Serie: Was ist der Islam?

Auch in Köln gibt es viele Moscheen und viele Menschen, die dem Islam angehören. (Foto: dpa)
Auch in Köln gibt es viele Moscheen und viele Muslime. (Foto: dpa)

Für Muslime beginnt gerade eine sehr wichtige Zeit im Jahr: der Ramadan. So heißt die Fastenzeit im Islam. Der Islam ist die zweitgrößte Religionsgemeinschaft auf der ganzen Welt, etwa 1,6 Milliarden Menschen gehören dazu. Sie heißen Muslime. Aber was ist der Islam eigentlich für eine Religion?

Muslime feiern im Angel Stadion in Anaheim, Kalifornien (USA) das Opferfest mit einem Morgengebet. Das Fest während der Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) erinnert an die Bereitschaft Abrahams, einen seiner Söhne zu opfern, um Gott seinen Glauben zu beweisen. Foto: Mark Rightmire/Orange County Register via ZUMA/dpa

Muslime feiern im Stadion in Anaheim, Kalifornien (USA) das Opferfest mit einem Morgengebet. Das Fest während der Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) erinnert an die Bereitschaft Abrahams, einen seiner Söhne zu opfern, um Gott seinen Glauben zu beweisen. (Foto: Mark Rightmire/Orange County Register via ZUMA/dpa)

Was ist der Islam?

Die Muslime glauben, genau wie Christen und Juden, an nur einen Gott. Bei ihnen heißt er Allah – das ist das arabische Wort für Gott. Als der Islam entstanden ist, gab es die Religionen Christentum und Judentum schon.

So sieht ein Koran aus. (Bild: dpa)

So sieht ein Koran aus. Das ist das heilige Buch der Muslime. (Bild: dpa)

Und das kam so: Vor etwa 1400 Jahren lebte ein Mann namens Mohammed in der Stadt Mekka, das liegt heute in Saudi-Arabien. Mehr als zwanzig Jahre lang soll der Engel Gabriel Mohammed immer wieder erschienen sein und ihm Botschaften von Gott gebracht haben. Diese Botschaften verkündete Mohammed in seiner Umgebung. Menschen, die so etwas tun, nennt man Propheten.

Mit der Zeit schlossen sich immer mehr Leute Mohammed an, der Islam entstand. Mohammeds Botschaften wurden später im Koran zusammengefasst. Das ist das heilige Buch der Muslime, so wie die Bibel es für die Christen ist. Es enthält die Worte Gottes an Mohammed, darunter sind auch viele Regeln für das tägliche Leben.

Schiiten und Sunniten

Im Islam gibt es – wie in allen Religionen – verschiedene Glaubensrichtungen. Als Mohammed starb, hatten seine Anhänger ein Problem. Mohammed hatte nämlich nicht bestimmt, wer sein Nachfolger sein sollte. Nun teilten sich die Muslime in zwei Gruppen, die noch heute voneinander getrennt sind: Die einen wollten einen Verwandten Mohammeds als Anführer haben. Sie folgten seinem Vetter Ali. Sie heißen Schiiten. Heute sind das etwa zehn Prozent aller Muslime. Sie leben vor allem in den Ländern Iran und Irak.

Irak, Nadschaf: Ein schiitisches Mädchen betritt die Imam-Ali-Moschee. Die Moschee ist eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten. Schiiten glauben, dass dort das Grab des Ali (Ali ibn Abi Tilib), Vetter und Schwiegersohn des islamischen Propheten Mohammed, liegt.

Irak, Nadschaf: Die Imam-Ali-Moschee ist eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten. Schiiten glauben, dass dort das Grab des Ali (Ali ibn Abi Tilib), Vetter und Schwiegersohn des islamischen Propheten Mohammed, liegt. (Foto: dpa)

Die andere Gruppe wollte denjenigen als Anführer, den sie für den Besten hielten. Sie bestimmten Abu Bakr, einen guten Freund Mohammeds. Diese Gruppe heißt Sunniten, zu ihr gehören die meisten Muslime. Sie leben zum Beispiel in Syrien, dem Jemen oder Saudi-Arabien. Zwischen den beiden Gruppen gibt es bis heute oft heftigen Streit und sogar gewaltsame Kämpfe. Dabei geht es nicht nur darum, wer in der Frage des Anführers Recht hatte. Es geht auch um Macht.

In Ländern, in denen die Sunniten herrschen, werden die Schiiten oft unterdrückt – und andersherum. Wie leben die Muslime? Wie in anderen Religionen gibt es auch im Islam besondere Regeln und Feste. Die fünf wichtigsten Pflichten im Leben eines Muslims werden „Säulen des Islam“ genannt. Sie stehen im Koran und legen fest, wie Muslime ihren Glauben bekennen und wie sie richtig beten; dass sie anderen helfen, ihre Pilgerfahrt in den wichtigen Ort Mekka machen und im Ramadan fasten sollen.

Es gibt aber noch viele weitere Regeln für den Alltag. Zum Beispiel dürfen Muslime nicht lästern, sie sollen anderen Menschen mit Respekt begegnen und Kranke besuchen. Die meisten Muslime bemühen sich, diese Regeln für ein gutes, friedliches Zusammenleben einzuhalten.

Wer sind die Taliban?

Es gibt aber auch Muslime, die ihre Glaubensvorstellungen um jeden Preis durchsetzen wollen, manche sogar mit Gewalt. Sie wollen, dass die religiösen Gesetze auch für den Staat gelten, und sie akzeptieren keine anderen Religionen oder Meinungen. Das war bis vor einigen Jahren zum Beispiel in Afghanistan so.

In diesem Land herrschten besonders extreme Muslime, die Taliban. Ihre Gegner sagen, sie missbrauchen den Islam und seine Gesetze dazu, Andersgläubige zu verfolgen und zu töten, Mädchen und Frauen zu unterdrücken oder Musik und Tanz zu verbieten.

Heute gibt es in Afghanistan zwar einen demokratisch gewählten Präsidenten, aber die Taliban sind immer noch mächtig und verbreiten Angst und Schrecken.

Was sind Islamisten?

Viele Menschen fürchten sich auch noch aus einem anderen Grund, wenn sie an den Islam denken: nämlich wegen der vielen Anschläge, die im Namen des Islams von Terroristen begangen werden. Man nennt sie Islamisten. Man darf sie aber nicht mit der großen Mehrheit der Muslime verwechseln.

Im Gegenteil: Die Muslime selber haben am schlimmsten unter den Terroristen zu leiden. Und die allermeisten finden es furchtbar, dass es diese Anschläge gibt – und dass ihre Religion dadurch so schlecht da steht.

VON ANGELA SOMMERSBERG

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