Für’s Stottern muss sich niemand schämen

Für’s Stottern muss sich niemand schämen
Stottern lässt sich gut behandeln: In einer Therapie lernen Betroffene Techniken, die gegen das Stottern helfen können. (Foto: dpa)

Du meldest dich, der Lehrer nimmt dich dran, du willst etwas sagen und verhaspelst dich. So etwas passiert fast jedem ab und zu, wenn er zum Beispiel aufgeregt ist. Es gibt aber Menschen, denen es ständig so geht. 800.000 Menschen in Deutschland stottern.

Bei Kindern kommt es häufiger vor als bei Erwachsenen: Jedes fünfte stottert zumindest für einige Zeit. Wenn du auch dazu gehörst, siehst du: Du bist nicht allein! Zum Welttag des Stotterns, der seit 1998 am 22. Oktober stattfindet, erklären wir dir mit der Bundesvereinigung Stottern und Selbsthilfe, warum manche Menschen stottern – und warum sich niemand dafür schämen muss.

Was passiert beim Stottern?

Stottern ist eine Sprechbehinderung. Der Redefluss wird unterbrochen. Der Stotternde weiß genau, was er sagen möchte. Doch er kann es nicht ohne Störung aussprechen. Er stolpert über Buchstaben oder Wörter, wiederholt oder zieht Wörter in die Länge, bringt Sätze nicht zu Ende. Bei manchen Stotterern sieht das Gesicht  angestrengt aus, weil die Muskeln verkrampfen.

Was sind die Gründe?

Genau wissen Experten nicht, warum manche Menschen stottern. Der Sprechablauf wird schon im Gehirn gestört. Beide Gehirnhälften arbeiten falsch zusammen. Niemand muss sich dafür schämen. Denn er kann nichts dafür, dass er stottert. Wahrscheinlich ist es zum Teil vererbt: Meist haben Menschen, die stottern, stotternde Verwandte.

Worunter leiden Stotterer?

Viele Stotterer versuchen, das Sprechen vor Menschen zu vermeiden. Manche ziehen sich zurück, weil sie sich schämen und Angst vor dem Sprechen haben. Es gibt keinen Grund, stotternde Menschen auszulachen: Sie sind nicht dümmer als Menschen, die nicht stottern. Sie sind auch nicht nervöser oder ängstlicher. Wenn du jemanden kennst, der stottert, solltest du ihm zuhören, nicht unterbrechen und ihm Zeit geben, seine Sätze zu Ende zu sprechen.

Was kann man dagegen tun?

Bei vielen Kindern verschwindet das Stottern irgendwann wieder von selbst. Doch auch, wenn das nicht passiert: Stottern lässt sich gut behandeln. Sprachtherapeuten helfen Stotterern, Techniken zu erlernen, mit denen sie das Stottern in den Griff zu bekommen. Es kann auch helfen, der Klasse und dem Lehrer offen zu sagen, dass man stottert. Experten raten, selbstbewusst damit umzugehen und das Stottern zu akzeptieren.

Auch Prominente stottern

... und Marilyn Monroe (Foto: dpa)

… und Marilyn Monroe (Foto: dpa)

Auch diese berühmten Schauspieler stotterten: Bruce Willis (Foto: dpa)

Auch diese berühmten Schauspieler stotterten: Bruce Willis (Foto: dpa)

Es gibt einige berühmte Stotterer. Dazu gehört zum Beispiel der Graf von Unheilig. Vielleicht kennst du sein Lied „Geboren um zu leben“. Als Kind wurde er für sein Stottern gehänselt. Beim Singen stottert er nicht. Oder Mr. Bean, der im echten Leben Rowan Atkinson heißt – er soll früher auch gestottert haben. Genauso wie die amerikanische Schauspielerin und Sängerin Marilyn Monroe. Als Kind ging es auch Schauspieler Bruce Willis so. Beim Theaterspielen auf der Bühne war es aber verschwunden. So kam er zu seinem Beruf.

Von Kathy Stolzenbach