Erwischt! Das Museum für Spickzettel in Nürnberg
Es ist ein kleiner Zettel, etwa so groß wie ein Kassenzettel aus dem Supermarkt. Darauf steht mit blauer Tinte geschrieben, wie man Stahl herstellt. Allerdings ist die Schrift so klein und schnörkelig, dass man zum Lesen eine Lupe braucht. Der Zettel ist ein Spickzettel. Und zwar ein ziemlich alter. Vor über 60 Jahren hat ihn ein Schüler für eine Prüfung geschrieben.
Der Zettel gehört heute einem Museum, dem Schulmuseum in Nürnberg. Nürnberg ist eine Stadt im Bundesland Bayern. Weil der Zettel so alt ist, steckt er in einem speziellen Schutz-Umschlag. Viele Spickzettel werden im Schulmuseum so aufbewahrt.
Die Spickzettel finden die Besucher oft besonders interessant. „Fast jeder hat als Schüler mal einen Spickzettel geschrieben. Da fällt den meisten Besuchern etwas dazu ein”, sagt der Experte.
Spickzettel so groß wie ein Streichholz
In der Sammlung gibt es winzig kleine Spicker, die nur so groß wie ein Streichholz sind. Andere sind dagegen so groß wie Heftseiten. Der älteste Spicker ist über achtzig Jahre alt. Es gibt aber auch neue Zettel und ziemlich ausgefuchste Exemplare. Zum Beispiel einen Spicker, den ein Schüler in einer Armbanduhr versteckt hatte. Oder einen, der in einer Getränkepackung versteckt war.
Viele Spickzettel hat ein Lehrer dem Museum gespendet. „Er hat jahrelang Spicker gesammelt, die er im Klassenzimmer gefunden oder Schülern weggenommen hat”, sagt Mathias Rösch. Mit der Zeit hatte der Lehrer mehrere hundert Zettel beisammen. Auch ein Schülerin hat der Sammlung viele Spickzettel geschenkt. Andere wurden aus aller Welt zugeschickt. Zum Beispiel stammt ein Spicker aus Hongkong.
Mathias Rösch findet die Spickzettel sehr spannend: „Wenn man Spickzettel genau untersucht, verraten sie sehr viel.” Zum Beispiel über die Schüler. „Wir haben Spickzettel, auf denen nur ganz wenig steht. Daran kann man erkennen, dass der Schüler wahrscheinlich gut gelernt hat”, sagt der Fachmann.
Denn Schüler, die wenig gelernt haben, machen sich ganz andere Spickzettel. „Das sind dann zum Beispiel Seiten aus dem Heft, die ganz klein kopiert und dann versteckt werden.”
Von dpa
Der „Elfmeter-Spickzettel”
Einen berühmten Spickzettel gab es mal im Fußball. Das war im Sommer des Jahres 2006. Damals war gerade Fußball-Weltmeisterschaft. Die Mannschaft aus Deutschland spielte im Viertelfinale gegen Argentinien.
Das Spiel war sehr spannend. Zum Schluss gab es auch noch Elfmeter-Schießen. Der Torwart der deutschen Nationalmannschaft war Jens Lehmann. Bevor es losging, zog er einen kleinen Zettel aus seinem Stutzen.
Alle Zuschauer waren neugierig und fragten sich damals: Was steht wohl auf dem Zettel drauf? Der deutsche Torwart hat jedenfalls danach zwei Elfmeter gehalten. Was auf dem Zettel stand, kam erst einige Zeit später heraus. Es war ein Spickzettel! Auf ihm stand, wie einige der Torschützen der Argentinier wahrscheinlich schießen werden.
Jens Lehmann hat den berühmten „Elfmeter-Zettel” später einer Kinder-Hilfsorganisation gespendet. Diese hat den Spicker für eine Million Euro verkauft.
Von dpa