Niklas’ Traum vom Profi sein

Niklas’ Traum vom Profi sein
Training der U17: Niklas (rechts) und die anderen üben Spielsituationen. (Foto: Jörn Neumann)

Niklas Determann ist Nachwuchsspieler in der U17 bei Bayer 04 Leverkusen. Wir haben ihn begleitet.

Normalerweise ziehen die älteren Geschwister ja zuerst aus. Bei Familie Determann ist das anders: Die 18-jährige Tochter Carolin wohnt noch bei den Eltern in Osnabrück, dafür ist der jüngere Sohn schon ausgezogen. Kannst du dir das vorstellen? Mit 14 Jahren von deiner Familie weg zu ziehen? Doch Niklas hat einen großen Traum: Er möchte Profi-Fußballer werden.

Und er ist auf dem besten Wege dorthin. Seit mehr als einem Jahr trainiert der 15-Jährige als Nachwuchsspieler bei Bayer 04 Leverkusen – so wie etwa 150 andere Jungs. Niklas wohnt in einer Gastfamilie in Leverkusen. Wir haben ihn einen Tag lang begleitet und festgestellt: Sein Leben ist ganz schön durchgetaktet.

Morgens: Start ab 6.30 Uhr

Nachwuchsspieler Niklas in seinem Zimmer in Leverkusen. (Foto: Neumann)

Niklas’ Tag geht früh los: Um 6.30 Uhr morgens steht er auf. Im Haus von Familie Hauer (das ist die Gastfamilie) hat er ein eigenes Zimmer im zweiten Stock. Dort wohnt auch Samed, ein anderer Nachwuchsspieler von Bayer Leverkusen. Das Bad teilen sich die beiden. In der großen Küche im Erdgeschoss frühstückt Niklas. Um 7.15 Uhr macht er sich auf den Weg zur Theodor-Heuss-Realschule. Dort geht er in die zehnte Klasse. „Die Schule arbeitet mit dem Verein zusammen. Wenn ich zum Beispiel mal früher gehen muss, weil wir unter der Woche ein Spiel haben, ist das kein Problem“, sagt Niklas.

Mittags: Hausaufgaben machen

Meistens endet die Schule um 13.15 Uhr, dann wird Niklas von einem Bus abgeholt und ins Leistungszentrum von Bayer Leverkusen gebracht. Dort kommen alle Nachwuchssportler zusammen. „Wir essen zu Mittag, machen unsere Hausaufgaben und lernen für Klassenarbeiten“, erzählt er. Lehrer und Betreuer helfen dabei. „Meine Mutter sagt immer, Schule ist genauso wichtig wie Fußball“, sagt Niklas. „Es kann ja passieren, dass ich mich verletze und nicht mehr Fußball spielen kann. Deswegen habe ich immer einen Plan B.“

Wenn Niklas seinen Realschulabschluss hat, will er aufs Gymnasium wechseln und Abi machen. Er kann sich auch vorstellen, später mal Sportmanagement zu studieren. „Aber so lange es läuft, gebe ich mein Bestes.“ Eine schlimme Verletzung hatte er noch nicht, nur im letzten Jahr Schmerzen durch das Wachstum. „Ich denke auch ehrlich gesagt nicht viel daran, dass es vorbei sein könnte.“

Nachmittags: Dribbeln, passen, schießen

Niklas beim Training (Foto: Neumann)

Vom Leistungszentrum geht es um 17 Uhr zum Training. Viermal die Woche, zwei Stunden lang. „An meinem freien Tag treffe ich Freunde zum Playstation spielen oder wir gehen ins Schwimmbad“, sagt Niklas. Im weichen Rasen auf dem Spielfeld machen die Jungs sich warm: dribbeln, abgeben, passen, schießen. Im Slalom läuft Niklas zwischen roten Stangen hindurch, der Ball tänzelt sicher zwischen seinen Füßen hin und her. Nach jeder Übung dehnen die Spieler sich, um Verletzungen vorzubeugen.

In der zweiten Stunde werden Spiel-Situationen geübt, verschiedene kleine Teams spielen je fünf Minuten gegeneinander. „Am Fußball mag ich, dass man im Team spielt und zusammen gewinnt. Und wenn ich mal einen Fehlpass gemacht habe, pushen die anderen mich“, sagt Niklas. Mit den anderen 22 Spielern aus seiner U17-Mannschaft versteht er sich total gut. „Bei manchen merkt man schon, dass sie die anderen auch als Konkurrenten sehen“, sagt er, „aber für mich sind das vor allem Freunde.“

Abends: Mit der Gastfamilie essen

Niklas mit seiner Gastfamilie (Foto: Neumann)

Um 19 Uhr, nach dem Training geht es zurück in die Gastfamilie. „Wir essen jeden Abend zusammen und gucken auch manchmal im Wohnzimmer Fernsehen.“ Familie Hauer nimmt im fünften Jahr Nachwuchsspieler auf. „Wir wollen den Spielern ein wohliges Umfeld bieten“, sagt Mutter Melanie Hauer. „Und es ist schön zu sehen, wie die Spieler sich entwickeln“, ergänzt Vater Stephan Hauer. Tochter Leni und Sohn Luis sehen die Nachwuchsspieler als große Geschwister an. Luis spielt auch selbst Fußball. Die Gastfamilie war für Niklas ein Grund zu Leverkusen zu gehen. „Ich hatte auch Angebote von anderen Vereinen. Aber dann hätte ich in ein Internat ziehen müssen und das wollte ich nicht.“ Lange hat er mit seinen Eltern überlegt, ob er schon mit 14 ausziehen soll. „Aber Profi-Fußball ist mein Traum – dafür wäre ich auch noch weiter weggezogen.“

Am Wochenende: Die Eltern sehen

Oft stehen samstags Spiele der U17 an. Dann kommen seine Eltern vorbei und nehmen Niklas danach mit nach Hause. „Ich vermisse meine Familie und alten Freunde schon. Klar, es ist zu Hause noch schöner. Aber dadurch, dass ich sie eigentlich jedes Wochenende sehe, geht es.“ Trotzdem gibt es auch Phasen, in denen er es mehrere Wochen nicht schafft, nach Hause zu fahren. Eines jedoch lässt er sich nicht nehmen: Jeden Abend um halb zehn telefoniert Niklas mit seinen Eltern. „Dann reden wir über meinen Tag und das Training. Und manchmal erklärt mein Papa mir dann auch noch mal die Mathe-Aufgaben.“

Steckbrief

Name: Niklas Determann
Alter: 15
Verein: Bayer 04 Leverkusen, U17
Position: Mittelfeld, rechts
Vorbilder: Toni Kroos, Lionel Messi
Lieblingsverein: FC Bayern München, Bayer 04 Leverkusen
Karriere: Niklas spielt Fußball seit er drei Jahre alt ist; zuerst bei VfR Voxtrup, dann Auswahl Stadtkreis, Auswahl Landkreis, Auswahl Niedersachsen, Gastspieler bei Werder Bremen (U13), VfL Osnabrück (U14), Bayer Leverkusen (seit U15)
Entdeckt: Bei Spielen durch Scouts von Bayer 04 Leverkusen

Von Angela Sommersberg