Rechtschreibereform: So änderten sich die Wörter vor 20 Jahren

Vor der Rechtschreibereform schrieb man
Früher schrieb man "Kuß" statt "Kuss" und der "Schwimmeister" hieß noch nicht "Schwimmmeister". (Foto: Thinkstock)

Wunderst du dich manchmal, dass deine Großeltern einige Wörter anders schreiben als du? Das liegt daran, dass sie noch eine andere Rechtschreibung gelernt haben. Heute vor 20 Jahren gab es nämlich die sogenannte Rechtschreibreform. Seitdem gelten einige andere Regeln beim Schreiben. Und manche Leute haben nicht so viel Lust die neuen Regeln zu benutzen oder kennen sie immer noch nicht so gut – immerhin haben sie jahrelang anders geschrieben und das war in Ordnung.

Warum wurde die Rechtschreibereform durchgeführt?

Kathrin Kunkel-Razum leitet in Berlin die Dudenredaktion. Sie weiß alles über die Rechtschreibereform. (Foto: Privat)

Kathrin Kunkel-Razum leitet in Berlin die Dudenredaktion. (Foto: privat)

„Im Laufe der Jahrzehnte ist ein Wirrwarr aus vielen Ausnahmeregeln entstanden“, erklärt Kathrin Kunkel-Razum. Sie leitet in Berlin die Dudenredaktion. Den Duden kennst du vielleicht von zu Hause oder aus der Schule. Das ist ein Buch, in dem steht, wie Wörter richtig geschrieben werden.

„Irgendwann hat man nicht mehr so durchgeblickt, welche Regeln jetzt richtig sind.“ Deshalb wollten die Regierungen von Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Reform der Rechtschreibung. Die Staaten dachten zudem, dass die Schüler mit neuen Regeln besser schreiben lernen würden. 20 Jahre haben die Länder dann an der Reform gearbeitet und am 1. August 1998 ist sie in Kraft getreten.

Was hat sich dann geändert?

Besonders auffällig war: in vielen Fällen wurde das „ß“ abgeschafft. Eine Regel lautet heute unter anderem: nach einem kurzen Vokal schreibt man „ss“, nach einem langen Vokal „ß“. Ein Beispiel: „Kuss“. Früher hat man das Wort so geschrieben: Kuß. Das Wort „Fuß“ schreibt man aber immer noch so wie früher – das „u“ wird nämlich lang ausgesprochen.

Eine andere Änderung: Wörter, die eigentlich drei gleiche Konsonanten haben, werden auch mit diesen drei gleichen Buchstaben geschrieben. Zum Beispiel: Schifffahrt. Vor der Reform hat man das nur mit zwei „f“ geschrieben. Außerdem kann man sich häufiger aussuchen, wie man manche Wörter schreibt.

Zum Beispiel: Delphin oder Delfin. „Vorher gab es auch schon Ausnahmen, aber seit der Reform gibt es rund 3000 Wörter, die verschiedene Varianten haben“, sagt Kathrin Kunkel-Razum. Waren die Länder zufrieden? Es geht so. Eigentlich sollte sich noch viel mehr ändern. Es gab sogar die Forderung, dass wir alles klein schreiben sollen. Dann hätte es keine optische Unterscheidung mehr zwischen Substantiv, Adjektiv und Verb gegeben – so wie im Englischen. Das gefiel vielen Menschen aber nicht, deswegen wurde das nicht umgesetzt.

Gefiel den Leuten die Rechtschreibereform?

Die meisten Menschen fanden die neue Rechtschreibung ziemlich blöd. „Sie wollten keine Reform“, sagt Kunkel-Razum. „Deshalb gab es nur wenige Menschen, die keine Probleme hatten mit der neuen Rechtschreibung.“ Der Sinn der neuen Regeln hat vielen nicht eingeleuchtet. Die meisten Leute fanden es auch verwirrend, dass sie jetzt verschiedene Möglichkeiten hatten, ein Wort zu schreiben. Außerdem hatten viele keine Lust, sich die neuen Regeln zu merken und die meisten fanden es blöd, dass für diese Reform so viel Geld ausgegeben wurde: Zum Beispiel mussten alle Deutsch-Bücher in der Schule neu gedruckt werden.

Gibt es wieder eine Reform?

„Nein, so eine große Reform wird man so schnell nicht nochmal machen“, da ist sich die Leiterin der Duden-Redaktion sicher. Allerdings hat es 2004 und 2006 kleinere Änderungen gegeben. Da ging es aber unter anderem nur darum, noch mehr verschiedene Schreibweisen zuzulassen. Erst einmal wird sich wohl nichts an den „neuen“ Regeln ändern. Und wenn du mal unsicher bist, wie etwas geschrieben wird, kannst du ja im Duden nachschlagen.

Alte Rechtschreibung – Neue Rechtschreibung Beispiele:

Karamel – Karamell

im besonderen – im Besonderen

2mal, 3mal – 2-mal, 3-mal

Schwimmeister – Schwimmmeister

Streß – Stress

übelnehmen – übel nehmen

überschwenglich – überschwänglich

wißbegierig – wissbegierig

eine Zeitlang – eine Zeit lang

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Warum ist Rechtschreibung wichtig?