Was war die Rote Armee Fraktion?

Was war die Rote Armee Fraktion?
Mit Plakaten wurde nach den Terroristen gesucht. Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin (von links) galten als Köpfe der Gruppe. (Foto: dpa)

RAF. Diese Abkürzung wirst du in den nächsten Tagen häufiger in unserer Zeitung lesen. Die Buchstaben stehen für „Rote Armee Fraktion“ – und für eine beängstigende Zeit in der deutschen Geschichte. Denn die RAF war eine Terrorgruppe. Vor 40 Jahren hat sie für einen schlimmen „Deutschen Herbst“ gesorgt. Was damals genau passiert ist und wer die RAF eigentlich war, erklären wir dir heute.

Was war vor der RAF?

Vor 50 Jahren gab es viele Proteste von Studenten und anderen jungen Menschen. Sie waren unzufrieden mit den starren Regeln in Deutschland. Sie wollten Freiheit und Gleichberechtigung und dass der Krieg aufhört, den die USA in dem asiatischen Land Vietnam führten. Die Demonstrationen waren überwiegend friedlich.

Doch es gab auch Menschen, die ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen wollten. So wie Gudrun Ensslin, Andreas Baader und ihre Komplizen: Sie legten in zwei Kaufhäusern in Frankfurt am Main Brände – aus Protest gegen den Krieg in Vietnam. Andreas Baader wurde festgenommen, Gudrun Ensslin konnte fliehen.

Wie ist die RAF entstanden?

Ulrike Meinhof, einer Journalistin, gefiel, was Gudrun Ensslin und Andreas Baader getan hatten. Mit einem Trick befreite sie Andreas Baader aus dem Gefängnis. Die drei gründeten 1970 gemeinsam mit anderen die RAF. Sie gingen in den Untergrund, versteckten sich also vor der Polizei. Die RAF überfiel Banken, um mit dem geraubten Geld Waffen, Autos und gefälschte Ausweise zu kaufen. Dann verübten sie Anschläge, entführten Menschen und zündeten Bomben – dabei starben auch Menschen.

Das Ziel der RAF war es, das politische System in Deutschland komplett zu verändern. Deswegen richteten sich ihre Anschläge vor allem gegen mächtige Menschen oder Vertreter des Staates wie Polizisten, gegen große Firmen oder Zeitungshäuser. 1972 konnte die Polizei einige Terroristen verhaften, auch Baader, Meinhof und Ensslin. Von einem Gericht wurden sie zu langen Jahren im Gefängnis verurteilt. Vier Jahre später brachte Ulrike Meinhof sich im Gefängnis um.

Was ist der Deutsche Herbst?

Im Jahr 1977 wurde Brigitte Mohnhaupt aus dem Gefängnis entlassen. Mit anderen Leuten schloss sie sich zur sogenannten zweiten Generation der RAF zusammen. Wieder beging die Gruppe Anschläge und ermordete Menschen, um gegen das deutsche System zu kämpfen.

Vor fast genau 40 Jahren, am 5. September 1977, entführte die RAF in Köln Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer und hielt ihn unter anderem in einer Wohnung in Erftstadt-Liblar gefangen. Die RAF sagte, sie werde Schleyer freilassen, wenn elf Mitglieder aus dem Gefängnis freikämen. Doch der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt wollte sich nicht von den Terroristen erpressen lassen.

Was ist die Landshut?

Die ganze Welt fieberte mit, was bei der Entführung des Flugzeugs Landshut passierte. (Foto: dpa)

Kurz darauf entführten arabische Terroristen, die mit der RAF verbündet waren, ein Lufthansa-Flugzeug mit dem Namen Landshut. Etwa 90 Menschen waren an Bord, das Flugzeug landete in vielen Ländern und blieb schließlich in Mogadischu, der Hauptstadt von Somalia (Afrika). Auch diese Terroristen forderten, dass elf RAF-Mitglieder freigelassen werden sollten.

Doch eine Spezialeinheit der deutschen Polizei, die GSG 9, konnte die Terroristen überwältigen, die Passagiere kamen frei. Die RAF tötete daraufhin Hanns Martin Schleyer. In derselben Nacht begingen die RAF-Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord.

Was passierte dann?

Trotzdem gingen die Anschläge der RAF weiter – sie waren aber weniger intensiv als im Deutschen Herbst. Im Jahr 1982 wurden Brigitte Mohnhaupt und andere Mitglieder verhaftet und verurteilt. Später gründete sich noch eine sogenannte dritte Generation der RAF. Im Jahr 1998 löste sich die Terror-Gruppe dann offiziell auf. In den 28 Jahren, in denen es die RAF gab, hat die Gruppe mehr als 30 Menschen getötet.

Von Angela Sommersberg