Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof

Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof
In einer Apotheke im Kölner Hauptbahnhof hat es eine Geiselnahme gegeben, weswegen Polizeibeamte vor dem Hauptbahnhof in Position gegangen sind. Foto: Marius Becker/dpa

Du hast es vermutlich gehört: Am Montag ist am Hauptbahnhof in Köln etwas Schreckliches passiert. Ein Mann hat eine Frau als Geisel genommen. Was war da los? Was steckt dahinter? Und wie gehst du jetzt mit den mulmigen Gefühlen um? Das haben wir die Kölner Kinder-Psychologin Elisabeth Raffauf gefragt.

Ein Polizist steht vor der Apotheke im Hauptbahnhof. Foto: Oliver Berg/dpa

Was war in Köln los?

Am Montagmittag hat ein Mann im McDonald’s im Kölner Hauptbahnhof mit einem Brandsatz ein Feuer ausgelöst. Dabei wurde ein 14-jähriges Mädchen verletzt und kam ins Krankenhaus. Danach flüchtete der Täter in die Apotheke nebenan. Er war mit einer Pistole bewaffnet und nahm eine Mitarbeiterin als Geisel. Die Polizei räumte den Hauptbahnhof, niemand durfte hinein, es fuhren keine Züge mehr. Immer mehr Polizisten wurden zum Bahnhof gerufen. Ungefähr zwei Stunden lang hielt der Täter die Frau gefangen. Dann wollte er auch in der Apotheke Feuer legen und bedrohte die Frau. Jetzt griffen Spezial-Polizisten ein: Sie überwältigten den Mann und befreiten die Frau.

Wer ist der Täter?

Bei dem Angriff wurde der Täter sehr schwer verletzt. Er liegt immer noch im Krankenhaus und ist nicht ansprechbar. Er wird gut von der Polizei bewacht. Deswegen konnte der Mann noch nicht befragt werden. Bisher ist noch einiges unklar. Nach der Tat haben Polizisten aber einen Ausweis gefunden, der dem Täter gehört. Der Mann ist 55 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Syrien und lebt seit mehreren Jahren in Köln. Es ist möglich, dass er mit seiner Tat einen Terror-Anschlag begehen wollte. Das untersucht die Polizei noch.
Nun fragen sich viele: Wie kann jemand etwas so Furchtbares tun? Der Mann war wahrscheinlich geistig und seelisch krank, sicher weiß man das noch nicht. Klar ist für Psychologin Elisabeth Raffauf aber: „Solche Menschen haben in ihrem Leben ganz schlimme Erfahrungen gemacht und nicht ausreichend gelernt, sich gut zu verhalten.“

Bahn-Mitarbeiter schickten Reisende zurück. Foto: Oliver Berg/dpa

Wie geht es weiter?

Nach der Tat hat die Polizei den Bahnhof sehr gründlich abgesucht. Erst als sie sicher war, dass keine Gefahr mehr besteht, durften Reisende das Gebäude wieder betreten und die Züge fahren. Der McDonald’s und die Apotheke waren aber am Dienstag noch gesperrt. Die Polizei bewacht den Bahnhof noch aufmerksamer als sonst. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass so etwas bald wieder in Köln passiert. „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass es viel wahrscheinlicher ist, dass jemand vom Blitz getroffen wird, als dass jemand in so eine Situation gerät“, sagt Elisabeth Raffauf. Unser Kopf weiß, dass uns eigentlich keine Gefahr droht und wir sicher sind. Trotzdem haben viele nun mulmige Gefühle oder sogar Angst, wenn sie daran denken, am Hauptbahnhof zu sein.

Was kannst du jetzt tun?

„Es ist verständlich, jetzt Angst zu haben. Auch viele Erwachsene fühlen sich gerade nicht gut“, sagt Elisabeth Raffauf. Wichtig ist, dass du die Angst nicht verdrängst und mit deinen Eltern oder einer anderen Person, die du magst, darüber sprichst. „Es ist auch okay, in nächster Zeit erstmal nicht an den Hauptbahnhof zu gehen. Wenn man bereit ist, kann man zum Beispiel zusammen mit den Eltern oder Freunden hingehen.“ So kann man neue, gute Erinnerungen an diesen Ort schaffen. Solche Erinnerungen helfen, uns gut und sicher zu fühlen.

Falls du in den Herbstferien noch mit dem Zug wegfahren wolltest, musst du diese Reise nicht absagen. „Vielleicht kannst du der Angst entgegen gehen und überlegen, wer dich zum Bahnhof bringt oder wer dich sogar auf der Reise begleiten kann.“ Dann könnt ihr über etwas Schönes reden oder euch mit Spielen ablenken.

Von Angela Sommersberg