Mehr Müll als Fische

Mehr Müll als Fische
Hier räumen Aktivisten einen Strand in Indien auf. Ganz schön viel Arbeit! (Foto: dpa)

In etwa 30 Jahren wird in unseren Meeren mehr Müll schwimmen als Fische. Diesen Satz muss man dreimal lesen – so krass ist er. Aber keiner will, dass es so weit kommt. Deswegen schmiedet die Europäische Union (EU, Zusammenschluss aus 28 Staaten) gerade fleißig Pläne zur Müll-Vermeidung. Das größte Problem ist dabei Plastik. Wir bringen dich auf den aktuellsten Stand – und stellen dir einen Mann aus den Niederlanden vor (weiter unten).

Wie sieht es gerade aus?

Süßigkeiten, bei denen jedes Bonbon einzeln eingewickelt ist, Gurken, die eingeschweißt sind, und all die Kaffeebecher der Erwachsenen: Im Jahr 2015 hat jeder Deutsche durchschnittlich 37,4 Kilogramm Plastikverpackungen weggeworfen. Stell dir mal vor: Das ist so viel wie 37 ganze und eine halbe Packung Milch. Sehr viel Müll also, vor allem, wenn man bedenkt, wie leicht eine einzelne Plastikverpackung ist. Damit ist Deutschland eines der Länder in Europa, wo am meisten Plastikmüll entsteht.

Was passiert mit dem Müll?

Eigentlich kann man Plastik gut wiederverwerten: Man nimmt alte Plastikpackungen, behandelt sie und stellt daraus neue Verpackungen her. Das nennt man „Recycling“ – und es funktioniert mit den meisten Plastiksorten. Trotzdem wird nur ungefähr ein Drittel des Plastikmülls wiederverwertet. Der Rest landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt.

Ungefähr die Hälfte wird auch in andere Länder gebracht. Damit ist jetzt aber Schluss. Denn China, wo bisher der meiste Plastikmüll gelandet ist, nimmt keinen Müll aus Europa mehr auf. Deswegen werden Deutschland und andere Länder sehr bald ein sehr großes Plastikproblem haben. Und deswegen will die EU sich jetzt neue Lösungen ausdenken.

Was will die EU tun?

Für jeden Einkauf eine extra Plastiktüte? Das muss echt nicht sein. (Foto: dpa)

Plan eins: Die Leute sollen insgesamt weniger Plastik verbrauchen. Und es soll mehr Plastik recycelt werden. Die EU sagte am Dienstag: Bis 2030 soll das gesamte Verpackungsmaterial in den europäischen Ländern wiederverwertbar sein.

Plan zwei: Es soll weniger beziehungsweise kein Mikroplastik mehr verwendet werden. Mikroplastik sind winzige Plastikstückchen, die unter anderem in Zahnpasta stecken. Diese kleinen Teilchen gelangen ins Meer, werden versehentlich von Fischen gefressen – und landen wieder auf unserem Teller (zumindest, wenn wir Fisch essen).

Plan drei: Viele Leute, die auf Schiffen arbeiten, schmeißen ihren Müll ins Meer. Jetzt sollen alle Häfen diesen Müll annehmen – und an Land recyceln.

Plan vier: Weniger Plastiktüten verbrauchen. Und hier gibt’s endlich mal gute Nachrichten: Seit Plastiktüten in vielen Läden Geld kosten, benutzen die Deutschen weniger Tüten.

Was kannst du tun?

Jetzt hast du viel über Politiker und große Unternehmer gelesen. Aber wusstest du, dass auch du einiges ausrichten kannst? Das ist eigentlich ganz leicht: Wenn du zum Einkaufen mit deinen Eltern gehst, dann nimm einen Jutebeutel oder einen Korb mit – und kauf keine Plastiktüten an der Kasse. Kauf keine Äpfel, die eingeschweißt sind, sondern welche, die lose im Karton liegen. Verzichte auf Süßigkeiten, bei denen jedes Teil einzeln verpackt ist. Benutz bei deiner nächsten Geburtstagsparty kein buntes Plastikgeschirr, sondern das aus Edelstahl, das man in die Spülmaschine räumen kann. Und: Trenn deinen Müll ordentlich. Denn wenn wirklich nur Plastikmüll in der gelben Tonne ist, kann er besser recycelt werden.

Boyan Slat, der Meeresretter

Boyan Slat (23) kommt aus den Niederlanden. Mit 16 Jahren machte er Urlaub in Griechenland – und entdeckte beim Tauchen mehr Müll als Fische. Seitdem setzt er sich dafür ein, die Meere vom Müll zu befreien. Mittlerweile hat er sogar ein eigenes Unternehmen gegründet: „The Ocean Cleanup“ (die Meeressäuberung).

Das ist seine Idee: Ein Plastikrohr, das einen Kilometer lang und gebogen ist, schwimmt im Meer. Beide Enden sind mit einem Anker verbunden. Der sorgt dafür, dass das Rohr nicht ganz wegschwimmt. Auf der gesamten Länge des Rohres hängt ein kurzer Vorhang. Das Plastik wird von der Strömung getrieben – und bleibt im Vorhang hängen. Die Meerestiere jedoch können darunter hertauchen. Schiffe sollen den Müll dann wegbringen. Einen Test gab es schon. Im Frühjahr soll sich der Müllfänger im Pazifischen Ozean beweisen.

Von Angela Sommersberg