Warum sind TV-Duelle so wichtig?

Das zweite Fernseh-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump steht in der Nacht zu Montag an. Die späte Uhrzeit liegt an der Zeitverschiebung zwischen den USA und Deutschland. Die beiden wollen Präsidentin oder Präsident der USA werden. Die Wahl ist am 8. November. Bis dahin kämpfen die Kandidaten um die Stimmen der Wähler. Damit die sich ein besseres Bild von den Politikern und ihren Zielen machen können, gibt es drei Duelle.
Wie läuft ein Fernseh-Duell genau ab?
In einem Fernseh-Duell versuchen die Kandidaten, die Zuschauer von sich zu überzeugen. Ein Moderator stellt ihnen Fragen zur Politik, die sie beantworten müssen. Allerdings dürfen sie nicht ewig reden. Sie haben jeweils nur zwei Minuten Zeit für eine Antwort. Danach dürfen sie auf das Gesagte des anderen reagieren. Ein Duell dauert insgesamt 90 Minuten. Beim zweiten Rede-Duell dürfen außerdem Bürger Fragen stellen.
Warum sind die Auftritte so wichtig?
Das Interesse der Amerikaner an den Streitgesprächen ist riesig: Beim ersten zwischen Hillary Clinton und Donald Trump in der vergangenen Woche schalteten mehr als 80 Millionen Menschen ein. Also ungefähr so viele, wie Deutschland Einwohner hat. Die Zuschauer wollen sehen, wie sich die Kandidaten vor der Kamera darstellen – ob sie gut vorbereitet, witzig oder nervös sind. Es ist auch interessant für sie zu beobachten, wie die Politiker spontan reagieren, wenn der Gegner sie angreift oder mit bestimmten Themen konfrontiert. Außerdem können die Zuschauer beide Kandidaten direkt miteinander vergleichen.
Wie lief das erste Duell der beiden Kandidaten?
Um zu entscheiden, wer eine bessere Figur macht, achten Experten auf verschiedene Dinge. Sie beobachten die Körpersprache der Kandidaten und wie sie sich verhalten – zum Beispiel ob sie den Gegner ausreden lassen oder ständig unterbrechen. Sie überprüfen auch, wie die Politiker ihre Meinung begründen und ob sie die Wahrheit sagen. Viele Experten kürten Hillary Clinton zur Siegerin des ersten TV-Duells. Die 68-Jährige erschien ihnen besser vorbereitet. Donald Trump hingegen wirkte nervöser und fiel seiner Gegnerin häufig ins Wort. Nun sind viele Menschen gespannt, ob sich der 70-Jährige dieses Mal anders verhält.
Welchen Einfluss haben TV-Duelle auf die Wahl?
Natürlich kann kein Kandidat die Wahl gewinnen, nur weil er im Fernsehen einen guten Auftritt hinlegt. Dennoch sind solche Duelle sehr wichtig für die Kandidaten: Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass weniger Menschen für einen Politiker stimmen, wenn er im Fernsehen keine gute Figur macht.
Seit wann gibt es Fernseh-Duelle in den USA?
In den USA haben TV-Duelle eine lange Tradition. Die beiden Präsidentschaftskandidaten Richard Nixon und John F. Kennedy waren 1960 die ersten, die vor der Kamera aufeinander trafen. Viele Experten sind der Meinung, dass dieses Duell der Grund für Kennedys Wahlsieg war. Nixon war vorher nämlich der klare Favorit. Doch beim TV-Duell war er nach längerer Krankheit blass und abgemagert, ihm versagte mehrmals die Stimme. Kennedy hingegen war braun gebrannt, sprach die Fernsehzuschauer selbstbewusst und direkt an und wirkte frischer.
Wie ist die Situation in Deutschland?
1997 und 1998 gab es vor den Wahlen in den Bundesländern Hamburg und Niedersachsen Fernsehduelle zwischen den Spitzenkandidaten. Das erste Fernsehduell zwischen zwei Kanzlerkandidaten fand erst im Jahr 2002 statt: Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder trat gegen Edmund Stoiber an. Seitdem trafen sich auch bei den weiteren Bundestagswahlen die Kanzlerkandidaten zu Streitgesprächen im Fernsehen.
Von Kathy Stolzenbach