„Jan und Griet” – Ein kölsches Märchen

In Köln am Alter Markt steht der Jan-von-Werth-Brunnen und erinnert an das Märchen von Jan und Griet. (Foto: Wikipedia Commons)
In Köln am Alter Markt steht der Jan-von-Werth-Brunnen und erinnert an das Märchen von Jan und Griet. (Foto: Wikipedia Commons)

„Jan und Griet” ist vielleicht eine der bekanntesten Kölner Liebesgeschichten.  Carl Cramer hat die Geschichte in Reimform geschrieben. Zu seinen Ehren steht am Alter Markt der Jan-Von-Werth-Brunnen. 

Weiberfastnacht endet hier jedes Jahr ein Umzug. Dann wird an den Dichter Carl Cramer und an die Geschichte von Jan und Griet gedacht. Wir erzählen sie dir noch einmal.

Es war einmal ein alter, grauer Esel. Der Esel hatte schon viel erlebt und liebte es Geschichten zu erzählen. So auch die Geschichte von Jan und Griet.

Der Esel lebte damals auf dem Kümpchenshof in Köln. Dort war immer viel los und es gab einiges zu tun. Einer der Knechte die auf dem Hof arbeiteten war Jan. Jan war sehr stattlich und ehrgeizig. Er wollte unbedingt mal ein wohlhabender Bauer werden. Eines Tages nahm Jan sich ein Herz und ging zur schönsten Magd vom Kümpchenshof. Er wollte ihr seine Liebe gestehen. Die Magd hieß Griet.

Jan pflückte ein paar schöne Blumen und machte sich auf den Weg zu Griet. Das echt kölsche Mädchen war aber nicht begeistert von seinem Liebesgeständniss. Sie wusste, wie schön sie war, und wollte sich nicht mit Jan zufrieden geben. Sie wollte einen besseren, reicheren als Ehemann.

Jan war sehr traurig darüber, er konnte nicht verstehen, warum Griet so hochnäsig war. Vor lauter Verzweiflung fasste Jan den Entschluss, den Kümpchenshof zu verlassen. Er zog in einen langen Krieg.

Ganze 30 Jahre lang war er fort und kämpfte in ganz Europa. Jan schlug sich sehr gut und wurde sogar Reitergeneral. Die Kölner waren sehr stolz auf ihren Jan. Griet hingegen war gar nicht erfolgreich. All ihre Verehrer waren ihr nicht gut genug. Da ihre Schönheit mit der Zeit aber verschwand, wollte sie bald gar keiner mehr. So kam es, dass Griet eine einfache Magd blieb. Sie hatte den Kümpchenshof verlassen und verkaufte Gemüse am Severinstor. Den Esel durfte sie mitnehmen.

Eines Tages, lange vor Kriegsende, kam Jan nach einer gewonnenen Schlacht zurück nach Köln. Er wurde stolz in der Stadt empfangen und alle feierten ihn. Als Jan am Severinstor vorbei kam, blieb er plötzlich stehe. Er erkannte Griet wieder, die auf dem kleinen Markt ihr Gemüse verkaufte. Griet bedauerte sehr, dass sie Jan nicht geheiratet hatte. Hätte sie nur gewusst, wie reich er einmal werden würde. Auch der Esel fand, dass Griet damals ganz schön dumm gewesen war.

Aber wer weiß, hätte sie ihn geheiratet, dann wäre Jan wahrscheinlich gar nicht in den Krieg gezogen. Dann wäre er kein Reitergeneral und nicht so erfolgreich geworden. Wie dem auch sei. Eine alte Eselweisheit besagt: Es ist besser auf sein Herz zu hören, als auf das Geld zu gucken!

Von Nina Blumenrath

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