Schulranzen packen früher und heute

Kaum hat die Schule angefangen, ist der Ranzen schon wieder knallvoll: Hefte, Bücher, Stifte, Wasserflasche, Brotdose, Schere, Lineal, Knete. Du kennst das wahrscheinlich. Vielleicht hat auch dein Lehrer gleich am ersten Tag eine Liste ausgeteilt, auf der steht, was deine Eltern alles kaufen sollen. Das ist eigentlich eine super Sache. Wäre doch doof, wenn du im Kunstunterricht ein neues Projekt machst – und du keinen Wasserfarbkasten oder keine Wachsmalstifte hast.
Superlange Liste
Trotzdem finden manche Eltern und Kinder, dass die Listen übertrieben sind. Zum Teil sind sie nämlich richtig lang, manchmal sogar mehr als eine Seite. Auf einer von diesen Listen, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekommen hat, steht zum Beispiel: 1 Kunstmappe DIN A3; 1 Malblock DIN A, 40 Blatt; 1 Malblock DIN A4, 100 Blatt; 1 Paket Knete in fester Dose zum Verschließen; 8-12 Buntstifte; 2 dünne Bleistifte; 1 Spitzer mit Döschen; 1 dünner, blauer, wasserlöslicher Folienstift. Und so geht das noch ziemlich lange weiter.
Tafel zum Schreiben
Doch mussten Schulkinder eigentlich immer schon so viele Sachen für die Schule kaufen? „Nein“, sagt Ruth Welter. Sie wurde 1951 eingeschult und kann sich noch sehr gut an ihren eigenen Schulranzen erinnern: „Das war ein schwerer Ranzen aus Leder. Er war damals sehr wertvoll.“ Darin waren: Ein kleines Büchlein zum Lesenlernen, eine Tafel aus Schiefer zum Schreiben und Rechnen, ein kleiner Kasten für den Griffel (eine dicke, angespitzte Miene) und das berüchtigte Schwammdöschen. Mehr nicht. „Alles, was wir aufgeschrieben haben, wurde später wieder weggewischt“, sagt Ruth Welter. An das Wischen hat sie jedoch schlechte Erinnerungen. „Der Schwamm war in einer kleinen Dose und hat gestunken wie ein Badeanzug, den man eine Woche lang nass im Schrank aufbewahrt hat.“ Deswegen hatte die kleine Ruth früher selbst gehäkelte Tafellappen.
Immer mehr Bücher
Später hat sie selbst als Grundschullehrerin gearbeitet. Sie hat sich also ziemlich lange angeguckt, was Kinder so in ihrem Ranzen hatten. Auch in den 1970er Jahren, als Ruth Welter als Lehrerin angefangen hat, haben die Kinder noch auf kleinen Tafeln schreiben gelernt. „ Die waren aber aus leichtem Kunststoff.“ Mit der Zeit bekam das Lese-Buch jedoch Gesellschaft: Es gab ein Mathebuch, ein Sprachbuch und ein Sachkundebuch. „Und ich habe als Kunstlehrerin auch immer viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder einen guten Wasserfarbkasten hatten“, sagt Ruth Welter.
Nicht mehr wischen
Und mit der Zeit sind die Listen vieler Lehrer immer länger geworden. Ob die Listen von heute übertrieben sind – darüber kann man streiten. Klar ist aber: Du kannst dich freuen, dass du deine Rechenaufgaben nicht mehr mit einem stinkenden Schwämmchen wegwischen musst.
Von Angela Sommersberg