Warum demonstrieren Kurden?

Warum demonstrieren Kurden?
Dieses Foto ist auf einer Demonstration von Kurden in Frankfurt entstanden. (Foto: dpa)

Am Samstag wollen sich in Köln-Deutz etwa 30.000 Kurden treffen und demonstrieren. Ende der Woche sind junge Kurden von Duisburg aus durch die Region gewandert. Sie alle wollen eins: Dass die Welt sich anschaut, wie es den Kurden in der Türkei und in Syrien geht. Aber was ist da eigentlich los? Und wer sind überhaupt die Kurden?

Wer sind die Kurden?

Kurden haben kein eigenes Land, sie leben verstreut über viele verschiedene Nationen. (Grafik: Böhne)

Kurden haben kein eigenes Land, sie leben verstreut über viele verschiedene Nationen. (Grafik: Böhne)

Sie bilden eine  Volksgruppe, die im Westen von Asien lebt. Rund 25 Millionen Kurden gibt es auf der Welt. Zum Vergleich: In Deutschland leben etwa 80 Millionen Menschen. Die Kurden haben aber kein eigenes Land. Stattdessen leben sie in bestimmten Regionen in Ländern wie der Türkei, im Irak, Iran oder in Syrien. Dort gibt es hohe Gebirge. Früher lebten die Kurden in Stämmen zusammen und waren Nomaden – sie hatten also keinen festen Wohnort, sondern zogen mit ihren Tieren in den Bergen herum. Es gab etwa 500 verschiedene Kurden-Stämme, die oft nicht viel miteinander zu tun hatten. Deswegen sind die Kurden auch heute noch sehr unterschiedlich: es gibt drei verschiedene Sprachen, unterschiedliche Traditionen, Religionen und Einstellungen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden aber viele Staaten im Westen von Asien neu gegründet und das Land verteilt. Die neuen Staatschefs wussten, dass es in den Bergregionen der Kurden Wasser- und Ölvorräte gab. Das war sehr kostbar und hart umkämpft – und deswegen wollte keiner Land abgeben, damit auch die Kurden einen eigenen Staat gründen konnten.

Was passiert in der Türkei?

Die Kurden haben also kein eigenes Land. Zusätzlich wurden sie in den Ländern, in denen sie lebten, oft unterdrückt. Sie durften zum Beispiel ihre Sprache nicht sprechen und ihre eigene Kleidung nicht tragen. Das machte die Kurden irgendwann ziemlich sauer. Einige von ihnen gründeten 1978 in der Türkei die Gruppe PKK. Mit Gewalt und Anschlägen versuchte die PKK, sich mehr Rechte und Unabhängigkeit zu erkämpfen. Das ließ die Türkei sich nicht gefallen – und bekämpfte wiederum die Kurden mit Waffen. Auch die, die gar nichts mit der PKK zu tun hatten. Fast 30 Jahre lang gab es Kämpfe.

Von 2009 bis 2015 verhandelte die türkische Regierung mit den Kurden um Frieden. Doch mittlerweile bekämpft der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Kurden wieder: Er will auf jeden Fall verhindern, dass die Kurden ihren eigenen Staat gründen können – und der Türkei Land und ihm Macht wegnehmen.

Was passiert in Syrien?

Auch im Norden von Syrien leben viele Kurden. Wie du vielleicht weißt, herrscht in Syrien schon seit einigen Jahren Krieg. Auch die Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) ist in Syrien aktiv und hat dort viele Menschen vertrieben oder getötet. Die Kurden kämpfen sehr hart gegen den IS. Dabei werden sie zum Beispiel auch von den USA und Europa unterstützt. Weil sie sich gut in der Bergregion auskennen, konnten sie den IS zum Teil vertreiben. Doch dann kamen vor kurzem auch türkische Soldaten nach Syrien. Und sie kämpfen nicht nur gegen den IS – sondern auch gegen die Kurden.

Hört sich das nicht total verrückt an? Obwohl beide Gruppen einen gemeinsamen Feind haben, den IS,  bekämpfen sie sich gegenseitig. Das liegt daran, dass der türkische Präsident Angst hat, dass die Kurden in Syrien einen eigenen Staat gründen könnten. Und das wäre dann das Nachbarland der Türkei.

Warum gibt es die Demo?

So sah es am Samstag auf der Demo in Köln aus. (Foto: dpa)

So sah es am Samstag auf der Demo in Köln aus. (Foto: dpa)

Bei der Demonstration in Köln wollen die Kurden auf die schwierige Situation in ihren Heimatgebieten hinweisen. Viele hoffen, dass es in Syrien, dem Irak und  der Türkei Verhandlungen zwischen Politikern gibt – und der Krieg irgendwann beendet wird. Allerdings ist die ganze Situation im Westen von Asien sehr chaotisch. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Kurden geflohen. Viele leben in Nordrhein-Westfalen und Köln. Das ist auch ein Grund, warum die Demonstration am Samstag hier stattfindet.

Von Angela Sommersberg