„Mädchen können genauso gut spielen“

Vor Corona hat Kinderreporterin Milla (11) sich einmal pro Woche mit ihren Mitschülerinnen zum Fußballspielen getroffen. Vor 50 Jahren wäre das allerdings noch nicht möglich gewesen: Bis zum Jahr 1970 durften Frauen in Deutschland kein Fußball spielen. Hört sich verrückt an? Ist aber so. Mehr erfährst du hier.
Wie fing alles an?
Schon vor mehr als hundert Jahren haben Frauen überall in Europa Fußball gespielt. Gerne gesehen war das aber nicht. Viele Leute fanden: Fußball ist nur was für Männer. Im Jahr 1955 verbot der Deutsche Fußball-Bund das Spiel für Frauen sogar! Vereine durften keine Frauenfußballmannschaften gründen und den Platz Frauen nicht einmal überlassen.
Warum war das so?
Der Verband sagte nämlich, dass der Sport zu hart für Frauen sei: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden.“ Kinderreporterin Milla ist total überrascht, dass Frauenfußball so lange verboten war. „Es ist richtig blöd, dass Frauen so benachteiligt worden sind. Und dass der Sport zu hart für Frauen sei, ist totaler Quatsch.“

Die deutsche Frauenfußball-Pionierin Bärbel Wohlleben zeigt einen Lederball aus den fünfziger Jahren. Foto: picture alliance / dpa
Wann wurde der Sport erlaubt?
Trotz des Verbots gab es immer wieder Mädchen, die heimlich im Park oder sogar verkleidet als Junge Fußball spielten. In anderen Ländern durften Frauen aber Kicken. Und am 31. Oktober 1970 erlaubte der Deutsche Fußball-Bund dann endlich den Frauenfußball. Trotzdem gab es ein paar seltsame Extra-Regeln für Frauen: So durften sie zum Beispiel im Winter nicht spielen, weil es dann angeblich zu kalt für sie sei. Und die Bälle waren kleiner und leichter. Mit der Zeit wurden immer mehr Frauenmannschaften gegründet.
Wie ging es dann weiter?
Mittlerweile zählen die deutschen Fußballerinnen zu den erfolgreichsten auf der ganzen Welt. Die deutsche Nationalmannschaft ist zweimal Weltmeister und achtmal Europameister geworden. Sogar eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen hat sie schon gewonnen. Trotzdem ist Frauenfußball auch heute noch nicht so beliebt wie Männerfußball. „Das sieht man auch bei den Spielen“, sagt Milla. „Da sind die Stadien viel leerer, als bei den Männern.“ Milla ist ein großer Fan von Bayer 04 Leverkusen und war vor Corona selbst oft im Stadion. „Da bin ich immer zusammen mit meinem Papa hingefahren.“
Und heute?
Leider halten manche Menschen Fußball auch heute noch für einen Männersport. Das hat Milla selbst schon erlebt. „In der Grundschule habe ich auf dem Schulhof gerne Fußball gespielt. Einmal hat ein Junge sich aber richtig aufgeregt, weil er nicht mit mir in einer Mannschaft sein wollte.“ Das ärgert sie heute noch. „Das ist doch total bescheuert – Mädchen können genauso gut Fußballspielen.“
Die Mädchen-Fußball-AG, bei der sie jede Woche einmal gespielt hat, findet wegen Corona zurzeit nicht statt. Sie würde auch sehr gerne in einem Verein Fußball spielen. „Doch das geht leider nicht“, erzählt sie. „Ich spiele nämlich Hockey und da hab ich drei Mal die Woche Training und am Wochenende Spiele.“ Da sei keine Zeit, für zusätzliche Fußballspiele.
So bleibt Milla nichts anderes übrig als darauf zu hoffen, dass die Fußball-AG an ihrer Schule irgendwann wieder starten kann. „Ich kann das gar nicht richtig erklären, aber mir macht es einfach total Spaß mit dem Fußball umzugehen.“
Von Angela Sommersberg