„Auch an arme Menschen denken“

„Auch an arme Menschen denken“
Kinderbuchautorin Christina Bacher. Foto: Martina Goyert

Sie gehört zum Dezember wie Plätzchen und Kalender: Unsere Duda-Adventsgeschichte! In diesem Jahr haben sich Autorin Christina Bacher und Illustratorin Verena Körting die Geschichte ausgedacht. An jedem Adventswochenende liest du einen Teil von „Der Weihnachtshund“. Los geht’s am Samstag auf der Duda-Kinderseite im Kölner Stadt-Anzeiger. Wir haben die Kölnerinnen vorab ein bisschen ausgefragt.

Interview

Wegen Corona gibt es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte, kein Krippenspiel, keine großen Familienfeiern. Wie geht es Ihnen damit?
Verena Körting: In meinem Alltag hat sich durch Corona wenig verändert, weil ich als Illustratorin zu Hause arbeite. Aber dort bin ich den ganzen Tag alleine, und Familienfeiern bieten eine willkommene Abwechslung – ich fände es schade, wenn das ausfällt.
Christina Bacher: Ich darf zurzeit ja keine Lesungen machen und ich muss sagen: Ich vermisse meine Zuhörer, die Kinder, sehr! Zu Hause habe ich unser Gartenhaus ausgeräumt und mit vielen Lichtern dekoriert. Da machen wir als Familie jetzt unseren privaten Weihnachtsmarkt mit Plätzchen und warmem Apfeltee. Umso schöner finde ich, dass ich dieses Jahr die Duda-Weihnachtsgeschichte schreiben durfte. Das ist wie ein Gruß an alle da draußen, die ich nicht sehen kann.

Illustratorin Verena Körting

In der Geschichte spielt Corona überhaupt keine Rolle. Ist das Absicht?
Christina Bacher: Ich möchte, dass unsere Geschichte möglichst lange gelesen wird. Und ich hoffe natürlich, dass diese verflixte Pandemie irgendwann keine Rolle mehr spielen wird. So eine Corona-Geschichte wäre dann veraltet.
Verena Körting: Das ist auch langweilig zu zeichnen. Ich habe ein Skizzenbuch, in dem ich Szenen aus dem Alltag festhalte. Und ich habe gar keine Lust mehr, Leute mit Mundschutz zu zeichnen. Ich glaube: In dieser Zeit will man lieber Geschichten ohne Corona lesen.

Ein bisschen dürfen wir verraten: In Ihrer Geschichte geht es um einen musikalischen Hund. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?
Verena Körting: Wir haben im Sommer über die Geschichte nachgedacht. Ich hab mir sofort einen struppigen Hund vorgestellt, der eine Lichterkette trägt. Das fand ich witzig.
Christina Bacher: In der Geschichte spielt ja auch ein Obdachloser eine wichtige Rolle und dazu passt der Hund gut. Für die ist das oft der beste Freund.

Wie sind Sie denn darauf gekommen, einen Obdachlosen mit in die Geschichte zu nehmen?
Christina Bacher: Ich arbeite seit 15 Jahren mit obdachlosen Menschen. Gemeinsam machen wir eine Obdachlosenzeitung, die dann auf der Straße verkauft wird. Mir ist es ein Anliegen, dass man gerade in der kalten Jahreszeit an die Menschen denkt, die kein Dach über dem Kopf haben. Gerade zu Weihnachten, wo wir ja von allem besonders viel haben: Lichterketten, Essen, Geschenke.

Was braucht eine Weihnachtsgeschichte denn?
Christina Bacher: Eine gute Geschichte braucht eine oder mehrere Figuren, die ein Problem haben. Und an Weihnachten, wo alles besonders heimelig ist, ist so ein Problem besonders heikel. Ich finde: Eine Adventsgeschichte darf zuerst nicht zu harmonisch sein. Dann ist auch das Happy End wirkungsvoller.
Verena Körting: Das Wichtigste bei den Bildern ist die weihnachtliche Stimmung: Glänzende Lichter, heimelige Atmosphäre. Als Jugendliche bin ich an Heiligabend immer mit meinen beiden Schwestern spazieren gegangen, weil meine Mutter in Ruhe kochen wollte. Da sind wir durch die leeren Straßen gelaufen, uns war langweilig und kalt. Dann haben wir in die beleuchteten Fenster in die Weihnachtszimmer reingeschaut – durch die Kälte draußen wurden die Zimmer noch gemütlicher.

Kinderbuchautorin Christina Bacher. Foto: Martina Goyert

Es gibt noch eine Hauptfigur: Mara. Sie erlebt so eine Art Weihnachtswunder. Ist Ihnen in der Adventszeit schon mal etwas Besonderes passiert?
Christina Bacher: Eigentlich fahren wir an Weihnachten immer zu der Familie. Aber in einem Jahr sind plötzlich alle anderen krank geworden, deswegen sind wir zu Hause geblieben. Wir waren aber gar nicht vorbereitet, der Kühlschrank war leer, nichts war geschmückt. Wir sind dann von Nachbarn zum Essen eingeladen worden und hatten sonst viel Zeit für uns. Man muss die kleinen Wunder nehmen, wie sie kommen.

Das Gespräch führte Angela Sommersberg