Turnen auf dem Rad

Turnen auf dem Rad
Sophie und Delian beim Kunstradfahren. Foto: Max Grönert

Runde um Runde drehen sie auf ihren Rädern in der Turnhalle – und dabei klettern sie auch noch auf den Lenker oder den Sattel: Kunstradfahrer. Duda hat Delian und Sophie in Köln-Porz besucht, die diesen Sport ausüben.

Foto: Max Grönert

Der Sport-Mix

Kunstradfahren ist eine Mischung aus Radfahren und Kunstturnen. So erklärt es Trainer Thomas Schenkel. Er steht am Rand der Turnhalle in Porz und beobachtet seinen Sohn Delian mit seiner Sportpartnerin Sophie. Der 13-Jährige und die Elfjährige fahren mit gleichmäßigen Tritten in die Pedale in einem Kreis, halten sich dann an den Händen, hören plötzlich auf zu treten und strecken die Beine nach vorne – halten.

Üben für die Kür

Bei der nächsten Runde lässt Sophie ihr Rad stehen. Stattdessen klettert sie auf Delians Schultern – und sie führen eine sogenannte Steiger-Übung vor. Dabei fährt Delian nur noch auf dem Hinterrad, Sophie sitzt auf seinen Schultern und beide balancieren ihre Übung perfekt aus. „Bei einem Wettkampf dauert eine Kür fünf Minuten“, erklärt Trainer Thomas Schenkel die Vorführung. In dieser Zeit müssen Delian und Sophie in ihrer Altersklasse 25 Übungen zeigen. „Die Übungen in dieser Zeit optimal zu schaffen, üben sie hier.“ Bewertet wird ähnlich wie beim Eiskunstlaufen: Es kommt auf die Gleichmäßigkeit, die Genauigkeit und die Balance an. Es soll möglichst schön aussehen. Und je nachdem wie gut den Sportlern das gelingt, bekommen sie Punkte.

Foto: Max Grönert

Die Kommandos

Wenn Sophie und Delian zusammen an ihrer Kür arbeiten, hört man sie kaum: Leise flüstern sie auf ihren Rädern. „Ab“ sagt zum Beispiel Sophie und die beiden lassen sich an den Händen los und radeln in entgegengesetzte Richtungen. Später, in der Prüfung, fahren sie zu einer Musik – da wissen Sie dann ganz genau, wann sie welche Übung beginnen. Jetzt müssen sie trotz hoher Konzentration miteinander reden – und sich vertrauen, vor allem, wenn Sophie auf Delians Schultern sitzt.

Das Rad

All diese Übungen machen Sophie und Delian aber nicht auf einem normalen Fahrrad. Ihre Sportgeräte sind spezielle Räder. Sie haben zum Beispiel keine Bremse und keinen Leerlauf, wenn sie rückwärts in die Pedale treten. Im Gegenteil: Wenn sie Richtung vorne treten, fahren sie auch nach vorne; und rückwärts getreten, fahren die Räder auch rückwärts. Außerdem ist der Lenker besonders geformt, an der Seite ist eine große Rundung. Sie ist dafür da, dass die Sportler ihre Stand- und Halteübungen optimal machen können.

Trainer Thomas Schenkel. Foto: Max Grönert

Neben der Bahn

Die anderen Mitglieder des Radfahrverein Diamant Lind üben während Sophie und Delian auf dem Rad sind, am Rand. Ein Mädchen steht gerade Kopf – sie übt einen Handstand. „Manchmal machen wir auch Krafttraining“, sagt Trainer Thomas Schenkek. Denn: Die Kinder und Jugendlichen brauchen viele Muskeln für ihren Sport. Der Rücken, die Beine, die Arme – alles wird beim Kunstradfahren beansprucht.

Delian: „Seit sieben Jahren mache ich Kunstradfahren. Ich bin über meinen Papa zu dem Sport gekommen, der mir viel Spaß macht. Es ist außergewöhnlicher als Fußball und bin schon immer gerne Rad gefahren. Der Steiger ist meine liebste Übung. Bei Wettkämpfen bin ich auch gerne dabei. Besonders toll war, dass ich einmal in Hongkong bei einer Meisterschaft angetreten bin – ein Mädchen aus unserem Verein kam von dort und hat uns eingeladen.“

Sophie: „Ich bin durch Zufall vor fünf Jahren zum Kunstradfahren gekommen. Ich fahre gerne Rad und war früher auch turnen – da hat meine Mutter das Kunstradfahren entdeckt. Auch ich mache am liebsten Steiger-Übungen. Das beste Turnier war als ich mit in der Stadt Worms war – dort haben wir auch übernachtet.”

Von Jennifer Wagner