So feiern Schweden den Sommer

So feiern Schweden den Sommer
Blumenkränze sind ein wichtiger Schmuck. (Fotos: lena_granefelt)

In der Mitte steht eine mit Blumen geschmückte Stange. Drumherum tanzen Erwachsene und Kinder und singen: „Die kleinen Frösche, die kleinen Frösche sind lustig anzusehen. Keine Ohren, keine Schwänze haben sie.“ Und dazu wackeln die Leute mit den Händen an den Stellen, wo bei anderen Tieren Ohren und Schwänze sind. Hört sich verrückt an? Ein bisschen ist es das auch. Aber es gehört zu jeder Mittsommer-Feier dazu.

Mittsommer ist eines der wichtigsten Feste in Schweden und anderen skandinavischen Ländern. Wir haben uns von der Schwedisch-Lehrerin und Halbschwedin Rebecca Renz erklären lassen, was es damit auf sich hat.

Was passiert an Mittsommer?

Alle tanzen um die Maistange herum. (Foto: dpa)

Alle tanzen um die Maistange herum. (Foto: dpa)

An Mittsommer feiern die Leute die Sommersonnenwende – also den längsten Tag des Jahres. Der ist am 21. Juni. Wenn er aber wie in diesem Jahr auf einen Wochentag fällt, feiern die Schweden am Wochenende nach. „Es ist sogar gesetzlich festgelegt, dass Mittsommer an einem Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert wird“, sagt Rebecca Renz.

Die Städte sind leer gefegt, denn gefeiert wird auf dem Land. Viele Schweden haben ein Ferienhaus  – und wer keins hat, der fährt mit zu Freunden. „Mittsommer feiert man zusammen mit Freunden und Familie“, sagt Rebecca Renz. Man stellt die Maistange auf, pflückt Blumen und schmückt die Stange. Viele Mädchen flechten sich einen Blumenkranz, manche Leute tragen auch Tracht. Dann wird um die Maistange herumgetanzt. Neben dem Frosch-Lied gibt es einige andere lustige Songs. Am späten Nachmittag gibt es dann Essen: Neue Kartoffeln, Sauerrahm, Schnittlauch, Dill und Hering. Zum Nachtisch gibt es frische Erdbeeren.

Was ist so besonders?

„Angeblich ist die Mittsommer-Nacht magisch“, erzählt Rebecca Renz. Es gibt viele alte Rituale. Eines geht so: Wenn Mädchen am Mittsommertag sieben verschiedene Blumen pflücken und sie unter ihr Kopfkissen legen, träumen sie in der Mittsommer-Nacht von dem Mann, den sie einmal heiraten werden. „Wichtig ist aber, dass man beim Pflücken nicht quatscht“, sagt Rebecca Renz.  Doch auch, wenn viele Schweden heute nicht mehr an solche Sachen glauben, ist Mittsommer in dem Land mindestens so wichtig wie Weihnachten. „Es ist auch ein sehr altes Fest.“

Warum heißt es Maistange?

Alle machen mit, egal ob alt oder jung. (Foto: dpa)

Alle machen mit, egal ob alt oder jung. (Foto: dpa)

An Mittsommer tanzt man  um die Maistange. Ist es nicht seltsam, dass die Stange so heißt – obwohl das Fest im Juni stattfindet? Das liegt daran, dass die Stange nicht nach dem Monat Mai benannt ist, sondern nach dem schwedischen Wort „maja“. Das bedeutet: mit Blumen und Blättern schmücken. Und das machen die Schweden mit der Stange.

Seit wann feiert man?

„Manche glauben, dass die Menschen schon in der Bronzezeit, also etwa 1500 Jahre vor Christus, Mittsommer gefeiert haben“, sagt Rebecca Renz. Aus dieser Zeit gibt es Bilder, die in Felsen geritzt wurden – und mit ein bisschen Phantasie kann man darauf die Feier erkennen. Sicher ist, dass  Mittsommer seit der Wikingerzeit – also seit mehr als 1000 Jahren – gefeiert wird.  Das weiß man, weil alte Geschichten, die sogenannten Sagas, davon erzählen.

Wie feiert man woanders?

In Norwegen und Dänemark wird Mittsommer meistens am 23. Juni gefeiert, dem Abend vor  Sankthans. Am 24. Juni wird nämlich an den christlichen Heiligen Johannes den Täufer erinnert. Auch in Finnland heißt es Juhannus. Vermutlich ist in Norwegen, Dänemark und Finnland auf diese Weise ein christliches Fest mit dem ursprünglichen Wikingerfest zusammengelegt worden. Gefeiert wird so ähnlich wie in Schweden, oft werden aber große Feuer entzündet und es gibt keine Maistange.

Und warum feiern nur so wenige in Deutschland den längsten Tag des Jahres?   „Im Norden hat das Licht auch heute noch eine andere Bedeutung als in Deutschland“, glaubt Rebecca Renz. „Vor allem in Nordschweden wird es im Winter kaum hell und an Mittsommer geht die Sonne nicht unter.“ Klar, dass man diesen besonderen Tag feiern muss!

Von Angela Sommersberg