Von Radieschen und Kobolden

Von Radieschen und Kobolden
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Wenn in Deutschland die Adventszeit beginnt, gehen viele kleine Lichtlein an: Die Lichterkette im Fenster des Nachbarn und auf dem Weihnachtsmarkt am Neumarkt ein ganzer Sternenhimmel über den Buden.

Spätestens abends am 5. Dezember werden Stiefel und Schuhe geputzt und aufgestellt, so dass der Nikolaus weiß, wo er Leckereien wie Plätzchen und Zuckerstangen hinterlassen kann – natürlich nur für die artigen Kinder, deren gute Taten im goldenen Buch aufgelistet sind. Für ungezogene Kinder hat der Nikolaus seinen fleißigen Helfer Knecht Ruprecht, der – ganz in schwarz gekleidet – vielen Kindern Angst einflößt. Und Heiligabend, der erste und zweite Weihnachtstag stehen ganz im Zeichen von Familie, Frieden, Liebe. Wie sehen die Bräuche und Traditionen in anderen Ländern aus? Wir haben es uns für dich angeschaut.

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Besen säubern zum Fest in Estland

In Estland wird alles getan, um die Hexen vom Weihnachtsfest fern zu halten. Was man dafür tun muss? Man schnappt sich einen Besen und macht sauber – und zwar den Besen selbst! Denn böse Hexen reiten besonders gerne auf schmutzigen Besen und versuchen, den Kindern die Geschenke zu klauen – das glauben jedenfalls die Menschen in Estland. Beschenkt werden die Kinder in der Adventszeit deshalb von kleinen Gnomen, Wichteln und dem bekannten Weihnachtsmann– der heißt in Estland Jouuvana. Damit die Geschenke also vollzählig bleiben, muss jeder noch so kleine Besen gründlichst gesäubert werden!

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Mexikanische Krippe aus Radieschen

In der kleinen Stadt Oaxaca in Mexiko wird zu Weihnachten das „Noche de Rábanos“ gefeiert – übersetzt heißt das „Radieschenfest“. Es ist der Höhepunkt der mexikanischen Adventszeit. Damit wird an die Einführung des Gemüses durch die Spanier im 18. Jahrhundert erinnert. Das Besondere: Aus den mexikanischen, überdimensionalen Radieschen machen Künstler verschiedene Figuren, zum Beispiel für eine Krippe. Auch zu Ehren dieser talentierten Schnitzer wird deshalb ein großes Fest veranstaltet. Was bei dieser einzigartigen Radieschen-Nacht außerdem nicht fehlen darf: ein riesiges Feuerwerk.

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Auf Kobold-Jagd in Griechenland

Wenn das Feuer auf dem Herd plötzlich ausgeht oder die Milch urplötzlich sauer wird, dann sind es in Griechenland die Kalikanzari in Schuld. Das sind rotäugige, behaarte, nachtaktive Kobolde, die während der Weihnachtszeit ihr zu Hause unter der Erde verlassen und für jede Menge Unfug sorgen. Um die Kalikanzari von den Menschen fernzuhalten, achtet man in Griechenland deshalb während der Weihnachtszeit auf ein dauerhaft brennendes Weihnachtsfeuer. Alternativ zum Feuer kann man übrigens auch eine Wasserschüssel mit einem Basilikumzweig und einem Kreuz verwenden.

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Isländische Weihnachtstrolle

In Island wird die Rolle des Weihnachtsmanns von 13 kleinen Trollen übernommen. Ihr erster Arbeitstag ist am 12. Dezember. Von da an bringt jeweils einer der Weihnachtszwerge bis zum Heiligabend jeden Tag ein kleines Geschenk. Dafür legen die Kinder in Island ihre Schuhe auf das Fenstersims. Wer nicht artig war, findet am nächsten Tag eine alte Kartoffel in seinem Schuh. Das Benehmen der Trolle lässt übrigens stark zu wünschen übrig, sie klauen, rülpsen und knallen mit den Türen. Erst am 6. Januar können die Isländer wieder aufatmen, wenn die „Jólasveinar“ bis zum nächsten Dezember verschwinden.

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Stühle bauen zur ungarischen Weihnacht

In Ungarn sind die Menschen an Weihnachten fleißig: Es wird nämlich der sogenannte Luca széke (Luca-Stuhl) gebaut. Er besteht aus sieben Holzarten und ist genau an Heiligabend fertig. Schützen soll dieser vor bösen Hexen. An Heiligabend nimmt man den Stuhl mit zur Christmette, stellt sich auf darauf und hält Ausschau nach Hexen. Wenn man eine entdeckt, wirft man Mohnsamen auf den Boden und rennt mit dem Stuhl nach Hause. Denn die Hexe muss natürlich erst alle Samen aufsammeln, bevor sie die Verfolgung aufnehmen kann. Daheim verbrennt man den Stuhl, um im nächsten Jahr auch wirklich vor Hexen sicher zu sein. 

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Reisbrei zum Weihnachtsfest in Norwegen

„Julenisse“ – so heißt der norwegische Weihnachtsmann. Er ist nicht wie in vielen anderen Ländern ein älterer, weiser Mann, sondern ein lustiger Kobold. Seine Aufgabe: Einen Sack mit Geschenken bringen (na klar), und als guter Geist über die Kinder und die Häuser der Menschen wachen. Den Heiligabend beginnen die Norweger mit Reisbrei. Und der bleibt auch die einzige Mahlzeit bis zum Festmahl am Abend. Auch der Julenisse wird versorgt: mit einem Teller mit Brei, geschmolzener Butter, Zucker und Zimt. Abends fasst sich die ganze Familie an den Händen und umkreist singend den Weihnachtsbaum.

Von Elisa Sobkowiak