Aus Glas eine Lok für den Weihnachtsbaum formen

Aus Glas eine Lok für den Weihnachtsbaum formen
Die kleinen Vögel aus Glas für den Weihnachtsbaum wurden in der Werkstatt von Michael Haberland hergestellt. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

In der kleinen Stadt Lauscha ist der Christbaumschmuck aus Glas erfunden worden. Die Glasbläser dort arbeiten immer noch mit der Hand und ihrer Puste

Vorsicht! Die glänzenden Kugeln und bunten Figuren für den Weihnachtsbaum sind zerbrechlich. Denn häufig sind diese Schmuckstücke aus dünnem Glas gemacht. In der Stadt Lauscha im Bundesland Thüringen wissen sie genau, wie das geht. Hier wurde der gläserne Christbaumschmuck vor etwa 175 Jahren erfunden.

Bemalte Kugeln

Damals verzierten die Menschen ihren Weihnachtsbaum vor allem mit Essbarem wie Äpfeln und Nüssen. Ein armer Glasbläser soll aber dafür nicht genug Früchte gehabt haben. In seiner Not habe er als Ersatz Kugeln aus Glas hergestellt, heißt es. Die malte er dann an.

Der Glasbläser Michael Haberland wollte als Kind Astronaut werden, jetzt fertigt er solchen Christbaumschmuck. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Mit der Zeit begeisterten diese Glaskugeln immer mehr Menschen. Inzwischen kommen an den Christbaum aber nicht nur Kugeln, sondern auch andere Figuren. Der Glasbläser Michael Haberland aus Lauscha ist dafür Experte.

Formen aus Keramik

Um Schmuck wie etwa eine kleine Lokomotive herzustellen, braucht er Formen aus Keramik. Die beiden Teile dieser Formen sehen aus wie stabile Sandförmchen. Für die Lok spannt Michael Haberland zuerst die passenden Formteile an seiner Werkbank in die Formzange ein. Mit einer Flamme erhitzt er dann ein knapp 30 Zentimeter langes Glasrohr ungefähr in der Mitte. An dieser Stelle wird das Glas flüssig.

Die Kugeln und bunten Figuren sind aus Glas und damit sehr zerbrechlich. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Dieses Glas bläst Michael Haberland über das Ende des dünnen Rohrs vorsichtig zu einer Kugel auf. Die legt er in den unteren Teil der Form, presst die Teile mit der Zange zusammen und gibt kurz über den hohlen Spieß etwas Luft hinzu. Nun löst er die Zange wieder. In der Hand hält eine Lokomotive am Stiel.

Spezielle Flüssigkeit

Ist die Figur abgekühlt, kommt das Versilbern dran. Dazu verwendet der Glasbläser eine spezielle Flüssigkeit. Ein wenig davon gibt er über das Röhrchen in die Lokomotive und schüttelt sie. Dann festigt er es in einem Topf mit kochend heißem Wasser. Nun glänzt die kleine Lok silbern. Getrocknet wird sie auf einem Nagelbrett.

Später wird die Lokomotive noch mit Pinsel und Farbe verziert. Das macht nicht der Glasbläser, sondern Malerinnen. Erst danach wird der Spieß aus Glas mit einem Spezialmesser entfernt. Auf die Öffnung kommt ein Hütchen und daran der Aufhänger. Fertig ist die Lokomotive für den Weihnachtsbaum.

Der Glasbläser Michael Haberland wollte als Kind Astronaut werden, jetzt macht er solchen Christbaumschmuck. Foto: Claudia Irle-Utsch/dpa

Eine andere Spezialität von Michael Haberland sind übrigens Vögelchen aus Glas: manche mit Federschwanz, andere mit Schwänzchen aus gesponnenem Glas. Die Lieblingsfigur von Michael Haberland ist aber der Astronaut. Er sagt: „Als Kind wollte ich in den Weltraum fliegen. Oder Glasbläser werden.“

Von Claudia Irle-Utsch (dpa)