlesen macht man gemeinsam ein Experiment passend zur Geschichte. Vor allem in den Ferien stehen die „Maker Kids“-Workshops auf dem Programm. Im „Maker Space“, was so viel heißt wie „Ort für Macherinnern und Macher“, lernst du beispielsweise, wie du aus gebrauchten Materialien wie einem Tetra Pak etwas Neues wie einen Geldbeutel machst, Spielzeug mit dem Computer gestaltest oder einen Mini-Roboter programmierst.

Bücher in fremden Sprachen

In Köln leben viele Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Ihre Kinder wachsen mit Deutsch und einer weiteren Sprache auf. „Wenn Familien aus einem anderen Land hierher ziehen, sind sie oft überrascht, dass wir viele Kinderbücher in fremden Sprachen haben“, sagt Annette Beltermann, die in der Kinderabteilung arbeitet. „Wir haben alle gängigen Sprachen wie Englisch, Französisch, Italienisch, aber auch viele Bücher auf Arabisch oder Exotisches wie Bulgarisch oder Suaheli.“ Entsprechend voll wird es oft bei mehrsprachigen Lesungen von Kinder- und Jugendbüchern. Wer lieber selbst liest, schließt sich einer internationalen Lesegruppe an. Beim Projekt „Wir sprechen viele Sprachen“ in der Stadtteilbibliothek Mülheim wird sogar in 14 verschiedenen Sprachen vorgelesen.

Annette Beltermann und Ivan Miškič. Foto: Michael Bause

Immer aktuell

Annette Beltermann sorgt mit ihren Kollegen auch dafür, dass die Regale der Stadtbibliothek voll sind. Sie arbeitet im Lektorat und wählt speziell für die Kinderabteilung aktuelle Bücher und Medien aus. Regelmäßig informiert sie sich, was bei den Verlagen neu erscheint. „Wir verfolgen auch, was es an technischen Entwicklungen Neues gibt und was die Kinder ausprobieren wollen“, sagt sie. Bezahlt wird alles von der Stadt Köln, deshalb wird nur bei Kölner Buchhandlungen eingekauft. Wenn die bestellten Bücher und Medien eintreffen, werden sie in den Katalog eingetragen. Über die Suche im Computer kannst du sie nun finden. Jedes Buch, jede CD, jedes Spiel bekommt einen eigenen Erkennungs-Code plus Signaturschild und wird in Schutzfolie gewickelt. Bis das Buch im Regal steht, vergehen ab Bestellung drei Wochen. Damit die Bibliothek nicht aus allen Nähten platzt, werden auch immer wieder Medien aussortiert.

Auf Expedition zum Mars

In der Stadtbibliothek kannst du auch etwas ganz Neues ausprobieren: zum Beispiel zu den Sternen fliegen oder Dinosaurier besuchen. Wie das geht, ohne dass man dafür die Bibliothek verlassen muss, zeigt Ivan Miškič Kindern und Jugendlichen. Er ist Bibliothekar von Beruf, kümmert sich aber nicht nur um Bücher, sondern testet mit Jugendlichen auch neue Spiele und zeigt ihnen virtuelle Welten. Bei „Werdet Entdecker“ bekommt man dafür eine Art Spezialbrille, in der ein Smartphone steckt, das mit dem Computerprogramm Google Expeditions verbunden ist. Bei den Expeditionen geht es zum Beispiel auf eine Reise zum Mars, unter Wasser in die Tiefsee oder in die Welt der Dinos. „Mir ist dabei wichtig, dass die Kinder eine gute Zeit haben und etwas Positives mit nach Hause nehmen“, sagt Ivan Miškič.

Maker Kids. Foto: Michael Bause

Wünschen erlaubt

Neben der Zentralbibliothek gibt es elf Stadtteilbibliotheken in ganz Köln, die Abteilungen für junge Leser und MINT-Stationen haben. Mit dem kostenlosen Bibliotheksausweis für Kinder darfst du überall Bücher und Medien ausleihen und zurückgeben. In der Zentralbibliothek lässt sich das an Automaten leicht selbst machen. Mit deiner Ausweisnummer kannst du dich auf der Website der Bibliothek einloggen und zum Beispiel nach Büchern suchen und die Kinderbücher-App „TigerBooks“ nutzen. Findest du ein Buch einmal nicht im Katalog, stellst du einfach einen Leserwunsch an die Bibliothek: Du bekommst eine Nachricht, ob das Buch angeschafft wird. Aktuelle Workshops, Lesungen und andere Aktionen findest du auf der www.stbib-koeln.de.