Eine Schule für Youtube-Stars

Eine Schule für Youtube-Stars
Im Youtube Space lernen Youtuber, zu schneiden, mit Licht umzugehen und vieles mehr. (Fotos: Markus Mielek, YouTube)

Ein Youtube-Studio? Das klingt erst mal komisch. Immerhin filmen die meisten Youtuber in ihrem eigenen Zimmer oder in ihrer Nachbarschaft. Gerade bei der Online-Video-Plattform geht es ja darum, ganz nah dran zu sein an den Stars vor der Kamera. Viel näher, als es bei den Fernseh-Stars geht. Wir haben uns im Youtube-Studio umgeschaut.

Das Youtube Space

Vor einem halben Jahr hat der Internet-Riese Youtube das erste Studio, ein sogenanntes „YouTube Space“, in Deutschland eröffnet. Davon gibt es bisher sieben Stück, verteilt über die ganze Welt: In Los Angeles, einer Stadt im Westen der USA, genauso wie im japanischen Tokio oder in der britischen Hauptstadt London. Und jetzt eben auch in unserer  deutschen Hauptstadt Berlin.

Die Ausstattung

Das Studio liegt versteckt im Hinterhof.

Das Studio liegt versteckt im Hinterhof.

Das Haus liegt versteckt in einem Industriegebiet. Gleich nebenan drehen die Fernseh-Clowns Joko und Klaas ihre Show „Circus Halligalli“. Auf zwei Stockwerken stellt Youtube seinen Nachwuchs-Talenten hier zur Verfügung, wovon andere nur träumen können: Ein riesiges Studio mit mehreren Kameras, Ton-Anlage und Dutzenden Scheinwerfern, die von der Decke baumeln. Ein Maskenraum zum Schminken, Konferenz-, Schnitt- und Vorführräume.

Im oberen Stockwerk warten zwei Zimmer, in denen die Kulissen ständig wechseln. Erst waren sie Hotelzimmer, zu Halloween dann Grusel-Höhlen, und im Dezember war dort ein Winter-Wunderland mit Weihnachtsbaum und Zuckerstangen eingerichtet worden. Inzwischen gibt es auch eine Küche – die Youtuber selbst hatten sich die speziell für Koch-Aufnahmen gewünscht. Wer mehr als 1000 Abonnenten auf seinem Kanal hat, darf in jedem Raum umsonst drehen.  Das ist ein großer Vorteil.

Die Akteure

Heute ist viel los: Ella the Bee filmt mit einer Freundin vor den Kulissen eine Weihnachts-Überraschung für ihre 69000 Fans, der aus Potsdam stammende DarkViktory stellt einen neuen Teil seiner Kurzfilm-Reihe „Tubeclash“ vor. Seine Freunde und auch Kollegen sind dafür angereist.

Auch Youtuberin Melissa Lee ist gekommen. Die 26-Jährige hüpft gut gelaunt und gelassen über den Flur. Vor ein paar Monaten sah das aber noch ganz anders aus: Da war Melissa selbst der Star im Studio. Zur „Fashion Week“ wurde nämlich der Hauptraum in einen Laufsteg verwandelt, andere Youtuber waren als Models eingeladen. Sie alle führten Kleider vor, die Melissa selbst genäht hatte.

Lernen ist wichtig

Sogar einen Maskenraum zum Schminken gibt es hier.

Sogar einen Maskenraum zum Schminken gibt es hier.

Das Studio soll drei Dinge möglich machen, sagt Leiterin Mounira Latrache: „Lernen, verbinden, erschaffen.“ Vor allem das „lernen“ sei sehr wichtig: „Um Filmen zu lernen, muss man heute fast zur Uni gehen“, sagt Latrache. „Aber viele wollen ja keine Spielfilme drehen, sie wollen schnell und einfach erfahren, wie man Videos selbst produziert.“

Also ist das Studio auch eine Schule für Einsteiger. In unterschiedlichen Workshops bringen Experten ihnen zum Beispiel bei, wie man innerhalb von zwei Stunden ein Video dreht, schneidet und online stellt. Oder wie man mit dem Licht umgeht, den Ton verbessert oder seine Videos auf sozialen Plattformen wie zum Beispiel Twitter und Facebook oder Instagram besser vermarktet.

Spaß an der Arbeit

Für die Workshops gibt es keine Mindest-Abonnenten-Zahl. Das heißt, jeder mit einem Youtube-Kanal darf daran teilnehmen. Und das Interesse ist ziemlich groß: 3000 Jung-Produzenten haben laut Latrache im letzten halben Jahr im Studio gepaukt und gearbeitet. Sie reisen dafür aus ganz Deutschland an, auch Youtuber aus Köln machen sich auf die mehrstündige Zugfahrt nach Berlin.

Das Erfolgsrezept

Auch Melissa hat hier schon einen Kurs besucht. Denn das Schneiden und Zusammenbasteln des Videomaterials sei für sie immer ein Horror gewesen, sagt sie. „Ich habe das halt nie gelernt!“ Noch immer mag sie das Schneiden am wenigsten an ihrer Arbeit. „Aber es ist besser geworden.“

Ein Erfolgsrezept, um Youtube-Star zu werden, gibt es trotz aller Büffelei übrigens nicht. „Mach was, wofür du dich wirklich begeisterst“, empfiehlt Mounira Latrache.

Von Annika Leister