Die Griechen wählen eine neue Regierung

Wird Alexis Tsipras die Wahlen in Griechenland gewinnen? Auch die Partei „Neue Demokratie
Wird Alexis Tsipras die Wahlen in Griechenland gewinnen? Auch die Partei „Neue Demokratie" hat gute Chancen, gewählt zu werden- (Foto: dpa)

Eine Zeit lang wurde in den Nachrichten fast jeden Tag über dieses Land berichtet: Griechenland. Es ging darum, dass es große Geldprobleme hatte und die anderen europäischen Staaten helfen sollten. Doch in letzter Zeit war nur noch selten die Rede von Griechenland, obwohl es dort immer noch Probleme gibt. Am Sonntag wählen die Griechen eine neue Regierung. Mal wieder. Höchste Zeit, einen Blick auf das Land im Südosten von Europa zu werfen.

Warum Neuwahlen?

In den vergangenen fünf Jahren haben die griechischen Bürger sechs Mal eine neue Regierung gewählt. Das ist ganz schön oft. Normalerweise wird in europäischen Ländern nach vier oder fünf Jahren neu abgestimmt. Die Wahl am Sonntag gibt es, weil der Chef der Regierung, Alexis Tsipras, im August zurückgetreten ist. Jetzt steht er aber wieder zur Wahl. Wie passt das zusammen? Das kam so: Bevor Alexis Tsipras überhaupt Chef der Regierung wurde, hatte er viele Sachen versprochen. Zum Beispiel: Die Menschen in Griechenland müssen nicht mehr so viel sparen. Als er dann Chef war, konnte er viele Versprechen aber nicht halten. Darüber waren einige Bürger sauer, aber auch Politiker aus seiner eigenen Partei. Diese Leute wollten ihn nicht mehr länger unterstützten. Tsipras war geschwächt. Deswegen ist er zurückgetreten. Er hofft, dass er in der Neuwahl jetzt viele Stimmen bekommt und wieder mit mehr Unterstützung regieren kann ist. Dann könnte er selbstbewusster mit den anderen EU-Ländern über die Geldkrise verhandeln.

Wie ist die Situation im Land?

Griechenland steckt seit Jahren in einer schweren Krise. Über eine lange Zeit hat das Land sehr viel mehr Geld ausgegeben, als es eingenommen hat. Die Schulden türmten sich immer weiter. Griechenland musste sich häufig Geld leihen, um nicht pleite zu gehen. Viel Geld bekam es von anderen europäischen Ländern. Diese hatten Angst, dass sie ihr Geld nicht zurückbekommen. Deshalb stellten sie bestimmte Bedingungen: Griechenland sollte zum Beispiel mehr sparen und dafür sorgen, dass es mehr Geld über Steuern einnimmt.  Über diese Bedingungen gab es Streit zwischen den europäischen Ländern und der griechischen Regierung. Ministerpräsident Tsipras rief deshalb alle Bürger zu einer Abstimmung auf: Die Mehrheit stimmte gegen die Sparvorschläge. Trotzdem wurden die meisten Vorschläge am Ende doch durchgesetzt – das führte letztlich zur Auflösung der Regierung.

Wie geht es weiter?

Bis vor kurzem sah es so aus, als ob Alexis Tsipras wieder gewählt werden würde. Doch jetzt haben Meinungsforscher festgestellt: Auch eine andere Partei hat gute Chancen zu gewinnen. Übersetzt heißt sie „Neue Demokratie“ und hat vor Tsipras zweieinhalb Jahre lang regiert.

Wenn Alexis Tsipras verliert: Der Chef der Partei Neuen Demokratie heißt Vangelis Meimarakis. Er kann sich gut vorstellen, mit Alexis Tsipras zusammen zu regieren. Das wäre dann eine sehr starke Regierung. Und das fänden einige Experten in Europa gut. Dann wären nämlich die Gespräche über Geld einfacher. Tsipras gefällt die Idee von einer sogenannten Großen Koalition aber nicht.

Wenn Alexis Tsipras mit seiner Partei Syriza die meisten Stimmen gewinnt: Vermutlich wird er nicht die Hälfte der Stimmen bekommen. Das bedeutet, dass er nicht alleine regieren kann und sich mit einer anderen Partei zusammenschließen muss.

Egal, wie es ausgeht: Auf den Gewinner kommen schwierige Aufgaben zu. Denn Griechenland ist auch weiterhin auf geliehenes Geld angewiesen und muss darüber mit den anderen Ländern, in denen mit dem Euro bezahlt wird, verhandeln.

Von Kathy Stolzenbach und Angela Sommersberg