Lesung im Dunkeln

Lesung im Dunkeln
Bei der Lesung war es stockdunkel. Nur die Knicklichter an den Handgelenken der Besucher leuchteten. (Foto: privat)

Unsere Kinderreporterin Fine hat bei der lit.kid.Cologne erlebt, dass Blinde Buchstaben mit den Fingern entziffern können – und dafür nicht einmal Licht benötigen. Hier erzählt sie, wie das war:

Zurzeit geht es in Köln ganz schön viel um Bücher. Denn  bis zum 18. März läuft noch das Literaturfest  lit.kid.Cologne. Ich durfte für euch bei der Premiere eines ganz neuen Lesungsformats im Comedia-Theater mit dabei sein.

Vorlesen im Dunkeln

Frank Maria Reifenberg (rechts) und Heiko Kunert lasen gemeinsam vor. (Foto: privat)

Besonders daran war, dass sich zwei Männer das Vorlesen  des Buches „House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis“ aufgeteilt haben. Der Autor, Frank Maria Reifenberg, las die Stellen vor, bei denen es in der Geschichte Tag war. Die Stellen, an denen es in der Geschichte dunkel ist, hat ein anderer Mann vorgelesen – Heiko Kunert. Bei den Stellen in der Nacht ging im Saal dann auch immer das Licht aus. Dadurch war es richtig dunkel und passte total zu dem gruseligen Inhalt. Insgesamt  geht es bei der Geschichte um Geister und ein mutiges Mädchen.

Knicklichter an den Armen

Die Lesung war total super. Das Publikum hat sich natürlich gefragt wie Heiko Kunert es schafft, im  Dunkeln zu lesen. Bevor es losging hatten alle Besucher ein Knicklicht-Armband bekommen. Auch die beiden Vorleser trugen eins. Immer wenn  das Licht im Saal ausging, leuchtete es bunt. Das sah ziemlich cool aus. Wenn  Heiko Kunert  vorlas, konnte man  immer sehen, wie sich seine Hand bewegt hat.  Das war ganz schön faszinierend. Doch wie konnte er nur lesen, obwohl es dunkel war?

Buchstaben aus Punkten

Am Ende der Lesung wurde uns dann verraten, wie das funktioniert. Heiko Kunert ist blind! Und Blinde können mithilfe  der sogenannten Brailleschrift lesen. Das ist eine spezielle Schrift. Die einzelnen Buchstaben bestehen aus Punktmustern, die man fühlen kann. Um sie zu lesen, werden die Punkte ertastet. Die Schrift  wurde vor über 190 Jahren von einem Franzosen entwickelt. Um sie zu lesen, braucht man kein Licht! Mich hat das ziemlich überrascht. Vor allem, weil Heiko Kunert genauso schnell   mit den Fingern liest wie wir mit den Augen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man die Buchstaben so zügig ertasten kann.

Nur 500 Bücher

Nach dem ersten Teil der Lesung durften dann die Zuschauer den Vorlesern ein paar Fragen stellen. Dabei kam heraus, dass  es nur total wenige Bücher zusätzlich in Blindenschrift gibt. Im vergangenen Jahr sind zum Beispiel insgesamt  89.500 Bücher erschienen, davon aber nur 500 Stück in Brailleschrift. Der Kölner Autor Frank Maria Reifenberg und Heiko Kunert wollen sich dafür einsetzen, dass es künftig  mehr Bücher für Menschen gibt, die nicht sehen können. Das Buch „House of Ghosts“ ist eins davon.

Von unserer Kinderreporterin Fine

Hier erfährst du mehr zum Thema:

Wer hat die Brailleschrift erfunden? Wie schwer ist sie zu lernen?