Berühren verboten

Berühren verboten
Josefine und eine Gegenspielerin. Foto: actiefotografie

Eine Sportart, in der Jungen und Mädchen chancengleich gegeneinander spielen – das wäre was! Das dachte sich ein Sportlehrer aus den Niederlanden im Jahr 1902. Und so entwickelte er eine neue Sportart und nannte sie Korfball. „Korf“ ist der niederländische Begriff für „Korb“. Duda wollte wissen, wie der Sport funktioniert und hat zwei Kinder getroffen, die begeisterte Korfballspieler bei der SG Pegasus in Bergisch Gladbach sind. Die wichtigsten Regeln erklärt Udo Schade, der den Verein gegründet hat.

Foto: actiefotografie

So funktioniert Korfball

Ab in den Korb: Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Bälle von oben durch den Korb zu werfen. Klingt ein bisschen wie Basketball, aber der Korb sieht ganz anders aus. Er hat hinten kein Brett und hängt höher. Der Ball sieht übrigens so ähnlich aus wie ein Fußball und manchmal wird auch mit Fußbällen trainiert. Mit dem Fuß schießen ist beim Korfball aber natürlich nicht erlaubt.

Gemischte Teams: Das Besondere am Korfball ist, dass es eine gemischte Sportart ist. Das heißt, Mädchen und Jungen spielen gegeneinander. In jeder Mannschaft gibt es vier Mädchen und vier Jungs. Dabei sind beide Geschlechter gleichberechtigt: Die Mädchen spielen gegen die Mädchen des anderen Teams, die Jungen gegen die Jungen.

Angreifer und Verteidiger: Jedes Team setzt sich aus vier Angreifern und vier Verteidigern zusammen, die wiederum jeweils zur Hälfte aus männlichen und weiblichen Spielern bestehen. So hat jeder einen direkten Gegenspieler aus der gegnerischen Mannschaft. Wenn die Mannschaften insgesamt zwei Körbe erzielt haben, wechseln innerhalb der Teams die Verteidiger zu Angreifern und umgekehrt. Jeder Spieler muss also alles können.

Mitspieler einbeziehen: Wer den Ball in den Händen hält, darf damit nicht laufen. Er muss ihn zu einem Mitspieler oder auf den Korb werfen. Beim Korfball kommt es also darauf an, dass die Sportler wirklich miteinander spielen und sich geschickt abstimmen und absprechen. Nur gemeinsam können sie erfolgreich sein.

Finger weg vom Gegner: Beim Korfball gibt es kein Rempeln oder Festhalten: Die Gegner dürfen nicht berührt werden. Man darf ihm auch nicht den Ball aus der Hand nehmen oder schlagen.

Josefine. Foto Kathy Stolzenbach

Josefine (14)
Josefine hat vor fünf Jahren mit Korfball angefangen. In ihrer Schule wurde Werbung gemacht und sie hatte Freunde, die im Verein spielten. „Ich bin dann mal mit zum Training und fand es super.“ Inzwischen spielt die 14-Jährige sogar in der U15-Nationalmannschaft. Außerdem betreut sie als Assistenztrainerin die Mannschaft der F-Jugend, also die Sechs- bis Achtjährigen. „Mir gefällt am besten, dass Jungen und Mädchen zusammen in einer Mannschaft spielen.“ Ihr bisher größter Erfolg: 2019 gewann ihr Team die Deutsche Meisterschaft. „Wir standen schon mehrmals im Finale und sind Zweite geworden. Es war schön, es endlich aufs Siegertreppchen geschafft zu haben.“ In diesem Jahr wurde die Spielsaison wegen Corona leider abgebrochen – ebenso die Europameisterschaft. „Vor zwei Jahren hätte ich zur EM mitfahren sollen. Aber ich habe mich noch nicht gut genug gefühlt. Ich hoffe sehr, dass es beim nächsten Mal klappt.“

Jonathan. Foto Kathy Stolzenbach

Jonathan (12)
Jonathan spielt seit rund vier Jahren bei der SG Pegasus – wie seine Schwester Josefine. Viel Sport hat er auch schon vorher gemacht: Schwimmen, Trampolin, Karate. „Beim Korfball macht mir das Werfen am meisten Spaß. Und natürlich das Treffen“, sagt der Zwölfjährige. Als ab dem Frühjahr in der ersten Corona-Welle Training und Spielbetrieb wochenlang ruhten, vermisste Jonathan den Sport sehr. Normalerweise trainiert die Mannschaft zweimal pro Woche. Dazu kommen regelmäßige Spiele. „Ich habe dann zumindest im Garten auf unseren Korb geworfen und trainiert.“ Jonathans größter Traum ist es, irgendwann Nationalspieler zu sein. Mit seinem Team gewann er 2019 die Deutsche Meisterschaft in der E-Jugend.

Für wen eignet sich Korfball?

„Korfball ist schon für Grundschüler ein toller Sport,“ sagt Udo Schade. Sein Verein veranstaltet regelmäßig AGs in Schulen. „Die Regeln lernen die Kinder ziemlich schnell.“ Das bestätigt auch Josefine: „Das bekommt jeder hin. Man sollte Korfball einfach ausprobieren, mit dem Ball vertraut werden und Spaß haben.“ Der Sport eigne sich nicht nur für Große. „Natürlich hat man beim Werfen Vorteile, wenn man groß ist.“ Aber um gut zu sein, müsse man auch schnell sein, gut werfen und die Technik verstehen. „Auch kleine Spieler können gute Korfballer werden.“

Josefines Team beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

Der Verein

Die SG Pegasus wurde 1991 von Udo Schade gegründet. Er selbst hat im Alter von neun Jahren mit dem Sport angefangen und sogar seine Frau darüber kennengelernt. „Bei mir im Training sind schon einige Paare zusammen gekommen, die später geheiratet haben“, erzählt Udo Schade. Der Verein hat inzwischen rund 200 Mitglieder zwischen sechs und 65 Jahren.

Trainer Udo Schade. Foto: Richard Dohmen

Udo Schade ist nicht nur Gründer und Vorsitzender des Vereins, sondern trainiert auch Kindermannschaften. „In Deutschland ist der Sport noch nicht so verbreitet, daher kann man schnell aufsteigen und an großen Turnieren in der ganzen Welt teilnehmen“, sagt der 60-Jährige. Korfball wird nämlich inzwischen in mehr als 60 Ländern gespielt. Es finden regelmäßig Welt- und Europameisterschaften statt. Bei der SG Pegasus trainieren mehrere Nationalspieler.

Linktipps

In Köln und in der Region gibt es viele Korfball-Vereine. Weitere Infos zum Verein SG Pegasus und über Möglichkeiten, Korfball zu spielen, findest du hier. Beachte bitte, dass Training und Spiele wegen Corona möglicherweise nicht stattfinden.
www.sg-pegasus.de
www.rtb.de/turnsportarten/korfball
www.korfball.de

Von Kathy Stolzenbach