Mit Übungen und Spielen

Mit Übungen und Spielen
Charlotte (9) und Joachim Danzer bei der Therapie. Bild: Simone Nörling

In der Ergotherapie und Logopädie werden Fähigkeiten gestärkt und verbessert.

Sicher kennst auch du ein Kind, das zur Ergotherapie oder zur Logopädie geht. Vielleicht bist du das sogar selbst. Auch Charlotte und Niklas aus Köln besuchen regelmäßig eine ergotherapeutische beziehungsweise logopädische Praxis. Sie haben Duda erzählt, was dort passiert und wie viel Spaß eine Therapiestunde machen kann.

Fast schon ein Profi

Niklas (9) hat eine Verabredung mit seiner Ergotherapeutin Elisabeth Seitz in ihrer Praxis in Köln-Ehrenfeld. Fröhlich kommt er in den Raum und setzt sich an den Tisch. Heute geht es ums Schreiben: leserlich und ordentlich und das ganz konzentriert, ohne sich ablenken zu lassen. Den frisch angespitzten Stift hält er im Drei-Punkt-Griff. Niklas schreibt auf der Linie und alle Buchstaben sind gleichmäßig. „Der Zettel mit diesen Regeln hängt auch an meinem Platz in der Schule, damit ich mich immer erinnere, worauf ich achten muss“, erklärt er.

Heute geht es ums Schreiben: leserlich und ordentlich. Bild: Simone Nörling

Der Trick mit der Aufmerksamkeit

Diesmal hat Elisabeth Seitz ein neues Blatt mit bunten Symbolen dabei. Sie sagt: „Das Auge steht für das genaue Hinsehen, das Ohr für das genaue Hinhören. Die Hand für ‚Stopp, ich lass mich nicht ablenken‘ und die Lupe für ‚Ich kontrolliere selbst‘“. Dann beginnt das sogenannte Ablenkungsspiel: Die Therapeutin gibt Niklas ein Heft, in dem er einige Sätze abschreiben soll, während sie alles versucht, um ihn abzulenken: Stifte spitzen, Fragen stellen, lustig quietschen – alles kein Problem für Niklas. Anschließend schauen sie sich gemeinsam das Geschriebene an. Die Therapeutin meint: „Das war top. Wie du den Stift hältst, ist viel besser geworden und du hast selbst und sorgfältig deine Sätze kontrolliert. Als wir uns kennenlernten, hast du viele Schlangenwörter geschrieben. Heute schaffst du es, genügend Abstand zwischen den Wörtern zu lassen.“

Niklas (9) hat eine Verabredung mit seiner Ergotherapeutin Elisabeth Seitz. Bild: Simone Nörling

Eine Schatzkiste

Danach gehen Elisabeth Seitz und Niklas in die Werkstatt. In den letzten Therapiestunden haben sie damit begonnen, eine Holzkiste zu bauen. Der Boden und eine Längswand sind schon verleimt. Niklas möchte nun mit den Seitenwänden weitermachen. Aus einer Schrankschublade mit unterschiedlichen Holzstücken nimmt er eins nach dem anderen heraus und probiert, welches am besten für seine Kiste passt. Zusammen gehen sie zur Stichsäge. Die Therapeutin hilft dabei, das Holz in Position zu schieben, dann macht sie die Maschine an. Mit voller Konzentration sägt Niklas das Stück in die gewünschte Größe. Noch mal anlegen. Passt! Wie im Flug vergeht die Stunde.

Was ist Ergotherapie?

In der Ergotherapie geht es darum, die eigenen Fähigkeiten zu fördern und zu verbessern. Zum Beispiel, wenn du dich nicht so gut und lange konzentrieren kannst, aber auch wenn du Schwierigkeiten mit bestimmten Bewegungen hast. Das kann das sichere Klettern sein oder das Schreiben und Malen in der Schule. Spielerische Übungen und Aufgaben in der Ergotherapie helfen dabei, selbstständig und mit Freude den Alltag zu gestalten.

Hüpfer und Blocks

Mit einem vergnügten „Hallo“ betritt Charlotte (9) die logopädische Praxis von Joachim Danzer in Köln-Nippes. Warum sie in die Praxis kommt? Sie stottert. Mithilfe eines Steins und eines roten Plastikfrosches macht sie deutlich, was passiert, wenn sie beim Sprechen ins Stocken gerät. Sie sagt: „Der Stein steht für die Blocks, die Blockierungen, das ist, wenn das Wort einfach steckenbleibt. Dann gibt es noch die Hüpfer“, sie nimmt den Frosch in die Hand, „das sind die Wiederholungen von Worten, Lauten oder Silben. Sie hüpfen dann aus meinem Mund.“ Zusammen mit ihrem Therapeuten übt sie bestimmte Techniken, um das Stottern zu kontrollieren und sich zu entspannen, wenn ein Hüpfer oder ein Block das Sprechen stört.

Charlotte (9) geht zur Logopädie. Bild: Simone Nörling

Sprechen ohne Druck

Joachim Danzer sagt: „Ziel der Therapie ist es, Charlotte die Angst vor dem Stottern zu nehmen und sie selbstbewusster zu machen. Ich spreche auch mit ihrer Familie und ihren Lehrerinnen und Lehrern über das Stottern. So erfahren die Menschen um sie herum viel darüber und verstehen es besser.“ Charlotte hat schon so gute Fortschritte gemacht, sodass sie und Joachim Danzer während einer Therapiestunde in einen Eissalon gegangen sind, um das Gelernte dort anzuwenden. Die Aufgabe: ein Eis bestellen. „Die Frau hinter der Theke hat mich wegen der dicken Glasscheibe nicht gut verstanden, da wurde ich aufgeregt und deswegen war es schwierig für mich, die gelernte Technik zu nutzen“. „Außerdem hast du Stracciatella bestellt. Das ist voll das schwere Wort“, meint Joachim Danzer. Beide müssen lachen.

Joachim Danzer hat verschiedene Sprechübungen für Charlotte vorbereitet. Bild: Simone Nörling

Was hilft

Heute hat Joachim Danzer verschiedene Sprechübungen für Charlotte vorbereitet. Danach wird gespielt, das macht Spaß und trainiert das flüssige Sprechen. Und was hilft, wenn Charlotte in der Schule oder mit ihren Freundinnen unterwegs ist? Sie sagt: „Einfach zuhören und mir Zeit geben. Wenn mich jemand korrigiert oder das Wort sagt, vielleicht weil sie oder er ungeduldig ist oder auch, um mir zu helfen, setzt mich das unter Druck“. Schon ist die Zeit vorbei. Schade. Schnell noch eine letzte Runde Kicker. Dann heißt’s ‚Tschüss bis zum nächsten Mal‘.

Was ist Logopädie?

Logopädie ist eine Sprachtherapie. Dabei arbeiten Logopädinnen und Logopäden mit Methoden, mit denen sich Sprache, Sprechen, Stimme, Hören und Schlucken entwickeln können. Kinder (und Erwachsene) gehen in eine logopädische Praxis, wenn sie zum Beispiel einzelne Laute nicht aussprechen können, stottern, oder Schwierigkeiten mit der gesprochenen Sprache haben.

Von Simone Nörling