So arbeitet ein Uhrmacher

Mit einer Lupe auf dem Auge begutachtet Herr Bischoff eine Taschenuhr. (Foto: dpa)
Mit einer Lupe auf dem Auge begutachtet Herr Bischoff eine Taschenuhr. (Foto: dpa)

Wenn die Uhr stehen bleibt oder nachgeht, ist ein Uhrmacher gefragt. Friedrich Bischoff ist Uhrmacher-Meister von Beruf. Wir haben ihn in seiner Ladenwerkstatt besucht.

Die alte Bahnhofsuhr über dem Verkaufstresen zeigt exakt eine Minute vor eins. Das Ticken vieler Uhren erfüllt den Raum. Dann schlägt es eins. Ein helles Klingeln hier, ein tiefer Ton da. Eine Standuhr meldet sich mit einem dunklen Gong.

Spezialisiert auf alte Uhren

In dem Raum riecht es nach Holz. „Ich habe mich auf alte Uhren spezialisiert”, erklärt der freundliche Mann mit dem weißen Bart. Er heißt Friedrich Bischoff und ist Uhrmacher-Meister. „Anders als die meisten modernen Uhren haben die noch ein mechanisches Uhrwerk.”

Uhrmacher-Meister Friedrich Bischoff  an seinem Arbeitsplatz. Diese Tischuhr muss neu eingestellt werden. (Foto: dpa)

Uhrmacher-Meister Friedrich Bischoff an seinem Arbeitsplatz. Diese Tischuhr muss neu eingestellt werden. (Foto: dpa)

Arbeit hat Herr Bischoff reichlich. Die unermüdlich tickenden Uhren bedecken ganze Wände. Sie stehen auf hohen Regalen, die bis unter die Decke reichen. Die beiden Werktische sind voll von kleineren Stücken: Armbanduhren, Taschenuhren, Reisewecker, Tischuhren.

Uhrendoktor statt Uhrenmacher

Herr Bischoff begibt sich an seinen Werktisch. „Eigentlich ist die Bezeichnung Uhrmacher nicht ganz richtig”, meint er. „Wir machen heutzutage keine Uhren mehr, sondern warten und reparieren sie.” Friedrich Bischoff ist also eher ein Uhrendoktor.

Uhren aus verschiedenen Zeiten

Er kennt sich mit alten Uhren aus. Oft erkennt er schon auf den ersten Blick, um welche Uhr es sich handelt. Er sieht zum Beispiel, aus welcher Zeit die Uhr stammt. Das erkennt er an verschiedenen Dingen: etwa dem Stil der Dekorationen, dem verwendeten Holz und Metall.

Zu manchen Zeiten mochten die Menschen eher schlichte Uhren. Zu anderen waren aufwendige Verzierungen gefragt. Woher die Uhr kommt, verrät oft schon das Uhrwerk.

Diese Uhr kann man einfach in die Tasche stecken. (Foto: dpa)

Diese Uhr kann man einfach in die Tasche stecken. (Foto: dpa)

In Deutschland hat man Uhren zum Beispiel anders gebaut als in Frankreich. Häufig ist in den Uhrwerken auch eine Signatur versteckt, also ein eingravierter Name. Damit verewigte sich der Uhrmacher für alle Zeit.

Der Mann greift nach einer Tischuhr. Das alte Stück sieht prächtig aus mit der Säule, auf der die Uhr sitzt. „Die habe ich gestern repariert”, sagt Herr Bischoff und schaut auf eine andere Uhr. „Geht immer noch sieben Minuten nach. Muss ich also noch mal regulieren.”

Was ist eine Uhrenwelle?

Herr Bischoff klappt die Rückseite der Uhr auf. Es erscheint ein Uhrwerk aus unzähligen feinen Teilen. Darin bewegt sich eine winzige Spirale hin und her. Herr Bischoff erklärt: „Das ist die Unruhwelle. Wie ein Pendel bei einer Standuhr gibt sie die Geschwindigkeit vor.”

So sieht eine mechanische Taschenuhr von innen aus. (Foto: dpa)

So sieht eine mechanische Taschenuhr von innen aus. (Foto: dpa)

Herr Bischoff stellt einen winzigen Hebel ein Stück weit nach rechts. „Jetzt geht die Uhr etwas schneller. Morgen weiß ich, ob es stimmt. Wenn nicht, muss ich sie noch mal anders einstellen.»”Hier ist also nicht nur Fingerspitzengefühl gefragt, sondern auch Geduld.

Ein großes Ersatzteillager

Als Nächstes nimmt sich Herr Bischoff eine Taschenuhr vor. „Häufig sind einzelne Teile verschlissen und müssen ersetzt werden”, erklärt er. „Ich gucke dann in meinem Ersatzteillager, ob ich das Teil habe.” Er deutet auf die Schränke an der Wand. In den vielen kleinen Kästen sind Schrauben, Zahnräder, Federn, Zeiger und andere Ersatzteile.

Nicht immer findet Herr Bischoff das richtige Ersatzteil. Dann muss er es nachbauen. Der Fachmann hat spezielle Werkzeuge, mit denen er zum Beispiel Zahnrädchen herstellt.

Aber wird das nicht auf Dauer langweilig, immer wieder Uhren auseinanderzubauen und wieder zusammenzusetzen? Herr Bischoff schüttelt lachend den Kopf. „Das Spannende ist ja, dass jede Uhr anders ist”, sagt er.

Von dpa

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