Reise durch die Zeit

Reise durch die Zeit
Eine Reise in die Vergangenheit. Bild: TimeRide

Junge und alte Besucher tauchen bei TimeRide in die Kölner Vergangenheit ein

Hast du dir schon einmal gewünscht, du könntest eine Zeitreise machen? Bei „TimeRide“ in Köln wird das wahr: Du reist fast 100 Jahre in der Zeit zurück – zum Rosenmontag im Jahr 1926 in Köln. Der Name „TimeRide“ ist eine Zusammensetzung aus den englischen Worten time (Zeit) und ride (Fahrt), was so viel bedeutet wie „Fahrt durch die Zeit“. Das klingt verrückt? Duda hat sich „TimeRide“ zusammen mit Arved (12) und Enno (8) einmal näher angesehen. Außerdem verrät uns Jonas Rothe, der sich „TimeRide“ ausgedacht hat, was dahinter steckt.

Die Zeitreise: „Köln 1926“

Arved und Enno werden bei „TimeRide“ von Zeitreisebegleiter Helge begrüßt. Sie bekommen die Zeitung „Rundumschau“, die verrät, welche Stationen sie auf ihrer Zeitreise erwarten. Als Erstes geht es ins Lichtspielhaus, so nannte man in den 1920er-Jahren das Kino. In einem kurzen Film erfahren sie dort, was damals so los war in Köln, und lernen Straßenbahnfahrer Pitter und Hutmacherin Tessa kennen, die sie auf der Zeitreise treffen werden. Die nächste Station führt die beiden in einen Raum, der wie ein Hutmacherladen vor 100 Jahren eingerichtet ist: mit viel Werkzeug, Stoffen und jeder Menge Hüte. Hier wird erklärt, warum Hüte damals groß in Mode waren und wie man sie herstellte. Dann startet die eigentliche Zeitreise: Arved und Enno steigen in einen alten Straßenbahnwagen, setzen die „Zeitreise-Brille“ auf und fahren virtuell durch Köln – so wie es 1926 aussah! Möglich macht das eine sogenannte VR-Brille.

Die virtuelle Fahrt kann losgehen. Foto: Max Grönert

Was ist eine VR-Brille?

Vielleicht hast du schon einmal den Begriff „Virtual Reality“, auf Deutsch: virtuelle Realität, gehört. Die Abkürzung ist VR. Virtuelle Realität bezeichnet eine vom Computer geschaffene Welt, die erscheint wie die Wirklichkeit. Du kannst dir das wie ein modernes Computerspiel vorstellen. Um in diese Welt einzutauchen, braucht man eine VR-Brille (siehe Foto). Durch die Technik darin nehmen deine Augen die künstliche Welt so wahr, als sei sie echt und du mittendrin! Du kannst dich in alle Richtungen umsehen. Diese Technik kommt auch bei „Timeride“ zum Einsatz: Durch die VR-Brille siehst du Köln, als würdest du im Jahr 1926 mit der Straßenbahn vom Alter Markt, am Dom und Hauptbahnhof vorbei bis zum Neumarkt fahren. Du siehst die Gebäude, guckst in Schaufenster und viele Menschen laufen dir über den Weg. Am Ende wartet eine Überraschung: Am Neumarkt begegnest du dem damaligen Prinz Karneval!

So fing alles an

Hinter der Idee zu „TimeRide“ steckt Jonas Rothe. Schon als Kind träumte er davon, durch die Zeit zu reisen, in der Schule war Geschichte eins seiner Lieblingsfächer. „Mich hat schon immer interessiert, wie die Menschen früher gelebt haben“, sagt er. Deshalb hat er später im Studium überlegt, wie man in Museen Geschichte mithilfe von virtueller Realität lebendig werden lassen könnte. „2014 probierte ich eine der ersten VR-Brillen aus und so entstand dann die Idee zu TimeRide“, erzählt er.

Karnevla wurde schon damals gefeiert. Bild: TimeRide

Ein Jahr Arbeit

Zwölf Monate hat das „TimeRide“–Team an der Zeitreise „Köln 1926“ gearbeitet. Als Erstes wurde überlegt, welche Strecke die Straßenbahn fahren soll. „Diese Idee wird dann mit unserer historischen Abteilung besprochen“, erklärt Jonas Rothe. Für das Jahr 1926 entschied man sich, weil es Ähnlichkeiten zu heute gibt: Die Menschen hatten durch den Ersten Weltkrieg und die Spanische Grippe, einer Pandemie wie Corona, schwere Zeiten hinter sich. Zum ersten Mal seit Jahren wurde wieder ein wenig Karneval gefeiert. Um die Zeitreise historisch korrekt hinzubekommen, haben die Geschichtswissenschaftler von „TimeRide“ viel recherchiert. Sie suchten nach alten Fotos und Zeitungen, sahen sich Gemälde an, lasen wissenschaftliche Bücher über die Zeit und studierten frühere Stadtpläne.

Spannendes Teamwork

Außerdem halfen weitere Experten: Zum Beispiel unterstützte das Straßenbahnmuseum in Thielenbruch dabei, den Wagen der ersten elektrischen Straßenbahn Kölns, in dem du bei der virtuellen Stadtrundfahrt sitzt, möglichst originalgetreu nachzubauen. Bei der Einrichtung des Hutmacherladens half die Kölner Familie Diefenthal, die schon seit dem Jahr 1905 Hüte herstellt. Die Familie beriet das Team, wie ein solcher Laden in den 1920er-Jahren aussah, und fertigte an die 100 Hüte nach historischen Vorbildern dafür an.

Besuch im Hutmacherladen. Foto: Max Grönert

Virtuelles Köln

Die Historiker arbeiteten sehr eng mit den Spezialisten von „TimeRide“ zusammen, die am Computer das virtuelle Köln nachbauten. Sie heißen „3-D-Artists“, also 3-D-Künstler. Sie entwerfen mit speziellen Computerprogrammen die Gebäude, Kutschen und Autos, Menschen und Tiere. „Für jedes Haus, das man sieht, braucht man mehrere historische Bilder als Vorlage. Insgesamt ist das wie ein großes Puzzle“, sagt Jonas Rothe. Damit das Ganze am Ende echt wirkt, werden die Figuren animiert: Ganz viele einzelne 3-D-Bilder werden zu einem Film zusammengefügt. „Der Kollege, der den Kölner Dom am Computer gebaut hat, hat dafür rund vier Wochen gebraucht“, verrät Jonas Rothe.

von Doreen Reeck