Was macht ein Lektor in einem Verlag?

Lektor Kanut Kirches in seinem Büro. (Foto: Rakoczy)
Lektor Kanut Kirches in seinem Büro. (Foto: Rakoczy)

Vom 11. bis zum 21. März kommen viele bekannte Schriftsteller nach Köln und lesen aus ihren Büchern vor. Das Lese-Fest heißt lit.Cologne. Doch wusstest du, dass der Schriftsteller Hilfe von verschiedenen Leuten bekommt, bevor sein Buch erscheinen kann? Einer von diesen Menschen ist der Lektor. Aber was macht der genau?

Die Aufgabe

Ein Lektor verbessert das sogenannte Manuskript, also das noch unfertige Buch. Kanut Kirches (28) aus Köln ist Lektor. Er bearbeitet vor allem Kinder- und Jugendbücher. „Ich versuche einen Text so gut lesbar wie möglich zu machen“, sagt er. Das kannst du dir so vorstellen: Einen besonders wichtigen Aufsatz für die Schule lässt du  auch noch mal von deinen Eltern lesen, bevor du ihn abgibst. „Ich mache viel mehr als nur Rechtschreibfehler verbessern“, sagt Kanut Kirches. Denn das ist eigentlich die Aufgabe des sogenannten Korrektors. Der Lektor überlegt, ob das Buch einen roten Faden hat, ob alle Fakten und Orte stimmen, ob die Figur wirklich so cool reden soll. „Wenn eine Person im Jugendbuch noch SMS schreibt, markiere ich das. Heute macht das kaum noch jemand, und das wissen die Leser“, sagt er.

Der Autor

Doch ist der Schriftsteller nicht sauer, wenn der Lektor ihn kritisiert? „Nein, meistens sind die Autoren mir sogar dankbar, weil ich ihnen helfe, ihr Buch besser zu machen“, sagt Kanut. Einmal habe er ein Buch bearbeitet, in dem der Held erst auf Seite 200 sein Glücks-Amulett bekommen hat. Das Schmuckstück trug die Figur aber schon in einer Szene auf Seite 50. „Solche Sachen dürfen natürlich nicht im Buch bleiben“, sagt Kanut Kirches. „Aber dem Autor gehen solche Sachen durch.“ Klar, wenn du einen Aufsatz geschrieben und dir mehrfach durchgelesen hast, fallen dir Fehler auch nicht mehr auf. Es gibt übrigens Schriftsteller, die immer mit dem gleichen Lektor zusammenarbeiten, andere wechseln den Lektor manchmal. „Es ist wichtig, dass man gut  miteinander klarkommt.“

Der Bestseller

Doch manche Lektoren bearbeiten Texte nicht nur – sie lesen ein Manuskript und entscheiden, ob es als Buch gedruckt werden soll. Kanut Kirches hat das schon oft gemacht. „Auch, wenn ich versuche, mich in die Leser hineinzuversetzen, sind viele Entscheidungen abhängig vom eigenen Geschmack: Wenn drei Lektoren denselben Text lesen, kann es sein, dass einer ihn toll, einer ihn mittel und einer ihn schlecht findet.“ So wurde zum Beispiel das Manuskript von „Harry Potter“ von vielen Verlagen abgelehnt, bis einer es dann doch veröffentlicht hat. „Ob ein Buch ein Erfolg wird, kann man nicht vorhersagen“, sagt Kanut Kirches.

Der Beruf

Eine richtige Ausbildung zum Lektor gibt es nicht. Die meisten studieren Sprache, Geschichte oder Philosophie und machen Praktika in Buch-Verlagen. Kanut Kirches hat Englisch, Spanisch und Geschichte in Köln studiert. „Wichtig ist, dass man ein gutes Gefühl für Sprache hat“, sagt er. Manche Lektoren arbeiten fest in einem Verlag, andere, wie Kanut Kirches, sind selbstständig. Sie bekommen also Aufträge von verschiedenen Verlagen. Lektoren, die sich um Bilderbücher kümmern, müssen auch Ahnung von Kunst haben, denn Text und Bild werden oft von zwei Menschen gemacht. „Der Lektor schaut, ob alles zusammenpasst.“ Übrigens ist der Name des Lektors manchmal gar nicht und oft nur klein im Buch erwähnt. Das findet Kanut Kirches aber okay: „Der Autor sollte im Mittelpunkt stehen.“

Von Angela Sommersberg