Unterwegs mit dem Baumkontrolleur

Unterwegs mit dem Baumkontrolleur
Baumkontrolleur Jan Nispel. Foto: Martina Goyert

Wenn du dich jetzt draußen in unserer Stadt umguckst, siehst du, dass es fast überall grün ist. Die Bäume mit ihren dichten Blättern sehen toll aus. Was aber kaum einer weiß: Alle Bäume in Köln müssen streng kontrolliert werden. Denn wenn sie unkontrolliert wachsen, können sie unsere Sicherheit gefährden. Zum Beispiel, wenn abgestorbene dicke Äste auf den Boden fallen. Oder wenn dichtes Laub an Kreuzungen und Straßen Ampeln und Verkehrsschilder verdecken. Dann kann es zu Unfällen kommen.

Baumkontrolleur Jan Nispel

Foto: Martina Goyert

Damit das nicht passiert, gibt es Baumkontrolleure wie Jan Nispel. Wir haben ihn bei seiner Arbeit begleitet.

Baumkataster. Foto: Martina Goyert

Das macht ein Baumkontrolleur

Jan Nispel und seine Kollegen begutachten die Kölner Bäume durch eine „Inaugenscheinnahme vom Boden aus“, wie es korrekt heißt. Das bedeutet, sie sehen sich die Bäume vom Gehweg aus an. Und das von allen Seiten. Sie achten auf die Wurzeln, den Stammfuß, den Stamm und natürlich auf die Baumkrone. Alle Daten zum Baum tragen sie in das „Baumkataster“ ein. Das ist so etwas wie ein großer Katalog über alle vorhandenen Bäume. Jeder Baum erhält dabei eine Nummer.

Foto: Martina Goyert

Die Bäume und das Wetter

Der Sommer 2018 war auch in Köln ungewöhnlich heiß. Durch die Hitze sind an vielen Bäumen Äste abgestorben. Auch die Kronen werden durch große Hitze kleiner und weniger üppig. Aber auch Sturm kann Bäumen zusetzten. Durch heftiges Unwetter heben sich die Wurzelballen. So können Risse im Boden entstehen. Nach einem Sturm bekommen die Baumkontrolleure einen Bericht von der Feuerwehr, die die Straßen freigeräumt hat. Dann fahren die Baum-Profis raus, machen Zusatzkontrollen und beurteilen die Schäden. Jan Nispel schreibt auf, wenn Totholz in der Krone entfernt werden muss. Wenn diese toten Äste einen Durchmesser von drei oder mehr Zentimetern haben, müssen sie weg. Das machen dann meist Baumpfleger von der Stadt Köln oder von anderen Firmen.

Bäume in Köln

Köln ist eine grüne Stadt: Ungefähr 80.000 Straßenbäume stehen hier. Die meisten davon sind Linden, Ahornbäume, Buchen und Platanen. Ein Stadtbaum lebt im Durchschnitt etwa 80 Jahre. Bäume, die im Wald stehen, werden meist älter, oft 200 Jahre oder mehr. In einer dichtbebauten Stadt wie Köln haben Straßenbäume und ihre Wurzeln oft nur sehr wenig Platz. Oft müssen sie sich diesen auch mit Leitungen in der Erde teilen. Und manchmal werden Bäume sogar von LKW angefahren und beschädigt.

Baumkontrolleur Nispel mit Sondierstab. Foto: Martina Goyert

Wichtige Werkzeuge

Wenn Jan Nispel die Bäume in seinem Gebiet kontrolliert, hat er immer Maßband, Sondierstab, Schonhammer und Stechbeitel dabei. Mit dem Maßband kontrolliert er den Umfang des Baumes, immer an derselben Stelle in einem Meter Höhe. So kann er prüfen, ob und wie der Baum gewachsen ist. Mit dem Sondierstab kontrolliert er, wie tief zum Beispiel die Asthöhlung ist. Das sind die großen Löcher, die Bäume manchmal haben. So stellt er fest, ob der Baum von innen faul und vielleicht bald nicht mehr bruchsicher ist.

Schonhammer. Foto: Martina Goyert

Wenn er mit dem Schonhammer gegen einen alten Baum klopft, hört er, ob dieser innen hohl ist. Und mit dem Stechbeitel hebt er zum Beispiel die Baumrinde an, um zu schauen, ob sich dahinter abgestorbenes Gewebe befindet. Also um zu sehen, ob der Baum krank ist.

So wird man Baumkontrolleur

„Mir gefällt mein Beruf, weil ich 60 Prozent meiner Arbeitszeit draußen an der frischen Luft sein kann“, sagt Jan Nispel. Er hat anfangs eine Ausbildung zum Gärtner gemacht. Danach hat er in diesem Beruf seinen Meister gemacht. Er hat sich also immer weiter fortgebildet und arbeitet heute als Baumkontrolleur bei der Stadt Köln. Genau gesagt im Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Als Straßenbaumkontrolleur überprüft er Bäume an Gehwegen und Straßen. Sein Gebiet erstreckt sich über die Kölner Stadtteile Widdersdorf, Lövenich und den Stadtbezirk Nippes. Manche seiner Kollegen arbeiten als „Grünanlagenkontrolleure“, sie kontrollieren dann vor allem die Bäume in Grünanlagen, auf Spielplätzen und Friedhöfen. Bäume an Schulen und Spielplätzen werden besonders häufig kontrolliert, damit Kindern nichts passiert.

Wann muss ein Baum gefällt werden?

Die Baumkontrolleure versuchen möglichst nur wenige Bäume zu fällen. Doch wenn ein Baum nicht mehr standsicher ist und zur Gefahr von Menschen werden kann, muss er entfernt werden. In Köln werden aber auch immer wieder neue Bäume angepflanzt. Gefällt werden Bäume in der Regel im Herbst oder Winter. Denn momentan brüten viele Vögel in den Bäumen – und dann hätten diese ja dann kein Zuhause mehr.

Von Christina Rinkl