Gefährlicher Weg nach Europa

Gefährlicher Weg nach Europa
Ein Flüchtlingscamp in Italien. Nach ihrer Ankunft in Europa leben viele Flüchtlinge erst mal in Flüchtlingscamps. (Bild: dpa)

Als Kind träumte Nasir Khalid davon, später als Arzt in Afrika zu arbeiten. Doch es kam anders: Seit einiger Zeit lebt der 22-Jährige als Flüchtling in Berlin. „Immer muss ich fürchten, von hier weggeschickt zu werden“, sagt er und beginnt zu erzählen, wie er hierher kam.

KINA - Junger Flüchtling: «Ich hatte Angst um mein Leben»Ich komme aus der Stadt Kaduna in Nigeria.“ In dem Land in Afrika gibt es immer wieder Gewalt zwischen Menschen, die den Religionen Christentum und Islam angehören. „Meine Eltern starben bei dem Konflikt. Da war ich zehn Jahre alt.“ Mit seinem Bruder und seiner Schwester zog er zu seiner Oma. Doch es kam wieder zu Gewalt: „Eines Tages kam ich nach Hause und unser Haus brannte. Jemand hatte es angezündet. Meine Oma starb.“ Wo seine Geschwister waren, wusste er nicht. Nasir Khalid war damals 18 Jahre alt und beschloss, Nigeria zu verlassen. „Ich hatte Angst um mein Leben.“

Auf der STRASSE gelebt

Sein Weg führte ihn nach einiger Zeit in das Nachbarland Niger. Dort lebte Nasir Khalid auf der Straße. „Ich will nur noch Frieden“, dachte er.
In Niger traf Nasir auf einen Mann – einen Schlepper. So nennt man Leute, die Menschen in andere Länder schmuggeln. Etwa wenn sie keine Papiere haben, mit denen sie reisen dürfen. Die Schmuggler wollen für ihre Dienste Geld. Der Schlepper brachte Nasir Khalid aber nicht direkt nach Libyen, sondern mit dem Auto nach Algerien. „Wir waren fast 80 Leute. Mit Wasserbeuteln über den Schultern mussten wir eine weite Strecke nach Libyen laufen. Wir hatten nichts zu essen und es war sehr anstrengend.“

Dann brach der Krieg aus

Die erste Zeit in Libyen war hart für Nasir. Er hatte Angst, weggeschickt zu werden. Doch mit der Zeit fand er Arbeit. Dann aber brach ein Krieg in Libyen aus. Es herrschte Chaos. Nasir Khalid sagt, eines Tages kamen Menschen in Militärkleidung zu seinem Zuhause und nahmen ihn mit. „Sie brachten uns zum Meer, zu einem großen Boot. Die Leute sagten: Wir fahren nach Italien.“ Sechs Tage waren sie unterwegs. Doch dann  liefen sie auf Grund. Das Boot konnte nicht mehr weiter fahren. Glücklicherweise kam ein Fischerboot vorbei und entdeckte das Boot mit den Flüchtlingen. „Die italienische Rettung kam mit einem großen Schiff.“ Doch dann passierte Schlimmes: „Das Boot kippte um. Ich sah Menschen sterben. Es war traurig. Aber ich war glücklich zu sehen: Ich hatte überlebt.“

Über Italien nach Deutschland

Wie Nasir kommen viele Flüchtlinge in Italien an. Dort werden sie in speziellen Auffang-Stationen untergebracht. Man hört sich dann ihre Geschichten an und versucht zu prüfen, ob die wohl wahr sind. Danach wird entschieden: Darf ein Flüchtling bleiben – oder wird er zurückgeschickt. Nasir durfte bleiben. Er bekam Papiere, mit denen er auch nach Deutschland reisen durfte.Er schlief erst in Einrichtungen für Menschen ohne Wohnung und in einem Zeltlager. Seit Juni hat er nun ein eigenes Zimmer in Berlin, das ihm eine Hilfseinrichtung vermittelt hat. „Aber es kann auch sein, dass ich irgendwann zurück nach Italien geschickt werde“, sagt er. Ein europäisches Gesetz schreibt nämlich vor, dass Flüchtlinge in das Land zurück geschickt werden können, in dem sie das erste Mal in Europa angekommen sind.
Gerade lernt Nasir Deutsch. Darüber freut er sich. „Ich möchte in Deutschland bleiben und arbeiten. Dafür kämpfe ich.“

Von dpa