Warum die Türkei gerade so wichtig ist

Warum die Türkei gerade so wichtig ist
Syrische Kinder in einem türkischen Flüchtlingslager (Foto: dpa)

Gerade reden sehr viele Leute über die Türkei. Und das machen sie nicht, weil sie dorthin in Urlaub fahren wollen, sondern weil das Land für die Weltpolitik sehr wichtig ist. Die Türkei ist das wichtigste Durchreiseland für Flüchtlinge: Von dort aus kommen zurzeit die meisten Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und anderen Ländern nach Europa.

Die geografische Lage

Syrien liegt direkt neben der Türkei. (Grafik: Böhne)

Syrien liegt direkt neben der Türkei. (Grafik: Böhne)

Die Türkei gehört zu einem kleinen Teil zu Europa und zum großen Teil zu Asien. Das Land grenzt an verschiedene Meere und hat mehrere Nachbarn, zum Beispiel Griechenland, Bulgarien, Georgien, Iran und Irak. Auch Syrien grenzt an die Türkei. Wie du vielleicht weißt, herrscht dort seit etwa fünf Jahren ein schlimmer Krieg. Deswegen fliehen die Menschen  in die Nachbarländer und suchen dort Schutz, also im Libanon, in Jordanien, Irak und in der Türkei. Dorthin sind mehr als zwei Millionen Syrer geflohen.

Die politische Lage

Zur Zeit ist der Krieg im Norden von Syrien wieder besonders schlimm. Erneut haben sich etwa 50.000 Menschen auf den Weg Richtung Türkei gemacht. Doch die türkische Regierung will die Flüchtlinge erst mal nicht ins Land lassen. Und das obwohl die Vereinten Nationen, der Zusammenschluss der meisten Länder dieser Erde, sie darum gebeten hat. Doch die türkische Regierung sagt: Wir können nicht noch mehr Menschen aufnehmen. Das Problem ist aber auch: Die Versorgung von so vielen Flüchtlingen kostet viel Geld. Und eigentlich hatte die Europäische Union (EU), ein Zusammenschluss von europäischen Ländern, schon vor Monaten versprochen, der Türkei drei Milliarden Euro für die Versorgung zu geben. Doch bislang hat noch keiner gezahlt. Die neuen syrischen Flüchtlinge leben  in Zeltlagern an der Grenze zur Türkei. Hilfsorganisationen bringen dort Lebensmittel und Medikamente hin.

Die Europäische Union

Erdogan und seine Partei regieren in der Türkei. (Foto: dpa)

Erdogan und seine Partei regieren in der Türkei. (Foto: dpa)

Die EU hatte der Türkei das Geld aus einem besonderen Grund versprochen: Sie will, dass die türkischen Behörden besser aufpassen. Denn viele Flüchtlinge möchten gar nicht in der Türkei bleiben, sondern weiter nach Europa, zum Beispiel nach Deutschland. Viele versuchen mit einem kleinen Boot über das Meer nach Griechenland überzusetzen. Weil sich aber auch die meisten europäischen Länder überfordert fühlen von den vielen Flüchtlingen, wäre es ihnen lieber, wenn diese einfach in der Türkei bleiben würden. Mehrmals hat Bundeskanzlerin Angela Merkel den türkischen Präsidenten Recep Erdogan schon gebeten, die türkische Grenze nach Europa besser zu bewachen. Bislang ist das aber nicht passiert.

Die Menschenrechte

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck zu Besuch in einem türkischen Flüchtlingslager (Foto: dpa)

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck zu Besuch in einem türkischen Flüchtlingslager (Foto: dpa)

Die EU ist also auf die Türkei angewiesen. Deswegen sind die EU-Politiker zurzeit besonders nett und versuchen sie nicht zu verärgern. Die Europäer überlegen zum Beispiel, ob die Türkei nicht doch Mitglied in der EU werden könnte. Sie kritisieren zum Beispiel auch nicht, dass die Türkei viel falsch macht. So führt das Land seit Monaten selbst Kämpfe gegen eine Volksgruppe in ihrem Land, die Kurden. Auch Journalisten und Gegner der Regierung dürfen ihre Meinung nicht offen sagen. Tun sie es doch, werden sie oft eingesperrt. So etwas darf in einer Demokratie nicht passieren. Deswegen finden viele es wichtig, dass man der Türkei widerspricht. Wie es weitergehen könnte, weiß niemand.

Von Angela Sommersberg