Ali Mitgutsch – Der Erfinder der Wimmelbücher

Ali Mitgutsch – Der Erfinder der Wimmelbücher
Das Tolle an den Bildern von Ali Mitgutsch ist, dass es so viel zu entdecken gibt. Auch wer sich ein Buch oft angesehen hat, findet immer wieder Neues. (Foto: Ravensburger Buchverlag)

Kannst du dich noch daran erinnern, wie du lesen gelernt hast? Und dass es eine Zeit davor gab, in denen dir deine Eltern vorgelesen haben oder du Bücher ohne Text angeschaut hast? Das fühlt sich wahrscheinlich schon ganz weit weg an. Bilderbücher gehören in jede Kindheit. Und schon seit Jahrzehnten gehören ganz bestimmte Bilderbücher zu den ersten Buch-Erfahrungen. Es sind die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch. Er wird heute 80 Jahre alt.

Ali Mitgutsch wird am 21. August 2015 80 Jahre alt. (Foto:  Anja Koehler)

Ali Mitgutsch wird am 21. August 2015 80 Jahre alt. (Foto: Anja Koehler)

Bücher, die wimmeln

Wimmelbücher heißen so, weil die bunten Bilder voll sind mit Menschen, Tieren, Blumen, Autos und vielen kleinen Dingen, die es erst einmal zu entdecken gilt. Die Doppelseiten wimmeln von Figuren und Geschichten. Beim Anschauen entdeckt man immer wieder Neues: Hinter einer Hauswand, einem Fenster, einem Baum. Die gemalten Szenen erzählen auch ohne Text viele Geschichten, weil sie so viele Einzelheiten zeigen. Der Zeichner möchte damit zeigen: Immer passiert überall viel Interessantes. Am Strand, auf dem Bauernhof, auf der Kirmes, im ganz normalen Alltag. „Man muss es bloß sehen“, sagt Ali Mitgutsch

Der Autor und Zeichner

Bisher wurden mehr als 1,3 Millionen Bücher von Ali Mitgutsch verkauft. (Foto: Ravensburger Verlag)

Bisher wurden mehr als 1,3 Millionen Bücher von Ali Mitgutsch verkauft. (Foto: Ravensburger Verlag)

Der Erfinder der Wimmelbücher wurde am 21. August 1935 als Alfons Mitgutsch in München geboren. Dort lebt er auch heute noch. Als er vier Jahre alt war, begann der Zweite Weltkrieg. Seine Familie war sehr arm. Ali Mitgutsch erinnert sich genau, wie seine Mutter ihm und seinen Geschwistern immer spannende Geschichten erzählt hat. „Sie lockte uns mit ihnen in eine andere, wundersame Welt“, berichtet er in einem Buch über seine Kindheit. In der Schulzeit wurde er gehänselt, hatte keine Freunde. Also erfand er welche, flüchtete in Fantasiewelten.

So hat alles begonnen

Auch an den Auslöser für seine späteren Wimmelbilder erinnert Ali Mitgutsch sich genau: Einmal durfte er mit seiner Schwester auf einem Riesenrad fahren. Aus der Gondel blickte er hinab. „Es passierte so viel gleichzeitig, die Geschichten gingen nicht aus: Menschen liefen über den Platz, kamen zu Gruppen zusammen, lösten sich wieder auf, Kinder jagten hintereinander her, ein Junge kletterte einen Laternenpfahl hinauf“, erinnert er sich in seinem Buch. Das Riesenrad ist auch in seinem ersten Wimmelbuch zu sehen.

Erfolgsgeschichte

Das erste Wimmelbuch von Ali Mitgutsch ist 1968 erschienen. Es heißt „Rundherum in meiner Stadt“ und wurde ein Jahr später mit dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Bisher wurde es mehr als 1,3 Millionen Mal verkauft. Das ist mehr, als es in Köln Einwohner gibt. Insgesamt hat Ali Mitgutsch in Deutschland mehr als fünf Millionen Wimmelbücher verkauft. Auch in einigen anderen Ländern erscheinen seine Werke, demnächst sogar in Südkorea. Manche Wimmelbücher sind riesengroß – Ali Mitgutsch wollte „Bilder zum Reinkriechen“ schaffen. Es sind mehr als 70 Bücher, Poster und Puzzles von ihm erschienen. Die  Bücher gibt es auch in digitaler Form als Wimmelspiel-Apps. Inzwischen malt Ali Mitgutsch nicht mehr so viel. Aber wenn er unterwegs ist, hat er immer Block und Stift dabei. Er beobachtet seine Umgebung und seine Mitmenschen ganz genau. Deswegen sehen die Figuren in seinen Bildern so lebendig aus.
Von Kathy Stolzenbach