Wer rettet die Schätze aus dem Kölner Stadtarchiv?

Im RDZ reinigen Mitarbeiter die fast zerstörten Dokumente aus dem eingestürzten Stadtarchiv. (Foto: Stadt Köln/Historisches Archiv)
Im RDZ reinigen Mitarbeiter die fast zerstörten Dokumente aus dem eingestürzten Stadtarchiv. (Foto: Stadt Köln/Historisches Archiv)

Kinderreporter Johann (12) (Foto: Goyert)

Jeden Tag auf dem Weg zur Schule laufe ich an einem riesigen Loch vorbei. Ich gehe auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium – genau gegenüber lag das Kölner Stadtarchiv. Das ist am 3. März 2009 eingestürzt. Dabei wurden wichtige Texte, Bücher und Karten aus vielen Jahrhunderten unter Schutt und Wasser begraben. Deswegen gibt es das RDZ, das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum. Dort werden die beschädigten Dokumente ausgebessert, gereinigt und fotografiert. Ich habe mir angeschaut, wie das geht. Im RDZ hat mich die Restauratorin Kathrin Lehmer herumführt und mir alles gezeigt.

 

 

Die Gefriertrocknung

Zuerst sehe ich eine große Maschine. Kathrin Lehmer erklärt mir, dass einige Dokumente beim Einsturz nass geworden sind, da sie ins Grundwasser gefallen sind. Diese Dinge wurden zuerst in Gefriertruhen gelagert. In einer Maschine wurden die gefrorenen Gegenstände so getrocknet, dass das Eis nicht erst zu Wasser wurde, sondern direkt verdampfte. Der Dampf wurde in einem anderen Kasten sofort wieder zu Eis und konnte dort abgetaut werden. Ich frage, ob im Wasser keine Farbe verwischt wurde. Die Expertin sagt, viele Blätter seien mit wasserfester Tinte beschrieben worden und haben nur hässlich gewellte Ränder. Trotzdem sind manche Sachen nicht mehr zu erkennen. Kathrin Lehmer sagt: „Was weg ist, ist weg.“

Ausbessern und Ersetzen

Als nächstes komme ich in einen Raum, in dem sich beschädigte Stücke befinden. Als erstes zeigt mir eine Mitarbeiterin eine verbogene Computerfestplatte, die völlig zerstört ist. Sie sagt, dass die Informationen vielleicht ganz verloren sind. Dann fällt mein Blick auf ein großes Buch. Was das wohl ist? Der Einband wurde von Restauratoren im alten Stil nachgemacht. Die Seiten sind aus Pergament. Dieses Buch stammt aus dem Mittelalter und ist aufwendig verziert. Wenn einem Buch etwa ein Stück von einer Seite fehlt, wird ein neues Stück Pergament oder ein stabiles Papier eingesetzt. Restauriert werden aber nur wichtige Stellen, da die Stücke eigentlich so unverändert wie möglich bleiben sollen.

Reinigen und Waschen

Wir kommen an einem Mann vorbei, der eine Seite mit weichen Bürsten, Schwämmen und Messern säubert. Ich frage ihn, wie lange er so für ein Buch braucht. Als er „30 bis 90 Minuten“ antwortet, bin ich überrascht, dass es so lange dauert. Die Mitarbeiter tragen in ein Computerprogramm ein, wie stark ein Stück beschädigt ist. Wir gehen in den Nassraum und ich frage mich, wie man Papier reinigen kann, ohne es zu beschädigen. Die Restauratoren erklären, dass das Papier vor dem Waschen auf einen Kunststoff gelegt wird, damit es nicht reißt, wenn es durch das Wasser weich wird. Ein Einhorn und Badeenten beobachten die Mitarbeiter – doch die sind nur Deko.

Der Meisterpuzzler

Nun kommen wir in einen Raum, in dem ein Mann zerrissene Papiere mit einem Mini-Bügeleisen und Klebestreifen zusammenfügt, die dem Papier nicht schaden. Um zu wissen, was zusammengehört, werden die Papierfetzen eingescannt. Dann sucht ein spezielles Computerprogramm die Stücke heraus, die zusammengehören. Am Ende der Führung ist mein Kopf voller Informationen. Jetzt weiß ich ein bisschen besser, was mit den Dingen passiert, die in das Loch gegenüber meiner Schule gefallen sind.

Das ist das Stadtarchiv

Im März 2009 ist das Stadtarchiv an der Severinsstraße eingestürzt – der Grund waren wohl Bauarbeiten an einem U-Bahn-Tunnel. Gerade gibt es einen Gerichtsprozess in dem geklärt werden soll, wer Schuld an dem Unglück hatte.

In der Kölner Innenstadt wird ein neues Stadtarchiv gebaut. Voraussichtlich 2020 sollen die Gegenstände umziehen.

VON KINDERREPORTER JOHANN (12)

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