Haare ab für den guten Zweck

Auf einmal ist der Kopf ganz leicht. Der Wind streicht im Nacken vorbei. Und das Waschen geht auch viel schneller. Wenn du schon mal lange Haare hattest, die du dann kurz geschnitten hast, kennst du dieses Gefühl. Genauso geht es auch Cian, seit er eine neue Frisur hat. Seine langen, blonden Haare hat der Neunjährige für einen guten Zweck gespendet.

Cian spendet seine Haare. Foto: Privat

Warum hat Cian gespendet?

Lange Haare hat Cian schon seit vielen Jahren. Das gefällt ihm einfach. „Ich hatte die Haare aber auch schon etwas kürzer“, erzählt er uns im Interview. Doch seit die Corona-Pandemie angefangen hat, wachsen Cians Haare immer weiter. Das liegt aber nicht nur daran, dass die Friseure immer wieder geschlossen hatten. „Meine Mutter hat mir erzählt, dass man seine Haare abschneiden und für einen guten Zweck spenden kann“, sagt der Junge aus Köln-Poll. „Darüber habe ich nachgedacht und beschlossen: Das will ich machen! “ Um die Haare zu spenden, sollten sie rund 30 Zentimeter lang sein. Stell dir mal vor: Das ist so lang wie ein großes Lineal!

Foto: Privat

Was passiert mit den Haaren?

Aus den Haaren wird dann nämlich eine Perücke gemacht. So eine Perücke bekommen zum Beispiel Menschen, die die Krankheit Krebs haben. Sie bekommen oft sehr starke Medikamente. Eine Nebenwirkung dieser Medikamente kann sein, dass die Haare ausfallen. „Es ist bestimmt schlimm für diese Menschen, wenn sie keine Haare mehr haben“, sagt Cian. „Ich dachte mir, dass ich ihnen mit meinen Haaren helfen kann.“ Cian selbst kennt auch Menschen, die Krebs haben. Sein Opa sei daran gestorben, erzählt er. „Und die Mutter von einem Freund hat Krebs – sie hat ihre Haare auch verloren.“

Foto: Privat

Was ist noch wichtig?

Doch um die Haare zu spenden, hat Cian sie nicht nur wachsen lassen – er hat sie auch gepflegt. „Ich musste meine Haare viel bürsten, damit keine Knoten darin sind und das war echt aufwändig!“ Außerdem hat er Spülung benutzt, damit die Haare weich bleiben. Schließlich wollte er schöne Haare spenden! Ende April war es so weit: Mama Emma hat Cians Haare geflochten und den Zopf dann einfach mit einer großen Schere abgeschnitten. „Meine beiden älteren Geschwister waren fast aufgeregter als ich“, sagt Cian.

Foto: Privat

Wie geht es jetzt weiter?

Eine Woche später ging es dann aber nochmal zum Friseur: Schließlich sollten die neuen Haare auch gut aussehen. Denn nach den Sommerferien steht auch der Wechsel auf die weiterführende Schule an. Jetzt ist Cian zufrieden. Ob er die Haare wieder wachsen lassen will? „Das weiß ich noch nicht. Manchmal haben mich die langen Haare auch ganz schön genervt. Zum Beispiel wenn ich beim Fußballtraining mein Haargummi vergessen hatte. Dann hingen sie mir immer im Gesicht.“ Oft hätten ihn fremde Leute auch für ein Mädchen gehalten, sagt er. „Aber das hat mich eigentlich nie gestört, zwei Freunde von mir haben auch lange Haare.“ Jetzt will Cian die neue Frisur aber erstmal genießen. Den leichten Kopf, das schnelle Waschen. Und vor allem: Im Sommer den kühlen Wind im Nacken.

Von Angela Sommersberg