Was es heißt, ein „Sensibelchen“ zu sein

Die Sängerin Jaël hat Lieder über überwältigende Gefühle geschrieben. Wer wie sie hochsensibel ist, kann sich schnell verloren fühlen. Mit der Musik will Jaël solche Kinder unterstützen.
Der Schal kratzt, die Musik ist zu laut, die anderen Kinder toben zu wild und am liebsten will man gerade sowieso allein sein. Manchmal stören Situationen und Eindrücke. Einige Menschen erleben das noch viel stärker als andere. Fachleute meinen, dass das an sogenannter Hochsensibilität liegen kann.
Die Sängerin Jaël aus dem Land Schweiz sagt von sich selbst, dass sie hochsensibel ist. „Ich war ein sehr schüchternes Kind“, erklärt sie. Oft sei ihr alles zu viel gewesen. Häufig habe sie sich dann zurückgezogen und allein gespielt.
Ein Persönlichkeitsmerkmal
Hochsensibel zu sein, kann für Betroffene in manchen Situationen schwierig sein. Hochsensibilität ist aber keine Krankheit. „Ich würde sagen, es ist so etwas wie ein Persönlichkeitsmerkmal“, sagt die Expertin Anja Lorenz. Sie ist Kinder-Psychotherapeutin und beschäftigt sich viel mit dem Thema.

Die Sängerin Jaël aus der Schweiz hat Lieder über Hochsensibilität geschrieben. Foto: Paul Seewer/-/dpa
Durch die stärkeren Gefühle, die man als hochsensibler Mensch erlebe, könnten allerdings Krankheiten entstehen, sagt Frau Lorenz. Depressionen zum Beispiel. Menschen mit Depressionen sind oft extrem schlecht drauf. Sie sind ständig erschöpft. Häufig können sie sich nicht aufraffen und sich über nichts mehr so richtig freuen.
Den meisten hochsensiblen Kindern und Jugendlichen gehe es aber nicht schlecht, sagt Anja Lorenz. „Oft ist es auch so, dass die Menschen sehr kreativ sind“, erklärt sie. „Da ist vielleicht auch ein Bedürfnis, über Dinge nachzudenken und auch Zusammenhänge einzuordnen. Auch ein soziales Gewissen ist oft stärker.“ Das bedeutet: Gerechtigkeit und Freundlichkeit sind hochsensiblen Menschen oft besonders wichtig.
Pausen machen
Für diese Menschen hat die Musikerin Jaël nun mehrere Lieder geschrieben. Damit will sie sich, ihrem Kind und allen anderen Hochsensiblen etwas Musik zum Ausruhen geben. Über ihre Lieder sagt sie: „Musik, die nicht einfach irgendwie laut und wild ist, sondern eher was Feines.“
In den Liedern geht es zum Beispiel um Rückzugsorte. Und um das kleine „Sensibelchen“, das mehr über seine Hochsensibilität lernt. Das soll Kindern laut Jaël auch zeigen, dass sie gut sind, wie sie sind. Für alle hochsensiblen Menschen hat die Musikerin noch einen wichtigen Tipp: Sie müssten und dürften Pausen machen, wann sie wollen, betont sie.
Von Lukas Fortkord (dpa)