Wie tut man das Richtige?

Was ist das Richtige? In manchen Situationen ist das gar nicht so einfach zu beantworten. (Foto: dpa)
Was ist das Richtige? In manchen Situationen ist das gar nicht so einfach zu beantworten. (Foto: dpa)

Es gibt Menschen in der Geschichte, die sind vor allem für eine Sache berühmt: denken! Sie haben über die wichtigsten Themen für Menschen und unser Zusammenleben nachgedacht. Zum Beispiel: Wie finde ich heraus, was das Richtige ist? Wir stellen dir zwei wichtige Denker und ihre Ideen vor!

Philosophen sind Menschen, die vor allem eins tun: Viel nachdenken. Und zwar über alle möglichen Dinge. Was ist eigentlich Wissen? Was unterscheidet Menschen von Tieren? Wie funktioniert ein Land am besten? Vielleicht die wichtigste Frage, die sie sich stellen, ist aber: Wie lebt man eigentlich ein gutes Leben? Dabei geht es vor allem darum, was man tun und was man nicht tun darf. Den Teil, der Philosophie, der sich mit dieser Frage beschäftigt, nennt man Ethik.

Wo kommt Philosophie her?

Philosophie gibt es schon seit ungefähr 2400 Jahren. Der erste Philosoph, den wir kennen, lebte im antiken Griechenland und hieß Sokrates. Mit ihm begann eine lange Tradition von sehr schlauen Denkern, die sich mit wichtigen Fragen beschäftigten. Um herauszufinden, wie die Welt eigentlich funktioniert, konnten die Menschen noch keine Experimente machen wie heute. Also dachten kluge Leute besonders viel darüber nach. Schon damals, als es noch nicht einmal Strom gab, gab es Menschen, die verstanden, dass die ganze Welt aus winzigen Teilen, sogenannten Atomen, besteht. Das konnte erst Jahrtausende später von Wissenschaftlern bewiesen werden.

Worum geht es?

Während der langen Geschichte der Philosophie kamen immer wieder neue Themen auf oder verschwanden. Was die Leute aber immer beschäftigte, war eben die Frage nach dem guten Leben und wie man sich richtig verhält. Es gibt ein paar Sachen, bei denen sich alle einig sind, dass man sie nicht tun darf. Leuten weh tun zum Beispiel. Oder Sachen klauen.

Wie kann dir das helfen?

Manchmal kommt man in eine Situation, in der man nicht direkt weiß, was das Richtige ist.

Ein Beispiel: Stell dir vor, du spielst mit einem Freund in der Schule, und er macht aus Versehen einen Bilderrahmen kaputt. Du weißt, dass es keine Absicht war, aber dass dein Freund großen Ärger bekommen würde, wenn deine super strenge Lehrerin herausfinden würde, was passiert ist. Als sie dich fragt, stehst du vor der Wahl: Sagst du, was dein Freund gemacht hat, oder tust du so als wüsstest du nicht, wer den Bilderrahmen zerbrochen hat?

Auch die Philosophen sind sich bei solchen Fällen nicht immer einig. Wir haben uns in zwei große Philosophen hineinversetzt und sagen dir, was sie dir raten würden. Vielleicht hilft dir das beim nächste Mal, wenn du nicht weißt, wie du richtig handeln sollst.

Jeremy Bentham (1748-1832): Manchmal ist lügen okay

So soll Jeremy Bentham ausgesehen haben. (Foto: dpa)

Bentham ist der Meinung, dass man immer darüber nachdenken sollte, was die meisten Menschen glücklich macht. Wenn du also in einer Situation bist, in der du zum Beispiel einen ganzen Kuchen alleine essen könntest, solltest du darüber nachdenken, ob nicht sehr viele Leute enttäuscht wären, wenn sie kein Stück abbekommen.

Auch wenn du dich über einen ganzen Kuchen bestimmt freuen würdest, wären insgesamt mehr Leute traurig als glücklich, also solltest du den Kuchen lieber teilen, findet der englische Philosoph.

Das sagt Bentham zum zerbrochenen Bilderrahmen: Wenn du dir sicher bist, dass dein Freund das Bild nicht mit Absicht zerbrochen hat, darfst du auch mal nichts sagen, finde ich. Deinem Freund würde es schlecht gehen, wenn die strenge Lehrerin ihn bestrafen würde, und das Bild würde dadurch auch nicht wieder ganz. Außerdem wird sich dein Freund dann bestimmt daran erinnern, dass du dich in dieser Situation für ihn entschieden hast und das könnte eure Freundschaft stärken. Zu sagen, wer das Bild zerbrochen hat, würde dagegen niemanden glücklich machen.

Immanuel Kant (1724-1804): Lügen ist generell nicht okay

Der berühmte Philosoph Immanuel Kant (Foto: dpa)

Kant findet, dass man sich immer an allgemeine Regeln halten soll. Frag dich, ob du möchtest, dass alle Menschen sich dein Handeln zum Vorbild nehmen. Stell dir nochmal vor du hast einen Kuchen und sollst ihn teilen. Wenn alle Menschen ihr Essen mit anderen teilen würden, gäbe es weniger Hunger auf der Welt. Wenn aber niemand irgendwas teilen würde, könnte man armen Menschen nicht helfen. Also solltest du in diesem Fall deinen Freunden etwas abgeben, weil das nach dem deutschen Philosophen Kant die richtige Entscheidung ist.

Das sagt Kant zum zerbrochenen Rahmen: Ich denke, du solltest deiner Lehrerin sagen, was passiert ist. Klar, für deinen Freund ist es in dem Moment blöd und er wird vielleicht sogar bestraft. Aber Lügen oder so tun, als ob man etwas nicht weiß, ist generell falsch, deswegen solltest du auch in diesem Fall die Wahrheit sagen. Wenn etwas schlimmeres passiert und vielleicht jemand deine Sachen kaputt macht, würdest du auch wollen, dass derjenige, der weiß, wer es war, das zugibt. Und man kann nicht in einem Fall sagen, dass Lügen okay ist, und im anderen nicht.

Von Sara Pichireddu