Wie ist es, zwei Mamas zu haben?

Wie ist es, zwei Mamas zu haben?
Marlene ist 11, Frida 8 Jahre alt. (Foto: Grönert)

Kuchen backen, Bilder malen, Herzen basteln – es ist nicht leicht, sich jedes Jahr zu Muttertag ein neues Geschenk auszudenken. Für Marlene und Frida ist es doppelt schwierig. Sie haben nämlich zwei Mütter.

„Meistens schenke ich jeder Mutter etwas eigenes kleines und ein größeres Geschenk zusammen“, sagt Marlene (11). Ihre jüngere Schwester Frida (8) hat in der Schule etwas gebastelt. Was, will sie uns nicht verraten. „Aber ich schenke es beiden zusammen.“ Marlene, Frida und Lorenz (5) wachsen in Köln-Sülz in einer sogenannten Regenbogenfamilie auf.

Regenbogenfamilie

Manche Menschen sind homosexuell. Das Wort hast du vielleicht schon mal gehört. Wenn zwei Frauen sich lieben, nennt man das lesbisch. Bei zwei Männern heißt es schwul. Auch solche Paare wünschen sich manchmal Kinder. Aber um ein Kind zu zeugen, braucht man die Spermien vom Mann und die Eizelle von der Frau. Ein homosexuelles Paar muss sich also einen anderen Weg überlegen, um ein Kind zu bekommen.

Marlenes und Fridas Mütter sind verheiratet und haben nach einem Freund gesucht, der bereit war, ihnen sein Sperma zu spenden. Dreimal ist ihre Mutter Ines von diesem Mann schwanger geworden – Marlene, Frida und Lorenz haben also den gleichen Vater. Die zweite Mutter Renate hat die drei Kinder adoptiert. „Wir kennen unseren Vater und treffen uns manchmal mit ihm. Er kommt auch zu unseren Geburtstagen“, erzählt Marlene. „Wir nennen ihn aber nicht Papa, er ist uns einfach nicht so vertraut.”

Alles ganz normal

Nur manche Mitschüler nerven. (Foto: Grönert)

Nur manche Mitschüler nerven. (Foto: Grönert)

Manche Menschen denken, dass es Kindern wie Marlene, Frida und Lorenz nicht so gut geht wie Kindern, die eine Mutter und einen Vater haben. Das stimmt aber nicht, sagen Wissenschaftler, die Studien zu Regenbogenfamilien gemacht haben. „Es ist ganz normal“, sagt Frida. „Wir kennen es ja auch nicht anders.“ Wenn die beiden sich mit ihren Freundinnen vergleichen, die eine Mutter und einen Vater haben, können sie keinen Unterschied feststellen. Sie würden sich auch nicht oft mit ihren Müttern streiten. „Heute gibt es nur noch Stress, wenn ich jeden Nachmittag etwas unternehmen will, aber Mama findet, dass das zu viel ist“, sagt Marlene.

Ihre Mutter Ines nennen die Kinder übrigens „Mama“, die Mutter Renate heißt „Mami“. Trotzdem sind die Rollen klar verteilt: „Wenn wir schwimmen gehen wollen, fragen wir Mami, wenn wir ins Kino wollen, fragen wir Mama“, erklärt Frida. Ansonsten spielen die beiden in ihrer Freizeit Fußball und sind Pfadfinder. Marlene geht in der Schule in die Koch-AG, Frida in die Kunst-AG.

Stress mit anderen

Eines finden die beiden aber nervig: „In der Schule fragen die anderen immer, wie man zwei Mütter haben kann“, sagt Marlene. Die Kinder erklären dann, dass sie einen Vater haben, aber mit zwei Müttern aufwachsen. Weil eine Mitschülerin aber keine Ruhe geben wollte, haben sie im Unterricht ein Buch über Regenbogenfamilien gelesen. Danach war es besser. Marlene erzählt, dass ein Erzieher nur ihre Mama Ines kannte und sie nach der Schule nicht mit ihrer Mami Renate nach Hause gehen lassen wollte. „Er wollte das nicht verstehen, das war richtig blöd.“ Und noch eines ärgert die beiden Mädchen: Wenn Klassenkameraden „schwul“ als Schimpfwort benutzen.

Von Angela Sommersberg