Eine Kaiserin mit Tattoo

Eine Kaiserin mit Tattoo
Szene des Films "Sissi, die junge Kaiserin". Auch dieses Jahr läuft er wieder an Weihnachten im Fernsehen - am 25.12.2020 in der ARD. Foto: ARD/Degeto /dpa

„Der Grinch“, „Schöne Bescherung“ oder „Santa Clause“: Zurzeit kann man sich im Fernsehen viele Weihnachtsfilme anschauen. Fast immer läuft an den Festtagen aber auch ein Film, der eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun hat: „Sissi“.

Die Sissi-Filme haben gar nicht so viel mit der echten Sisi zu tun. Das geht schon bei der Schreibweise des Vornamens los. Foto: UPI/dpa

In den drei Filmen aus den 1950er Jahren geht es um Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Aber wusstest du, dass die Kaiserin in Wirklichkeit gar nicht so süß und kindlich war, wie sie in den Filmen dargestellt wird? „Die echte Sisi hat mit der Film-Figur nichts gemeinsam“, sagt Miriam Szwast. Sie hat im Kölner Museum Ludwig eine Ausstellung über die Kaiserin organisiert.

Ein Gemälde der Kaiserin Elisabeth von Österreich, Sissi. Foto: Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild/dpa

Wer war Sisi?

Die meisten kennen Kaiserin Elisabeth unter ihrem Spitznamen Sisi, oder auch Sissi – es geht beides. Im Jahr 1854 heiratete sie den österreichischen Kaiser Franz Joseph. Da war sie gerade einmal 16 Jahre alt. Eigentlich sollte Elisabeths ältere Schwester den Kaiser heiraten. Doch der junge Kaiser verliebte sich stattdessen in Elisabeth – und sie sich wohl auch in ihn.

Auf das strenge Leben am Hof war sie aber nicht richtig vorbereitet worden. Daher fühlte sich Elisabeth dort nie wirklich wohl. Auch mit ihrer Schwiegermutter kam sie nicht klar. Die fand nämlich, dass Sisi als Kaiserin völlig ungeeignet sei. Eines aber ist in den Filmen und in Wirklichkeit gleich: Als sie lebte, galt Sisi als eine der schönsten Frauen der Welt. Noch heute wird sie von vielen Menschen für ihre Schönheit bewundert.

Die Kaiserin ließ sich nicht gerne fotografieren. Foto: Museum Ludwig Köln/dpa

Warum gibt es kaum Fotos?

Für ihre Schönheit gibt es aber nur wenige Beweise. Denn die Kaiserin ließ sich überhaupt nicht gerne fotografieren. „Sie war menschenscheu und wollte am liebsten gar nicht erkannt werden“, erzählt Miriam Szwast. Im Kölner Museum Ludwig werden 18 private Alben von Kaiserin Sisi aufbewahrt. Im Oktober wurde auch eine Ausstellung mit diesen Fotos eröffnet. „In den Alben sind insgesamt 2000 Fotos. Sisi selbst ist aber nur auf fünf Bildern zu sehen – und nur auf einem einzigen zusammen mit ihrer Familie“, verrät Miriam Szwast.

Auf einem Foto dreht Sisi dem Fotografen sogar den Rücken zu und trägt einen Schleier vor dem Gesicht. Auf einem anderen versteckt sie ihr Gesicht komplett hinter einem Fächer. Später ließ sich Sisi dann gar nicht mehr fotografieren. Nicht einmal die Ärzte durften eine Röntgen-Aufnahme von ihr machen.

Warum sammelte sie Bilder?

Auch wenn sie von sich selbst keine Fotos machen ließ, war Sisi eine begeisterte Sammlerin. Vor rund 150 Jahren war das bei vielen Frauen sehr beliebt. So sammelte die Kaiserin beispielsweise Aufnahmen von ihren Geschwistern, ihren Hunden und ihren Freunden. Sie legte aber auch sogenannte Schönheiten-Alben an.

Dafür ließ sich Elisabeth Fotos von sehr unterschiedlichen Frauen besorgen. Das konnten Adelige sein, Schauspielerinnen oder auch völlig unbekannte Damen. Auf den Bildern sind die Frauen oft verkleidet, tragen kurze Röcke und zeigen ihre Beine. Manche haben sogar Hosen an. Das war damals richtig verwegen. Sisi selbst ließ sich sogar einen Anker tätowieren und trug oft schwarze Kleider. Diese Mischung zeige, dass Sisi nicht viel vom Kaiserreich hielt und ihr die Regeln am Hof ziemlich egal waren, findet die Fachfrau. Die Kaiserin lebte auch gar nicht gerne am Hof. Dort war ihr alles viel zu streng. Sie reiste stattdessen lieber durch die Welt, was beim Volk nicht so gut ankam. Aber auch das war Elisabeth egal.

Das Museum Ludwig verwahrt achtzehn Alben von Sisi mit rund 2000 Fotografien. Foto: Oliver Berg/dpa

Was hat sie gerne gemacht?

Außerdem sei die Kaiserin eine scharfe Beobachterin gewesen, lernte mehrere Sprachen und las viel. Sie soll sich auch super mit den Stücken des englischen Dichters William Shakespeare ausgekannt haben.

Und Sisi schrieb Gedichte. In denen konnte sie teilweise ganz schön fies werden. Zum Beispiel, wenn sie sich über andere Leute lustig machte. Deshalb entschied sie, dass die Gedichte unter Verschluss bleiben müssen. Erst viele Jahre nach ihrem Tod durften sie veröffentlicht werden.

Die Ausstellung „Sisi privat. Die Fotoalben der Kaiserin“ im Museum Ludwig ist wegen Corona zurzeit geschlossen. Das Museum öffnet frühestens am 10. Januar 2021 wieder. Die Ausstellung geht noch bis zum 21. Februar. Auf der Homepage des Museums kannst du dir mit deinen Eltern aber einige Bilder angucken: https://www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/sisi-privat-die-fotoalben-der-kaiserin.html

Von Stefanie Paul (dpa) und Angela Sommersberg