Raketen und Rekorde bei „Jugend forscht“

Raketen und Rekorde bei „Jugend forscht“
Überflieger: Nikolaus und Victor Brantl (Foto: Stiftung Jugend forscht)

Wir reisen ins Jahr 1969: Die Welt ist verrückt nach Raketen. Die Russen, die Amerikaner, alle wollen als Erste den Weltraum erobern. Die Nachrichten sind voll davon. Victor Brantl ist  19 Jahre alt, er besucht eine Schule in München – und hat mit seinem Cousin Nikolaus einen verwegenen Plan: Sie wollen eine eigene, kleine Rakete bauen, so billig und leistungsfähig wie möglich. Sie kaufen Zutaten in der Apotheke, tüfteln und schrauben. Am Ende fliegt ihr Modell 8400 Meter hoch und hat in der Herstellung nur 1,90 Mark (also ungefähr zwei Euro) gekostet – Rekord!

Normalerweise würden nur wenige Menschen davon erfahren. Doch die beiden nehmen an dem Wettbewerb „Jugend forscht“ teil. Sie gewinnen den ersten Platz, ganz Deutschland hört so von ihrer Erfindung. Victor bekommt Stipendien, also Geld fürs Lernen, und kann Chemie und Medizin studieren.

Der Erfinder

In den 60er Jahren schimpften viele Menschen über die Schulen in Deutschland. Sie glaubten, dass Kinder dort nicht mehr genug lernten. Henri Nannen, einer der berühmtesten deutschen Journalisten, wollte etwas unternehmen. Also erfand er „Jugend forscht“ – nach dem Vorbild amerikanischer Wissenschafts-Messen sollten junge Forscher dort eigene Ideen vorstellen. Nannen war sehr lange Chef des Magazins „Stern“, das es auch heute noch gibt. Der Wettbewerb wuchs jedes Jahr, heute melden sich Tausende Kinder  an. Inzwischen ist „Jugend forscht“ Aufgabe der Politik: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung organisiert den Wettbewerb jetzt, unterstützt von einem großen Netzwerk.

Coole Ideen

Myrijam Stoetzer hat  ein Brillengestell mit Webcam erfunden.  Rollstuhlfahrer können ihr Gefährt so mit Augenbewegungen steuern. (Foto: dpa)

Myrijam Stoetzer hat ein Brillengestell mit Webcam erfunden. Rollstuhlfahrer können ihr Gefährt so mit Augenbewegungen steuern. (Foto: dpa)

Du glaubst, eine Rakete wie die von Victor Brantl ist an Coolness schwer zu toppen? Dann halt dich fest: Denn die Teilnehmer bei „Jugend forscht“ liefern jedes Jahr so großartige Ideen ab! In diesem Jahr mit dabei: ein treppensteigender Roboter, ein Handyprogramm, das den Wellengang auf See misst, ein Brillengestell, mit dem man Rollstühle lenken kann, eine pfuschsichere Torerkennung für den Tischkicker und: ein Mittel, das gegen das Bienensterben helfen soll.

Die Erfindungen sind manchmal so gut, dass sie sehr interessant für Unternehmen sind – mit einem treppensteigenden Roboter zum Beispiel könnten Robotik-Unternehmen viel Geld verdienen. Damit Firmen die Ideen der jungen Forscher nicht einfach klauen können, hilft die „Jugend forscht“-Stiftung Teilnehmern auch dabei, ein Patent zu bekommen.

Ein Patent schreibt fest, wer der Erfinder der Idee war – und dass sie ohne seine Erlaubnis niemand nachbauen darf. Auch Victor Brantls Raketenantrieb wurde patentiert. Das schafft im Schnitt ein Prozent der „Jugend forscht“-Erfindungen  pro Jahr. Sie könnten also irgendwann als fertige Produkte in unseren Supermärkten und  Häusern landen.

So machst du mit

Das Allerbeste: Bei „Jugend forscht“ kann jeder mitmachen! An diesem Wochenende findet das Finale des Jugend-Bundeswettbewerbs statt. Du hast also noch jede Menge Zeit, dich für nächstes Mal vorzubereiten. Für Kinder unter 14 Jahren gibt es extra den Wettbewerb „Schüler experimentieren“.  Hast du eine gute Idee, die irgendwie mit Biologie, Chemie, Physik, Geowissenschaft, Mathematik/Informatik, Technik oder Arbeitswelt zu tun hat, kannst du sie bis zum 30. November online anmelden. Ein paar Monate später stellst du den Projekt  auf einem Wettbewerb in deiner Nähe vor. Probier’s aus!

Mehr Infos zur Teilnahme und die Formulare zur Anmeldung findest du hier.

Von Annika Leister