Jetzt kicken die deutschen Frauen in Kanada

Mädchen können nicht Fußball-Spielen. Das hört man oft. Die deutsche Frauen-Fußball-Mannschaft zeigt, dass das nicht stimmt. Und drei Mädchen aus Köln können auch ganz schön gut kicken.
Emma spielt den Ball zu Beyza ab und sprintet nach vorne zum Tor. Beyza weicht einigen Gegnerinnen aus – und kickt den Ball wieder in Emmas Richtung. Emma nimmt an, dreht sich und schießt. „Tooooor“, jubelt Emma und stürmt mit erhobenen Armen in Beyzas Richtung.
Ist Fußball ein Jungen-Sport?
Emma und Beyza spielen gemeinsam mit zehn anderen Mädchen in der U-11-Mädchen-Mannschaft von Fortuna Köln. „Mädchen können genauso gut Fußball spielen wie Jungs“, sagt Beyza (10). Trotzdem: Viele Leute finden, dass Fußball ein Jungs-Sport ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass man vom Frauen-Fußball so wenig mitbekommt. „Die Männer sind viel mehr im Fernsehen zu sehen“, sagt Emma (10).
Viel Wirbel um die Männer-WM
Erinnerst du dich noch an die Männer-WM vergangenes Jahr in Brasilien? Da wurde schon Wochen vorher viel Wirbel gemacht, überall hingen Deutschland-Fahnen und alle Spiele wurden live im Fernsehen übertragen. Dass jetzt am Wochenende die Frauen-Fußball-WM in Kanada beginnt, haben manche Leute gar nicht mitbekommen. Und einige Spiele kannst du auch nur im Internet anschauen.
Oft dürfen die Mädels nicht mitspielen
In der Schule wollen Emma, Beyza und Sofia (9) in den Pausen gerne mit den Jungs kicken. Emma zum Beispiel bekommt dann aber oft ein „Nö“ zu hören. „Die Jungs glauben, dass Mädchen zu schwach für Fußball sind und lieber Ballett machen oder reiten sollen“, sagt Emma. Sie spielt erst seit einem halben Jahr in der Mannschaft – kann aber schon hohe Bälle annehmen, mit der Brust treffen oder eben Tore schießen. „Ich mag, dass man beim Fußball in einem Team spielt“, sagt sie.
Die deutsche Frauen-Mannschaft ist super
Das deutsche Team für die WM ist übrigens richtig gut. Im Tor steht Nadine Angerer, die 2013 zur Weltfußballerin gewählt wurde. Aber auch Spielerinnen wie Leonie Maier und Lena Goeßling sind stark. Schon 2003 und 2007 wurden die deutschen Frauen Weltmeisterinnen – bei der vergangenen WM holte Japan den Titel. In seiner Gruppe ist Deutschland Favorit – das sagt auch die Trainerin Silvia Neid. Die Frauen treten gegen die Elfenbeinküste, Norwegen und Thailand an. In diesem Jahr spielen zum ersten Mal 24 statt 16 Mannschaften mit. Denn: In immer mehr Ländern spielen Frauen Fußball.
Jungs fangen früher an
Es kann gut sein, dass auch die Mädchen-Mannschaft von Fortuna nach der WM mehr Zulauf bekommt. Nach den Sommerferien spielt die Mannschaft auch in einer Mädchen-Liga. Bislang haben Emma, Beyza, Sofia und die anderen immer gegen Jungs-Mannschaften gekickt – und leider oft verloren. „Die Jungs fangen schon viel früher mit dem Training an – und sind dann natürlich besser“, sagt Trainerin Viola Weigelt. Aber die U-11-Mannschaft gibt es ja auch erst seit einem knappen Jahr – und in der Zeit konnten sich die Mädels steigern.
Ein Sport für jeden
„Beim Fußball fühle ich mich frei“, erzählt Sofia. Und Beyza sagt: „Ich kann dann alles andere vergessen.“ Emma, Beyza und Sofia finden, dass jedes Kind den Sport machen soll, den es will. Und wer nicht glaubt, dass Frauen guten Fußball spielen können, dem raten sie, sich ein Frauen-WM-Spiel anzugucken.
Von Angela Sommersberg