Lebensretter in Ausbildung

Lebensretter in Ausbildung
Am Rhein zu sitzen, ist ok. Im Rhein zu schwimmen, kann dagegen das Leben kosten. Jan engagiert sich bei der DLRG und weiß, wie gefährlich der Fluss ist. Foto: Stefanie Paul/spa

Jan ist bei der DLRG

Von der DLRG-Wache in Köln-Poll kann man direkt auf den Rhein hinuntersehen. Die Sonne brennt an diesem Nachmittag und es ist so heiß, als wäre schon Hochsommer. Die Leute von der DLRG sind in Bereitschaft. In ein paar Jahren wird auch Jan (13) hier am Wochenende sitzen und warten und hoffen, dass nichts passiert. Das ist nämlich immer am besten. Der Duda hat Jan erklärt, was die DLRG genau macht und was ein Junior-Retter ist.

Mit dem Rettungsboot auf dem Rhein

Mit einem lauten Rattern öffnet sich das große Garagentor. Jan drückt auf den Lichtschalter, die Neonröhren an der Decke beginnen kurz zu flackern und dann ist es auch schon hell. Auf der linken Seite der Garage steht auf einem Anhänger ein weißes Boot. Seitlich ist ein dicker roter Streifen aufgemalt und in gelben Großbuchstaben steht da: DLRG. Das Rettungsboot muss schon viele Einsätze mitgemacht haben, denn es hat einige Schrammen und Kratzer. Jan stört das aber nicht weiter. Er klettert hinauf ins Boot und setzt sich direkt hinter das Steuer. „So ein Boot hat etwa 115 PS“, sagt der 13-Jährige und grinst verschmitzt. 115 Pferdestärken, kurz PS – damit kann man etwa 55 Stundenkilometer schnell fahren. „Irgendwann möchte ich selbst so ein Boot fahren. Darauf freue ich mich schon“, verrät Jan. Bis es so weit ist, muss er allerdings noch einige Jahre warten und eine spezielle Ausbildung absolvieren. Jan hat aber schon oft gesehen, wie die Männer und Frauen von der DLRG damit über den Rhein gebrettert sind. Wenn sie ausrücken müssen, dann ist meistens etwas Schlimmes passiert. Es gibt zum Beispiel Leute, die meinen, im Rhein schwimmen gehen zu müssen. „Das ist echt überhaupt keine gute Idee“, warnt der Schüler. Der Fluss sei extrem gefährlich, er habe eine starke Strömung und fiese Strudel – und die vorbeifahrenden Schiffe erzeugen einen gewaltigen Sog, der einen schnell mitreißen kann.

Bis Jan wirklich ans Steuer des Rettungsbootes darf, dauert es noch einige Jahre. Foto: Stefanie Paul/spa

Lebensretter mit Geschichte

DLRG – wofür steht diese Abkürzung eigentlich? „Das steht für Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft“, erklärt Jan, während er wieder vom Boot heruntersteigt. Gegründet wurde die Gesellschaft vor rund 100 Jahren. Kurz zuvor hatte es an der Ostsee ein furchtbares Unglück gegeben. Ein Steg war eingestürzt und viele Menschen waren dabei ertrunken. So etwas sollte nicht mehr passieren, daher gründete man die DLRG. Heute gehört sie zu den größten freiwilligen Wasserrettungsorganisationen der Welt. Allein in Deutschland engagieren sich über 500.000 Helferinnen und Helfer – und Jan wird eines Tages einer von ihnen sein. Dafür trainiert der großgewachsene 13-Jährige schon fleißig. „Meine ganze Familie ist bei der DLRG“, erzählt er. Seine Eltern haben sich sogar vor vielen Jahren dort kennengelernt und schon als kleine Kinder verbrachten Jan und seine Schwester Lea viele Wochenenden auf der Wache in Köln-Poll. Die Wache liegt direkt am Rhein und am Wochenende sind dort bis zu zehn Leute im Einsatz.

Wie funktioniert die Rettung?

Jan hat sich nun einen sogenannten Gurtretter geschnappt. Den benutzen die Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer, wenn sie einen Menschen vor dem Ertrinken retten. Jan zeigt es uns: Er klickt den Karabinerhaken auf und legt sich den roten Gurt um die Brust, an einem Seil hängt der gelbe Auftriebskörper. Papa Horst spielt den Ertrinkenden: Jan nähert sich seinem Vater von hinten und gibt Anweisungen. Papa Horst hebt etwas die Arme an und schon kann ihm Jan den Auftriebskörper um die Brustlegen und festschnallen. Gerettet! Das alles hat Jan unter anderem in seiner Ausbildung zum Junior-Retter gelernt, das ist die erste Stufe bei der Ausbildung zum Rettungsschwimmer. „Da lernt man zum Beispiel auch den Befreiungsgriff“, erzählt Jan und führt gleich einmal vor, wie der aussieht. Der Begreifungsgriff sei enorm wichtig. Denn es könne passieren, dass der Rettungsschwimmer von dem, den er retten will, unter Wasser gezogen wird. Das macht der andere meist nicht absichtlich, sondern aus reiner Panik.

Papa Horst spielt den Ertrinkenden. Sohn Jan kommt ihm mit dem Gurtretter zu Hilfe. Foto: Stefanie Paul/spa

Das Junior-Training

Zweimal in der Woche geht Jan zum Schwimmtraining ins Genovevabad, zusammen mit seinem besten Kumpel. Der ist nämlich auch bei der DLRG. Dort trainieren sie nicht nur Brust und Kraul, sondern auch verschiedene Rettungstechniken. Einmal im Monat trifft sich zudem das JET-Team. JET steht für Jugend-Einsatz-Team. „Dort lernen wir zum Beispiel, wie man mit dem Funkgerät umgeht. Oder wie man das Rettungsboot für den Einsatz vorbereitet. Und natürlich üben wir auch Erste-Hilfe“, erzählt Jan. Wenn er volljährig ist, darf er bei den richtigen Einsätzen mitfahren. Dann kann er im Ernstfall sein Wissen über Erste-Hilfe und Rettungstechniken anwenden. Am liebsten wäre es Jan aber, wenn gar keine Unfälle auf dem Wasser passieren.

5 Tipps für sicheres Baden

  1. Nicht im Rhein baden! Der Fluss eine starke Strömung und gefährliche Strudel, die dich unter Wasser ziehen können.
  2. Nur an offiziellen Badestellen schwimmen gehen. So eine Badestelle gibt es zum Beispiel im Strandbad am Fühlinger See. Dort gibt es Rettungsschwimmer, die dir zu Hilfe kommen, wenn du in Not gerätst.
  3. Nicht in Baggerseen schwimmen. Die Seen haben ein steiles, unbefestigtes Ufer. Das Wasser wird dort sehr schnell sehr tief. Außerdem gibt es kaum Strömung. Das bedeutet, das Wasser wird nicht durchmischt. An der Oberfläche ist es vielleicht warm, direkt darunter kann es aber sehr kalt sein.
  4. Vor dem Baden zuerst abkühlen. Nicht direkt ins Wasser springen, denn dabei kann dein Körper einen Schock bekommen.
  5. Nur dann ins Wasser springen, wenn es dort tief genug ist.