Wenn der Fuß von alleine mitwippt

Wenn der Fuß von alleine mitwippt
Die Schüler werden zu Gesangspaten ausgebildet. Bild: privat

Die Kids von der Trude-Herr-Gesamtschule in Köln-Mülheim machen jede Menge Musik

Durch die Dagobertstraße in Köln weht Musik: singen, klatschen, schnipsen, klopfen, trampeln. Was ist da los? Treppe rauf, Tür auf: „Di-di-di-di“ tönen Kinderstimmen und Finger tupfen in die Luft und geben den Takt vor. Da fällt es leicht mitzumachen, der Fuß wippt fast ganz von allein im Rhythmus und die Lust am Singen erwacht. Über 20 Kinder werden an der Musikhochschule zu Gesangspatinnen und Gesangspaten ausgebildet. Was das genau bedeutet, haben Celine, Dunya, Ali und Rahim Duda gezeigt.

Dunya. Bild: privat

Musik für alle!

Findest du manchmal den Unterricht auch zu lang und hast Lust auf etwas Bewegung und eine Pause? Und macht dir ein cooler Groove gute Laune? Das kennen auch die Kinder von der Trude-Herr-Gesamtschule in Köln-Mülheim, die sich hier darauf vorbereiten eine VocalBreak zu gestalten. VocalBreak könnte man mit „Eine Pause zum Singen“ übersetzen. Celine, Dunya, Ali, Rahim und die übrigen Kinder wollen Musik in ihre Schule bringen. Das heißt, sie werden bald regelmäßig den fünften Klassen einen Besuch abstatten und dort den Unterricht für etwa 10 Minuten unterbrechen (break = Pause), um gemeinsam mit den Kindern zu musizieren. „Ich mag Musik und will den Fünftklässlern zeigen, wie der Rhythmus geht“, sagt Rahim und freut sich schon. Dunya erklärt: „Als Gesangspatin werde ich die Kinder anleiten, zum Beispiel einen Rhythmus mit dem Körper oder der Stimme zu gestalten.“

Rahim. Bild: privat

Fühl den Rhythmus

Die Gruppe aus Kindern und Lehrerinnen sowie Steffi, Ula und Max von der Hochschule für Musik und Tanz Köln begrüßen sich nicht nur mit einem einfachen ‚Hallo‘, sondern es wird gesungen und ein Rhythmus geklatscht. Das ist der Basis-Groove. Den haben alle schon gelernt und den machen sie alle begeistert mit. Er geht so: Klatschen, Hände auf die Oberschenkel und gegen die Brust schlagen, trampeln und wieder von vorne. So rhythmisch wie bei den Sambagruppen, die du vielleicht vom Karneval kennst, nur das hier der Körper und die Stimme die Instrumente sind. Die Kinder können ausprobieren, wie sie den Rhythmus gestalten möchten. Ali überlegt kurz und macht es der Gruppe vor: Er klatscht in die Hände, schlägt sich auf die Oberschenkel, trommelt auf die Brust und hüpft in die Luft. Die anderen machen es ihm nach. Dann überlegt sich Dunya eine neue Variante. Probier es auch mal aus!

Die Kinder sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Bild: privat

Mit Tönen spielen

Im Kurs haben die Kinder gelernt, jedem Ton eine Silbe und ein Handzeichen zuzuordnen. So heißt zum Beispiel der Grundton eines Liedes „Do“ und sein Zeichen sind zwei zu Fäusten geballte Hände, die man vor den Bauchnabel hält. Dann beginnt das „Papageienspiel“: Dabei erraten die Kinder Melodien. Celine führt mit Handzeichen eine Tonfolge vor und die übrige Gruppe macht die Zeichen nach. Dann machen alle gemeinsam die Handzeichen und singen die Tonsilben dazu. So entsteht eine kleine Melodie. Sich vor die Gruppe zu stellen, braucht schon ein bisschen Mut. Celine sagt: „Jetzt habe ich keine Angst mehr davor. Wir lernen ja hier, wie es geht.“ Ali ergänzt: „Ich hab jetzt richtig viel Selbstvertrauen. Das war am Anfang nicht so. Ich find es super, wenn ich dafür sorgen kann, dass der Unterricht nicht so langweilig ist!“

Ali. Bild: privat

Eine Musikband

Jetzt kommt eine Aufgabe für Expertinnen und Experten! Die Kinder haben sich das Lied „Wer, wenn nicht wir“ von Wincent Weiss ausgesucht und zu diesem Song vier Stimmen geprobt. Diese sind nun die „Bausteine“, um daraus eine Musikband zusammenzusetzen. Ali wählt die Rhythmusgruppe, die beiden Mädchen entscheiden sich für die Melodiegruppe, Rahim für die Bassstimme, andere Kinder übernehmen die Begleitstimme. Ein Kind schlüpft in die Rolle des Dirigenten, der die Gruppe anleitet und die Kommandos gibt: zum Beispiel wann das Lied losgehen soll, wann es wieder aufhört, wann die Gruppe leiser oder lauter werden soll. Für all das gibt es spezielle Zeichen. Konzentration und los geht’s! Genauso machen sie es später bei den VocalBreaks. Klingt gut, macht vor allen Dingen ziemlich Spaß und ist außerdem eine tolle Abwechslung bevor es wieder weitergeht mit Mathe, Deutsch, Englisch & Co.

Celine. Bild: privat

Warum VocalBreak?

„Superschön, dass die Kinder sich dazu entschieden haben, Gesangspatinnen und Gesangspaten zu werden!“, sagt Steffi Buyken-Hölker, die sich die VocalBreak ausgedacht hat und gemeinsam mit Ula Schmidt-Laukamp EMSA leitet. EMSA steht für „Eine Musikschule für alle“ und genau das ist auch die Idee: Alle Kinder sollen gemeinsam musizieren und dabei ganz viel selbst bestimmen. Welches Lied, welcher Rhythmus, welche Stimme. Jeder kann – auch ganz ohne Instrumente – mit Stimme und Körper Musik machen! Dabei ist es natürlich besonders toll, dass die Gesangspatinnen und Gesangspaten die Kinder anleiten und nicht nur Erwachsene.

VocalBreak an deiner Schule

Auch an deiner Schule können Gesangspatinnen und Gesangspaten ausgebildet werden. Vielleicht hast du ja selbst Lust darauf und möchtest es deiner Musiklehrerin oder deinem Musiklehrer vorschlagen. Viele Infos und ein Video finden du, deine Eltern und deine Lehrerinnen und Lehrer auf www.emsa-zentrum.de.

Von Simone Nörling