Viel Zoff, viel Liebe

Hannah und Johannes sind oft genervt voneinander. Johannes ist sechs Jahre alt und findet: Seine Schwester sei zickig. „Sie nimmt mir oft Sachen weg und behauptet hinterher, dass sie die zuerst hatte.“ Hannah (5) meint dagegen, dass ihr Bruder oft in ihr Zimmer gehe, ohne um Erlaubnis zu fragen. „Mit meinen Freundinnen streite ich auch. Wir vertragen uns aber meist von alleine. Johannes und ich zoffen uns doller“, sagt Hannah.

Hannah und Johannes spielen gerne zusammen, auch wenn sie sich zwischendurch mal streiten. Foto: privat/dpa

Falls du Geschwister hast, verbringst du gerade superviel Zeit mit ihnen. Das passt, denn am Freitag ist Tag der Geschwister. Und diese Situation kennst du bestimmt auch: Ihr spielt zusammen, aber dann bricht Streit aus. Das ist laut Experten normal. Sie haben herausgefunden, dass Kinder mit ihren Brüdern und Schwestern häufiger aneinander geraten als mit anderen Gleichaltrigen.

„Kinder lernen mit ihren Geschwistern Gefühle kennen“, sagt die Expertin Susann Sitzler. Damit meint sie: Geschwister sind die ersten Kinder, mit denen du viel Zeit verbringst. Noch bevor du richtig reden kannst, bist du schon eifersüchtig oder wütend auf sie. Aber so lernst du auch, mit diesen Gefühlen umzugehen, und auch, wie du etwa jemand anderem sagst, was dich stört. Das ist ein Vorteil, wenn man dann in den Kindergarten oder die Schule kommt.

Aber warum zoffst du dich immer noch mit deinen Geschwistern, auch wenn du schon älter bist? „Vor Geschwistern hat man weniger Hemmungen“, sagt die Expertin. „Sie haben einen sowieso schon hundertmal wütend oder eifersüchtig gesehen. Man hat weniger Angst, ihnen die eigenen Gefühle zu zeigen als zum Beispiel Freunden.“ Das liegt auch daran, dass dir etwa deine Mitschüler die Freundschaft kündigen könnten – deine Brüder und Schwestern aber nicht. Sie bleiben deine Geschwister, egal ob du ihnen was Blödes sagst oder nicht.

So ist das auch bei Hannah und Johannes. Sie streiten sich zwar oft, aber eigentlich verbringen sie gerne Zeit miteinander. Am Wochenende schlafen sie im gleichen Raum, obwohl sie getrennte Kinderzimmer haben, erzählt Johannes. „Dann quatschen wir ganz lange, auch wenn wir eigentlich schlafen sollen. Das ist ziemlich cool.“

Von Corinna Schwanhold (dpa)