Wie ist es, hochbegabt zu sein?

Wie ist es, hochbegabt zu sein?
Oskar (links) und Rico jagen im Film Stein-Diebe. (Foto: dpa)

Oskar ist superschlau. Aber auch ganz schön durchgeknallt. Ständig hat er Angst vor der Welt um sich herum. Im Gegensatz zu seinem „tiefbegabten“ Kumpel Rico ist Oskar hochbegabt. Zum heutigen Filmstart von „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ haben wir mit unserer Kinderreporterin Lea Zoé und ihrer Mutter über das Thema gesprochen. Denn Lea Zoé ist – wie Oskar – hochbegabt. 

Ein hochbegabter Mensch ist sehr viel intelligenter als der Durchschnitt, also die meisten anderen Menschen. Um das festzustellen, werden verschiedene Tests gemacht. Unter anderem wird gemessen, wie intelligent jemand ist. Bei manchen  Menschen ist das nur in bestimmten Bereichen so, sie können zum Beispiel besonders gut Sprachen lernen.

Allein Lesen gelernt

Kinderreporterin Lea-Zoé (Foto: Goyert)

Kinderreporterin Lea-Zoé (Foto: Goyert)

Lea Zoé ist in allen Bereichen hochbegabt. Aufgefallen ist das im Kindergarten. „Lea Zoé saß allein in einer Ecke und hat gebastelt oder gelesen“, sagt ihre Mutter Karin Balke. Die Eltern haben nicht gemerkt, dass ihre Tochter lesen konnte. „Wenn sie laut in einem Buch las, dachten wir, sie könne das auswendig. Weil wir ihr es schon mal vorgelesen hatten.“

In Wirklichkeit hatte sich Lea Zoé allein Lesen beigebracht. Als die Hochbegabung festgestellt wurde, war sie in der ersten Klasse. „Viele denken: Ist doch super, dass Lea Zoé so schlau ist“, berichtet die Mutter. „Aber der Alltag  fällt total schwer.“ Einfache Dinge, wie Socken anzuziehen zum Beispiel. „Oft ist Lea Zoé in ihrer Welt gefesselt. Dann bleibt für sie die Zeit stehen. Sie hat so viele Eindrücke, sieht so viele Details. Dadurch kann sie sich schwer auf eine Sache konzentrieren.“ Für die Hausaufgaben braucht sie daher oft lange.

Stifte sortieren

Die Zehnjährige besucht die sechste Klasse. Und obwohl sie so schlau ist, kam sie auch schon einmal mit einer schlechten Note nach Hause. „Sie hat erst bei der letzten Vokabel mitbekommen, dass die Klasse einen Test schreibt. Vorher hat sie ihre Stifte sortiert“, sagt ihre Mutter. Und auch beim Spielen mit anderen Kindern wird deutlich, dass Lea Zoé besonders ist: „Sie liebt es, lange Anleitungen von Gesellschaftsspielen zu lesen. Aber beim Fußballspielen ist sie überfordert. Sie steht da und denkt über die Regeln nach.“ Andere Leute finden es auch manchmal seltsam, wie die Zehnjährige spricht: „Sie hat schon sehr früh wie eine Erwachsene geredet.“

Das sagt Lea Zoé:

„Ich fühle mich ganz normal. Aber andere Menschen verstehen oft nicht, was ich sage. Manchmal verstehe ich Dinge auch nicht so gut, zum Beispiel Regeln beim Fußballspielen. Die Lehrerin in der ersten Klasse dachte, ich könnte nicht schreiben. Aber mir war es zu langweilig, einzelne Buchstaben nachzumalen. Denn da konnte ich schon längst Wörter schreiben.

In meiner Klasse habe ich gesagt, dass ich hochbegabt bin. Manche haben das erst nicht geglaubt und dachten, dass ich angeben will. Bei Hausaufgaben und Klassenarbeiten kann ich mich nicht gut konzentrieren. Ich habe dann so viel anderes im Kopf. Lesen ist meine große Leidenschaft. Ich verschlinge Bücher: Zwei bis drei sind es in einer Woche.

Im Alltag entdecke ich überall Dinge, die ich erforschen will. Meine Mutter und Lehrer finden den Zeitpunkt nicht immer passend, aber ich kann mich für alles in der Natur und Wissenschaft begeistern und vergesse die Welt um mich herum. Ich finde es gut, dass ich mir Sachen so gut merken kann. Lernen muss ich nicht. Wenn ich Vokabeln ein oder zweimal lese, behalte ich sie. Oft sind andere Leute genervt, wenn ich sie verbessere, auch Erwachsene. Sie sagen dann, ich soll nicht so klugscheißerisch sein.  Manchmal schreibe ich trotzdem schlechte Noten. Dann ärgere ich mich, weil ich weiß, dass ich es besser könnte. Wenn ich mich entscheiden könnte, wäre ich gern weiter hochbegabt, aber ohne die Konzentrationsstörungen. Dann hätte ich weniger Ärger.“

Von Kathy Stolzenbach

An diesem Donnerstag startet „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ im Kino. Es ist der dritte und letzte Teil der Reihe. Dieses Mal erleben die Freunde ein Abenteuer in den Ferien.  Sie jagen die Diebe einer Steine-Sammlung, die der Nachbar Rico vererbt hat.