Wie schützt man ein Haus vor dem Einsturz?

Wie schützt man ein Haus vor dem Einsturz?
In dem Dorf Amatrice steht nur noch der Kirchturm. (Foto: dpa)

Warum stürzen bei einem Erdbeben Gebäude ein? Und wie baut man ein Haus, das einem Erdbeben standhalten kann? Darüber haben wir mit Professor Klaus Hinzen von der Erdbebenstation in Bensberg  gesprochen.

Wo einmal ein Haus stand, liegt jetzt nur noch ein riesiger Haufen aus Schutt, Steinen und Beton. Das schlimme Erdbeben in Italien vor einer Woche hat ganze Orte zerstört. So ist es in dem kleinen Bergdorf Amatrice. Dort steht eigentlich nur noch der Kirchturm, viele Menschen sind gestorben, fast alle haben ihr Zuhause verloren und wohnen jetzt in Zelten.

Was ist ein stabiles Haus?

Ein Haus wird so gebaut, dass es stabil auf dem Boden steht. Die Teile, die das Haus tragen – also Wände, Balken oder Verstrebungen – müssen so kräftig sein, dass sie die oberen Stockwerke und das Dach des Hauses tragen können. Statiker, also Bau-Experten, rechnen aus, wie stark die Teile sein müssen. Auch die sogenannte Erdanziehungskraft muss einberechnet werden: Sie zieht alles Richtung Erdkern. Wenn dir ein Stift aus der Hand gleitet, fällt er direkt Richtung Fußboden. Die Erdanziehungskraft bleibt gleich, also statisch.

Was passiert beim Erdbeben?

Du weißt vielleicht, dass die feste Oberfläche unseres Planeten aus vielen Erdplatten besteht. Wenn diese Platten sich verschieben, kann ein Erdbeben entstehen. Und dabei wird richtig viel Energie freigesetzt. Der Boden wackelt – und das Haus muss diese zusätzlichen Kräfte aushalten. „Wenn das Haus so gebaut ist, dass es nur die statischen Kräfte aushält, aber nicht die zusätzlichen, können Wände reißen, Balken brechen und ganze Häuser einstürzen“, sagt Klaus Hinzen.

Wie sichert man das Haus?

In vielen Ländern sind Häuser nicht stabil gebaut. (Foto: dpa)

In vielen Ländern sind Häuser nicht stabil gebaut. (Foto: dpa)

Um ein Haus möglichst gut vor einem Erdbeben zu schützen, kann man beim Bau auf einige Dinge achten. „Man sollte alle tragenden Teile etwas stabiler bauen, die Wände dicker und fester, damit sie die Zusatz-Kräfte aushalten können“, sagt der Experte. Außerdem müssen Wände, Balken, Böden und Decken richtig fest miteinander verbunden sein. „Ansonsten kann ein einzelner Balken einen Domino-Effekt auslösen und alles stürzt ein.“

Auch das Fundament, also der Boden des Hauses, ist sehr wichtig. Es muss stabil sein, die Wände fest darin verankert. Das Fundament muss an den Untergrund in der Region angepasst sein. „Wenn der Boden zum Beispiel aus Sand oder Kies besteht und sehr weich ist, kann das die Kräfte des Bebens sogar noch verstärken“, sagt Klaus Hinzen. „Dann muss das Fundament besonders stark und tief sein.“

Was war in Italien?

Die roten Kreise zeigen das Zentrum des Bebens. (Grafik: Böhne)

Die roten Kreise zeigen das Zentrum des Bebens. (Grafik: Böhne)

Italien liegt am Rand einer der Erdplatten. Deswegen kommt es dort besonders häufig zu Erdbeben. Erst vor sieben Jahren gab es ein ähnlich schlimmes Beben in L’Aquila – nicht weit von Amatrice entfernt. „Die Gebäude in der Region sind manchmal mehrere hundert Jahre alt – und damals wussten die Menschen noch nichts über erdbebensicheres Bauen“, sagt Klaus Hinzen.

Es dauert sehr lange, alle alten Häuser nachträglich sicher zu machen. Man kann zum Beispiel zusätzliche, besonders stabile Wände einbauen. Ärmere Leute können sich das aber nicht leisten – und reichere machen es manchmal einfach nicht. Dazu kommt, dass die Menschen in warmen Ländern gerne dicke Betondächer  einbauen – denn die halten die Hitze fern. Aber so ein schweres Dach kann das Gebäude bei einem Erdbeben oft nicht halten und das Haus stürzt ein.

Wie ist es in Deutschland?

Seit etwa 40 Jahren gibt es in Deutschland besondere Bau-Vorschriften. „In einer Region, die stärker von Erdbeben gefährdet ist, müssen die Häuser besonders  sicher gebaut werden“, sagt der Experte. Die Häuser, die es schon vorher gab, entsprechen aber nicht unbedingt diesen Regeln. Köln und seine Umgebung liegen zwar mitten auf einer Erdplatte, aber an einer schwachen Stelle. Deswegen kann auch bei uns die Erde wackeln. Das passiert aber nicht so häufig wie in Italien.

Von Angela Sommersberg

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